Pädagogik
Von Hühnerleiter und Pikler-Dreieck

In der Krippe gab es Infos zur freien Bewegungsentwicklung.

19.04.2019 | Stand 16.09.2023, 5:43 Uhr
Ulrike Niklas

Über die Hühnerleiter – Julius mit Mama Foto: Ulrike Niklas

Das Kinderhaus St. Paulus Reichenbach nimmt am DAK Projekt „Bewegungspädagogik für Kinder“ teil. Dafür darf die Einrichtung Bewegungsmaterialien von Pikler und Hengstenberg aus naturbelassenem Massivholz wie Kippelhölzer oder Biberwürfel für eineinhalb Jahre ausprobieren. Da die Kinder – und auch das Team – in der Krippe davon sehr begeistert sind, lud das Kinderhaus zum Elterntreff zu diesem Thema ein.

Zahlreiche Eltern mit ihren Kindern nahmen das Angebot an. Die Eltern bekamen zunächst einen Einblick in die Piklerpädagogik. Anna-Lena Kulzer, Otpipraxpraktikantin, stellte Emmi Pikler, eine ungarische Kinderärztin, vor und erklärte die drei Säulen ihrer Pädagogik: Zum einen die freie Spielentwicklung, zum anderen die beziehungsvolle Pflege und die selbstständige Bewegungsentwicklung. Krippenleitung Kathrin Köppl erläuterte an praktischen Beispielen in der Arbeit mit den Kindern die Rolle und Aufgaben der Pädagogin. Der Prozess von der helfenden Akteurin zur aufmerksamen Beobachterin sei von Bedeutung. Das Prinzip von Pikler zielt darauf ab, dass jedes Kind Bewegungsabläufe selbständig – ohne Hilfe von außen – in seinem Tempo erlernt.

Daraus ergeben sich Regeln für die Arbeit an den Geräten: Zum einen ist das Barfusslaufen wichtig, da die Fußsensoren die Koordination und Körperwahrnehmung unterstützen und die Kinder so sicheren Halt an den Geräten finden. Zum anderen sollen die Kinder nur das tun, was sie sich selbst zutrauen. Kleinere Unfälle sind Teil einer gesunden Bewegungsentwicklung und helfen den Kindern, sich selbst besser einzuschätzen. Daraus ergibt sich auch die dritte Regel „Lass dir Zeit“: Jedes Kind bekommt die Zeit, die es braucht , um sich an Neues heranzuwagen. An den Geräten werden Rücksichtnahme und soziale Kompetenzen gefördert, da die vierte Regel besagt, dass auch die anderen Kinder Zeit brauchen und nur ein Kind am Gerät sein darf.

Erzieherin Stefanie Porsch hatte für die Eltern einen Film erstellt, bei dem die Kinder beim Experimentieren und Ausprobieren der Geräte zu sehen waren. Dieser fand bei den Eltern große Anerkennung.

Im Anschluss teilten sich die Eltern und Kinder in zwei Gruppen auf. Eine Gruppe konnte zuerst an den Piklergeräten aktiv sein, die andere Gruppe stärkte sich am Buffet mit Kuchen und Häppchen, das die Kinder für die Eltern zubereitet hatten. (run)