kultur
Krippen kennen keine Grenzen

Bischof Voderhozer eröffnet eine Sonderausstellung aus der Sammlung Stegherr im Wallfahrtsmuseum Neukirchen.

08.12.2019 | Stand 16.09.2023, 5:22 Uhr
Helga Brandl

Bischof Rudolf Voderholzer eröffnete im Beisein der Ehrengäste die Sonderausstellung „Passion ohne Grenzen“ Fotos: Helga Brandl

Krippen sind faszinierende Inszenierungen der Weihnachtsgeschichte und kaum jemand kann sich dem volkstümlichen Charme entziehen.

Das zeigte sich bei der Eröffnung der 79. Sonderausstellung „Passion ohne Grenzen. Krippen aus Böhmen. Die Sammlung des Ludolf Stegherr“, zu der Bürgermeister Markus Müller neben Bischof Dr. Rudolf Voderholzer zahlreiche Ehrengäste im Pflegersaal begrüßte.

Bereits zum fünften Mal werden im Dachgeschoss des Wallfahrtsmuseums Krippen präsentiert, die heuer nicht nur Weihnachtskrippen sondern auch Darstellungen aus dem Kirchenjahr wie das Letzte Abendmahl zeigen. Erfahrungsgemäß üben Krippen-Ausstellungen eine große Anziehungskraft auf Besucher jeden Alters aus, wie Müller an Beispielen aus den zurückliegenden Jahren demonstrierte. Erfreuten im Vorjahr Weihnachtskrippen aus aller Welt aus der umfangreichen Sammlung von Bischof Rudolf die Besucher, galt dem Regensburger Oberhirten aktuell der Dank für die Vermittlung dieser Ausstellung, bei der zum ersten Mal Exponate aus der unter Krippenfreunden legendären Sammlung des Ludolf Stegherr der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, zur Verfügung gestellt von Tochter Gabriele Neumaier (Regensburg). Vorbereitet wurde die Ausstellung durch Dr. Maria Baumann, Leiterin des Fachbereichs Kunst- und Denkmalpflege des Bistums Regensburg, in Zusammenarbeit mit Museumsleiter Günther Bauernfeind.

Kurator der Ausstellung ist der erfahrene Krippenbauer Dr. Thomas Huber. Ihnen allen galt der Dank des Bürgermeisters, der diesen Nikolaustag als ebenso denkwürdig bezeichnete wie die Dankwallfahrt nach Loucim als einen der Höhepunkte im Jubiläumsjahr 2019.

Leihgabe aus Regensburg

Im stillen Gebet gedachten die Anwesenden dem tags zuvor verstorbenen Monsignore Vladislav Sysel aus Loucim, der neben Egid Hofmann, Ludwig Baumann und Haymo Richter die grenzüberschreitenden Kontakte gesucht hat. Mit neuen geistlichen und weihnachtlichen Liedern umrahmte das Gesangstrio DiAlDo den Festakt, als dessen Höhepunkt der Einführungsvortrag von Bischof Rudolf zu werten war. Der Regensburger Oberhirte erinnerte an die Begegnung mit der Leihgeberin Dr. Gabriele Neumaier zu Jahresbeginn und freute sich, dass die wunderbare Sammlung ihres Vaters hier in Neukirchen gezeigt wird. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf Krippen aus dem Nachbarland Böhmen, welches die „Wiege der Krippe“ in Europa und darüber hinaus auch wohl die am besten erforschte Krippenregion der ganzen Welt ist.

Mit dem Buch von Alfred Karasek und Josef Lanz mit dem Titel „Krippenkunst in Böhmen und Mähren vom Frühbarock bis zur Gegenwart“ liege ein Meisterwerk der Krippenforschung vor, das in seinem Materialreichtum und seiner Darstellung geradezu unerschöpflich ist.

Voderholzer verteilte Kartenkopien aus Lanz/Karasek über die elf Krippenregionen an die Zuhörer, um einen statistischen Eindruck über die Verteilung der Weihnachtskrippen in Böhmen, Mähren und Sudetenschlesien zu vermitteln.

Viel Waldgebiet mit Holzarbeitern und darin eingebettet eine Anzahl oft recht alter Zentren der Schnitzerei und Spielzeugmacherei gaben günstige handwerkliche Grundlagen und überlieferte Besonderheiten der Form. Breite Schichten von Berufsständen wie Bergleute, Weber, Tuchmacher, Waldarbeiter und Wassermüller neigten dem Krippenbau besonders zu. Eine ausgeprägte Volksschauspiel-Landschaft, in der die Passionsspiele bis zur jüngsten Vergangenheit und viele Krippenspiele bis in die Gegenwart lebendig waren, gab die inneren Voraussetzungen.

Papierkrippen und Ausschneidebogen sind eine gute Einstiegsmöglichkeit für weitere Forschung. „Mir scheint freilich grundsätzlich zu gelten, dass die Liebe zu den Weihnachtskrippen ein Element ist, das die Volksgruppen der Tschechen und der Deutschen verbindet.“ gab der Bischof zu bedenken.

Krippenfan Voderholzer

Der Bischof hatte aus seinen Beständen Krippen mitgebracht. Wenngleich die Papierkrippe im Vergleich zur geschnitzten einfacher und preiswerter ist, so sind die handkolorierten und figurenreichen Exemplare oft von hoher künstlerischer Qualität und stehen damit den geschnitzten Pendants in keiner Weise nach. Bischof Voderholzer verwies auf das jüngste Apostolische Schreiben von Papst Franziskus, in dem er auf den Wert der Weihnachtskrippe hinweist.

Ausdrücklich möchte der Papst mit diesem Schreiben die Tradition in unseren Familien stützen, in den Tagen vor Weihnachten eine Krippe aufzubauen, als auch den guten Brauch – sie am Arbeitsplatz, in Schulen, Krankenhäusern, Gefängnissen oder öffentlichen Plätzen aufzustellen.

Bürgermeister Markus Müller bedachte die Verantwortlichen der Ausstellung mit kleinen Präsenten, ehe sich die Betrachter mit leuchtenden Augen und frohen Herzen die einzigartigen Exponate im Dachgeschoss zu Gemüte führten. Während die Gäste einen Imbiss genossen, bahnten sich unzählige Gespräche der begeisterten Besucher an. (kbr)