Projekt
Abwarten oder Teil der Kosten selber tragen?

Gesprächsrunde zur Planung des Neukirchener Geh- und Radwegs machte deutlich, was derzeit machbar ist und was nicht.

29.05.2022 | Stand 15.09.2023, 4:54 Uhr
Helga Brandl
Richard Bosl vom Straßenbauamt Regensburg (3. v. li.) informierte die Teilnehmer der Gesprächsrunde über den aktuellen Stand zur Geh- und Radwegverbindung „St 2154 Kolmstein-Tanneneck“. −Foto: Helga Brandl

Gedämpfte Euphorie im Neukirchener Rathaus bei einer Gesprächsrunde zur Planung des anvisierten Geh- und Radwegs entlang der Staatsstraße 2154 von Kolmstein nach Lam als Anbindung vom Hohenbogenwinkel zum Arber: Bürgermeister Markus Müller holte mit dem CSU-Landtagsabgeordneten Gerhard Hopp einen politischen Vertreter mit ins Boot, um sich über den Stand zur Umsetzung des Projekts zu informieren.

Richard Bosl vom Staatlichen Bauamt Regensburg zeigte im Beisein zweier Fachkollegen die Fakten mittels Bild- und Zahlenmaterial auf. Da das Projekt im Radwegeprogramm 2020-2024 nicht enthalten sei, könne es frühestens in der nächsten Förderperiode umgesetzt werden.

Vor Jahren schon besprochen

Bürgermeister Müller und 3. Bürgermeister Franz Altmann zeigten sich desillusioniert von dieser Botschaft, zumal das Vorhaben schon vor Jahren mit dem Straßenbauamt besprochen wurde. Neukirchen liege im Herzen einer starken Tourismusregion; auch die einheimische Bevölkerung sei viel mit dem Rad unterwegs. „Radfahren wird zunehmend attraktiver. Hier wäre jeder Kilometer Radweg wichtig“, so Müller. Er monierte, dass der Freistaat diese wichtige Thematik zwar mit Broschüren bewerbe, „aber außer Papier geht nichts weiter“.

MdL Hopp erachtete eine Einbindung seiner Person bei wichtigen Straßen- und Radwegebau-Projekten als durchaus sinnvoll. Der Schulterschluss von Verkehrs- und Finanzministern sei wertvoll, zudem lege er Wert auf gut ausgestattete, zentrale Förderprogramme.

Richard Bosl – selbst passionierter Radfahrer – erläuterte, dass stets zwischen wünschenswerten und zwingend notwendigen Maßnahmen zu unterscheiden sei, zumal im Landkreis neben dem Radwegebau auch der Bundes- und Staatsstraßenausbau forciert werde. Ein Schwerpunkt seien die Bestandserhaltung der Strecken und die Beseitigung von Unfall- und Gefahrenstellen. Bosl ging auf die Lage des favorisierten Projekts zum Radwegenetz ein und verdeutlichte anhand von Zustandserfassungsbildern, dass der sanierungsbedürftige Straßenabschnitt von Kolmstein bis Tanneneck auf 1,3 Kilometern Tücken habe. Mit dem Bau eines straßenbegleitenden Geh- und Radwegs müsste zwingend auch die Sanierung und Aufweitung der Staatsstraße 2154 auf eine Breite von 6,50 Metern einhergehen. Auch der Naturschutz spiele mit herein, weil im Hangabschnitt Richtung Tanneneck rechtsseitig ein nicht unwesentlicher Eingriff erfolgen würde.

Teure Straßenquerung

Auf halber Strecke müsste die Staatsstraße überquert werden, um eine Fortsetzung des Radwegs durch den Wald auf der bislang unbefestigten und in Gemeindebesitz befindlichen „alten Bezirksstraße“ zu erlangen. Eine Querung auf freier Strecke würde nach Rücksprache mit Polizei und Verkehrsbehörde eine Geschwindigkeitsbeschränkung verlangen. Ein Bauwerk zur Unterführung oder brückenartig über die Straße sei nicht finanzierbar.

Im Landkreis Cham sei von 360 Kilometern Staatsstraßen ein Drittel sanierungsbedürftig, so Bosl. Bei den Straßenbauarbeiten gehe man von knapp 650 000 Euro Kosten aus, dazu für den Geh- und Radweg weitere 1,3 Millionen. Planung und Finanzierung übernehme Bayern, es müsste aber mit einer längeren Wartezeit gerechnet werden. Sollte sie abgekürzt werden, bestünde alternativ die Möglichkeit, den Bau in kommunaler Sonderbaulast mit Fördermöglichkeiten abzuwickeln. Die Förderhöhe beliefe sich auf 75 Prozent, Planungskosten würden mit 12 Prozent gefördert. Bürgermeister Müller kündigte an, die beiden Varianten in einer der nächsten Marktratssitzungen zu behandeln. (kbr)