Entwicklung
Ziel: Aufwertung für Michelsneukirchen

Wo steht der Ort in zehn Jahren? Mit der umfassenden Dorferneuerung hat die Gemeinde ein großes Projekt vor der Brust.

05.07.2021 | Stand 16.09.2023, 2:08 Uhr
Die Gemeinde Michelsneukirchen strebt mittelfristig eine Dorferneuerung an. −Foto: Bastian Schreiner

Mittelfristig strebt die Kommune eine umfassende Dorferneuerung an. Dadurch soll die Gemeinde aufgewertet und fit für die Zukunft gemacht werden. Die große Frage: Wo steht Michelsneukirchen in zehn Jahren? „Wir brauchen einen Plan, um drei oder vier wichtige Projekte anpacken zu können“, sagte Bürgermeister Christian Raab bei der Sitzung des Gemeinderates in der Turnhalle. Erik Bergner, Baudirektor beim Amt für Ländliche Entwicklung Oberpfalz, informierte das Gremium über Ablauf, Ziele, Zeitplan und Fördermöglichkeiten bei der Dorferneuerung.

Die Gemeinden stehen heutzutage vor vielen Herausforderungen, meinte Bergner. Zum einen müssten infrastrukturelle, wirtschaftliche und ökologische Rahmenbedingungen für das Leben im Dorf geschaffen werden. Zum anderen solle der Gemeinschaftsgeist erhalten oder neu belebt werden. Zudem solle eine Strategie erarbeitet werden, die eine zukunftsfähige Entwicklung sichert. Das Amt verstehe sich als Unterstützer für den ländlichen Raum, so Bergner. Bei der umfassenden Dorferneuerung, die für eine Gemeinde mit unter 2000 Einwohnern wieMichelsneukirchenin Frage komme, müssten jedoch mehr Bereiche als nur Bau beachtet werden. Es gehe auch um Ökologie, Wirtschaft und Kultur.

Vorrangig werden bei der Dorferneuerung Gemeinden berücksichtigt, die besonders vom Strukturwandel in der Landwirtschaft sowie vom Bevölkerungsrückgang betroffen sind oder finanzschwach sind. Entscheidend ist laut Bergner auch, dass die Bürger mit ihm Boot sind. Die Bewohner sollen sich deshalb aktiv beteiligen und Ideen und Vorschläge einbringen. „Das erhöht auch die Akzeptanz“, weiß er aus Erfahrung.

Viele Aktionen im Vorfeld

Durch die Dorferneuerung sollen laut Bergner unter anderem die Potenziale vor Ort gestärkt, das Bewusstsein für die dörfliche Lebenskultur und die Bereitschaft zur Zusammenarbeit in der Region vertieft werden. Ferner werden die Innenentwicklung und der sparsame Umgang mit Grund und Boden gefördert. Ebenso sollen Beiträge zum Klimaschutz, zur Grundversorgung, zur Mobilität, zur Barrierefreiheit und zur Digitalisierung geleistet werden.

Voraussetzung für die Anordnung sei ein Antrag der Gemeinde. Der Baudirektor gab jedoch zu bedenken, dass die Nachfrage sehr hoch sei und das Amt für Ländliche Entwicklung die GemeindeMichelsneukirchenfrühestens 2025 in das Programm aufnehmen könne. Im Vorfeld stehen bereits viele Schritte an: So werden Arbeitskreise gegründet, Probleme und Potenziale erfasst, Ortsrundgänge und Diskussionsrunden organisiert, Zielvorstellungen formuliert und Konzepte erstellt. Mit einem Anordnungsbeschluss entstehe eine „Teilnehmergemeinschaft Dorferneuerung“, die dann zusammen mit der Gemeinde als Träger des Verfahrens fungiere.

Die Höhe der Förderung liege derzeit bei 53 Prozent. Über die ILE könnten weitere zehn Prozent locker gemacht werden, so dass die Gemeinde mit 63 Prozent rechnen könne. Der genaue Anteil stehe aber erst zu Beginn der Maßnahme fest, da er sich nach der aktuellen Finanzkraft der Kommune richte. Es werden sowohl öffentliche als auch private Maßnahmen gefördert, sagte er. Dazu würden neben der Gestaltung von Vorbereichs- und Hofräumen auch Kleinstunternehmen zur Grundversorgung mit bis zu 45 Prozent, höchstens 200 000 Euro, je Anwesen profitieren. Als Beispiele nannte er Bäcker, Metzger oder Wirte. Das lohne sich natürlich, diese im Ort zu halten.

Hürde:Gemeinschaft:Fokus:
Die Gemeinderäte gaben zu bedenken, dass sich viele Leerstände in Privatbesitz befänden. Beginnt einer, springen weitere Privatleute auf und sanieren oder verkaufen Gebäude, so Bergner.Mehrmals wurde der Wunsch nach einem barrierefreien Gebäude und einer Aufwertung der Gehwege entlang der Hauptstraße geäußert. Man müsse dann bei der Planung Prioritäten setzen, sagte der Fachmann.Laut Bergner soll der Schwerpunkt auf dem Hauptort liegen, Ortsteile seien außen vor.

Generell gehe es darum, nicht nur Kosmetik zu betreiben, sondern sich Gedanken über die Zukunft der Gemeinde zu machen, betonte Bergner, der dann Impressionen von früheren Prozessen zeigte. Oberstes Ziel bei all den Wünschen sei, die Aufenthaltsqualität zu steigern und nach „dorfgerechten Lösungen“ zu suchen. Der Charakter des Ortes solle dabei jedoch erhalten bleiben.

Ideen für Michelsneukirchen

Auch für Michelsneukirchen habe man sich im Vorfeld schon Gedanken gemacht. Auf der Liste stehen beispielsweise ein Gemeinschaftshaus samt Abbruch des Rathauses und Platzgestaltung, neue Gehwege entlang der Hauptstraße, Renaturierung des Dorfteiches oder Abriss von Leerständen mit anschließenden Neubauten. Die Gemeinde könnte eventuell zusätzlich mit EU-Mitteln rechnen, ergänzte Bergner, der als Auftakt zur Dorferneuerung das Jahr 2023 nannte. Frühestens 2024 könne man dann einen Plan erstellen. „Es ist Geduld gefragt. Das wird kein Sprint, sondern ein Marathonlauf“, sagte der Bürgermeister. Ziel sei, das „Riesen-Projekt“ bis zur 800-Jahr-Feier von Michelsneukirchen 2031 umzusetzen.