Baumassnahme
Kanalsanierung als Pilotprojekt

Umweltschonend, schnell und kostengünstig wurde der Ableitungskanal von Rittsteig zur Buchermühle instand gesetzt.

01.10.2021 | Stand 16.09.2023, 0:02 Uhr
Folie wird als trennende Gleitfläche eingezogen, bevor alle wichtigen Schritte ausgeführt werden. −Foto: Helga Brandl

„Respekt, wie hier von einem äußerst gut eingespielten Team gearbeitet wurde“, hat Bürgermeister Markus Müller das Ergebnis der Kanalsanierung gelobt. Müller besichtigte die Baustelle auf einem Streckenabschnitt bei der Buchermühle. Das Besondere dabei: Die Kanalsanierung geschah mittels UV-Schlauchliner-Verfahren, das durch kurze Bauzeit, moderate Preise und Umweltverträglichkeit punktet und keine Erdarbeiten für einen Kanalgraben erforderlich machte.

Bei der Instandsetzung der Abwasserverbindungsleitung von Rittsteig bis zur Kläranlage Buchermühle ging es darum, ein neues, statisch tragfähiges und glattes „Rohr im Rohr“ entstehen zu lassen. Beim Ortstermin mit dem Bürgermeister erläuterten Dipl. Ing. Jürgen Fruth vom Bauunternehmen Max Bögl und Philipp Riedl vom Ingenieurbüro „Riedl Weinberger Beratende Ingenieure“ den Ablauf der einzigartigen Inliner-Technik. Gleichzeitig führte das Team der Firma Bögl – quasi als Anschauung – die praktischen Arbeiten auf einer Teilstrecke von zehn Metern durch.

Mechanischer Verschleiß und dadurch hervorgerufene Undichtigkeiten sind häufige Mängel in einer alternden Kanalisation. Die Besonderheit bei diesem Kanal war das brisante Material der Rohrleitungen: Asbestzement. Nach aktueller Gesetzeslage ist ein Verbleib von geschädigten Asbestkanälen nach der Europäischen REACH-Verordnung nicht mehr zulässig. Es wäre ein Austausch des Kanals in offener Bauweise erforderlich.

Unter bestimmten Voraussetzungen darf das Asbestzementrohr unter strengen Auflagen saniert werden. Eine Rolle dabei spielen Umweltfaktoren. Die konventionelle, offene Bauweise hätte enorme Erdarbeiten, die zweimalige Unterquerung des Schicherbaches sowie die Rodung eines breiten Baufeldes durch eine weitläufige Waldfläche entlang der Kanaltrasse verursacht. Dieser Eingriff in das Biotop entlang des bewaldeten Schicherbachs konnte abgewendet werden. Nach Untersuchung möglicher Sanierungsvarianten wurde die praktikabelste Option gewählt, die am wenigsten in das Bestandsrohr eingreift: die Sanierung mittels UV-Licht-härtenden GFK-Schlauchlinern.

Verschiedene Auflagen

Bei der Kanalsanierung handelte es sich um Pionierarbeit: Für die Sanierung mithilfe des UV-Schlauchliner-Verfahrens gibt es kein zugelassenes „bautechnisches Verfahren“, wie in anderen mit Asbest hantierenden Branchen. Als Auflage waren neben einer vollständigen Arbeitsdokumentation vor und während der Bauausführung drei Probesanierungsabschnitte durchzuführen, mittels welcher die Asbestfaserkonzentration gemessen wurde, die den Grenzwert von 10 000 Fasern/Quadratmetern Luft unterschreiten musste. Alle hierfür erforderlichen Bedingungen wurden in der Ausschreibung des Ingenieurbüros „Riedl Weinberger Beratende Ingenieure“ berücksichtigt.

Im Wettbewerb setzte sich die Firmengruppe Max Bögl durch. Mit der Spezialabteilung „Rohrsanierung“ unter der bautechnischen Leitung von Jürgen Fruth konnten alle erforderlichen Unterlagen zur Freigabe beim Gewerbeaufsichtsamt eingereicht werden. Die Sanierungsmaßnahme wurde im laufenden Betrieb durchgeführt. Den Mischwasseranfall hatte man mittels Pumpe und einer provisorisch an der Geländeoberfläche verlaufenden Rohrleitung um die bearbeitete Kanalstrecke geleitet. Mittels TV-Kamera erfolgte die Instandsetzung über eine Innenauskleidung mit der vor Ort härtenden GFK-Schlauchliner-Sanierungsanlage.

Ein Auge auf die Umwelt

Das Sanierungssystem besteht aus einem werksseitig mit einem Polyesterharz getränkten Schlauchliner aus Glasfasermatten. Dieser zunächst flexible Schlauch wird in den schadhaften Kanal eingezogen und mittels UV-Licht zu einem selbsttragenden Rohr ausgehärtet. Um den Umweltgedanken fortzuschreiben, wurden als Zugangspunkte zum Kanal ein bestehender Weg befestigt sowie eine mobile Baustraße für die bis zu 15 Tonnen schweren Fahrzeuge verlegt. Nach den Probesanierungen, überwacht durch den Sachverständigen Dr. Nerl, erfolgten die Arbeiten mit einer Konzentration von null Fasern/Quadratmeter Luft – also asbestfaserfrei. Seitdem werden die noch zu sanierenden Haltungen bis zur Kläranlage mit dem so überprüften Arbeitsablauf saniert. Abschließend werden alle Schmutzwasserkanäle auf Dichtheit geprüft und mittels TV-Kamera abgenommen. (kbr)