Geschichte
Werk des Zusammenstehens

Die Dorfkapelle in Großbergerdorf wird saniert. Die Dorfgemeinschaft hatte sich schon beim Bau 1923 nach Kräften beteiligt.

21.06.2021 | Stand 16.09.2023, 2:25 Uhr
Werner Weiß
Der neue Dachstuhl wird auf die Dorfkapelle in Großbergerdorf gesetzt. −Foto: Werner Weiß/Werner Weiß

Für die Bewohner von Großbergerdorf ist die Dorfkapelle in der Dorfmitte ihr religiöses Kleinod. So werden zu Sommerszeiten immer wieder Abendmessen gefeiert, oder im Wonnemonat Mai Maiandachten abgehalten. Selbst im Rosenkranzmonat Oktober finden sich die Dorfbewohner zum Rosenkranzgebet ein.

Nun ist die Kapelle allerdings in die Jahre gekommen, wurde sie doch bereits im Jahr 1923 in der ganz verworrenen Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, als große Inflation herrschte und ganz Deutschland Not litt, auf Kosten und unter Einbeziehung von Hand- und Spanndiensten und großzügigen Spenden der Dorfbewohner erbaut. Sie ist ganz das Werk der Dorfgemeinschaft und des Zusammenstehens, gerade in schwierigen Zeiten. So spendete zum Beispiel der Dorfbewohner Josef Daschner die Glocke. Am 15. August 1923 erhielt die Kapelle die einfache Benediktion (Segnung).

Um die Ausstattung der Kapelle zu vervollständigen, wurde nach Berichten im Jahre 1924 erneut durch die Dorfbewohnerschaft ein Kreuzweg beschafft. Die Freude an ihrem Kleinod wurde jedoch jäh gestört. Musste doch während des 2. Weltkrieges die Glocke für kriegerische Zwecke abgeliefert werden. Die Großbergerdorfer fanden sich damit allerdings keineswegs ab, und gaben 1949 im Rahmen einer Sammelbestellung der ganzen Pfarrei, eine neue Glocke in Auftrag.

Renovierung nach 40 Jahren

Nach rund 40 Jahren, im Jahr 1967, war eine erste Renovierung der Kapelle mit einem Kostenaufwand von 8000 DM. Auch hier zeigt sich wiederum die Zusammengehörigkeit der Dorfbewohner Großbergerdorfs, indem sie aus dem Ortsvermögen 3547 DM und an Spenden 1300 DM aufbrachten. Großzügig beteiligte sich auch Freiherr Baron von Schacky an den Sanierungskosten, indem er mit 1472 DM die Kupferverkleidung der Kuppel übernahm. Die verbleibenden Restkosten in Höhe von 2481 DM wurden von der damaligen Gemeinde Pitzling getragen.

Nachdem das 25-jährige Gründungsfest der FFW Großbergerdorf im Jahr 2000 anstand, beschloss man erneut eine umfangreiche und grundlegende Sanierung der Dorfkapelle. Die rege Beteiligung der Dorfbewohner an den Sanierungsarbeiten und ihre Freigebigkeit lässt wiederum den hohen Stellenwert erkennen, den dieses Gebäude als Ort der religiösen Einkehr und Andachtsstätte für die Großbergerdorfer Bürger hat. Um die Bausubstanz zu erhalten und zu verbessern, wurden die Fundamente trockengelegt, die Fassade gereinigt und der Farbanstrich sowie die Dachrinnen erneuert. Der Eingangsbereich konnte mit Granitblockstufen neu gestaltet werden.

Im Inneren der Kapelle erneuerten die freiwilligen Helfer den Wandputz bis Fensterhöhe mit Sanierputz. Es erfolgte eine Neuverlegung der Elektroleitungen sowie die Montage von vier neuen Lampen. Der Zustieg zum Glockenturm wurde vergrößert und den Gegebenheiten angepasst. Stuckprofile, die vorher gegossen wurden, brachte man auf der Decke an, diese erhielt mit harmonierenden Farben dann einen neuen Anstrich. Die neue Bestuhlung aus massivem Eichenholz konnte unter fachkundiger Anleitung von Schreinermeister Franz Prasch gefertigt werden.

An den Seitenwänden brachte man 14 neue, kunstvolle Kreuzwegbilder aus Hinterglasmalerei an. Für den Altarraum wurden ein neuer Altar, sowie ein Holzkreuz mit Corpus erworben. So fanden nach Abschluss der Renovierung die beiden Heiligenfiguren „Josef und Maria“ wieder ihren alten Platz. Für die neu angeschaffte Figur (Gottvater) war man sich über den Platz bei der Eingangstüre einig. Die historisch wertvolle Steintafel aus der Zeit der Erbauung der Kapelle mit eingemeißelten Spendernamen und deren Gaben erhielt rechts neben der Eingangstüre einen repräsentativen Platz. Nach Abschluss der umfangreichen Außen- und Innenrenovierung erteilte am 01. Mai 2000 der damalige Pfarrer Josef Matys der Großbergerdorfer Andachtsstätte wieder den kirchlichen Segen.

Es versteht sich von selbst, dass der Festtag im Hofraum von Konrad Bucher entsprechend gefeiert wurde.

Gemeinde übernimmt die Kosten

Im Lauf des Jahres 2021 stellte sich nun heraus, dass die Dacheindeckung zu wünschen übrig lasse. Ein entsprechender Antrag bei der Gemeinde Pemfling auf Kostenübernahme fand Gehör. Allerdings stellte man bei der Entfernung der bisherigen Dacheindeckung fest, dass es bei der Dacheindeckung nicht bleibt. Bei näherer Betrachtung konnte man erkennen, dass auch der Dachstuhl zum Teil morsch ist und dringend der Erneuerung bedarf.

Bei der Dachstuhlerneuerung wurde bei den Abbrucharbeiten im Firstbalken das Datum XII.VII.1948, WR ersichtlich, was darauf schließen lässt, dass der Dachstuhl beziehungsweise der Glockenturm sehr wahrscheinlich bereits im Jahre 1948 einmal erneuert oder zumindest in Teilen überarbeitet wurde. Die Maßnahme wurde mit Gesamtkosten in Höhe von rund 23 000 Euro an die Zimmerei Ernst Wutz aus Grafenkirchen in Auftrag gegeben. Diese ist derzeit mit der Auftragsausführung beschäftigt.

Die Pfarreiengemeinschaft Pemfling-Grafenkirchen beteiligt sich mit 2500 Euro an den Gesamtkosten. Natürlich bringen wieder die Großbergerdorfer, an deren Spitze Josef Janker steht, ihre Schaffenskraft ein. Vielleicht lässt sich Bürgermeister Haberl noch erweichen und sagt das Farbmaterial für die Außenwände zu. Dann würde die Dorfkapelle wieder für Jahre in vollendetem Glanz erscheinen. (cpf)