Auszeichnung
Drei Bauobjekte mustergültig saniert

Die Denkmalschutzpreise 2021 des Bezirks Oberpfalz gingen jetzt nach Postfelden, Mintraching und Sulzbürg.

13.10.2021 | Stand 16.09.2023, 0:01 Uhr
Die drei Preisträger mit Urkunde mit dem Bezirkstagspräsidenten, drei Bezirksräten und Rettenbachs Bürgermeister Aois Hamperl stellten sich vor dem Denkmalbau in Postfelden zum Erinnerungsfoto. −Foto: Hermann Markl

Am Montagnachmittag hatte Bezirkstagspräsident Franz Löffler nach Postfelden in das Hofcafé Zur Hölle eingeladen, um die Denkmalschutzpreise 2021 zu überreichen. Es wurden drei historische Bauobjekte nach ihrer Renovierung ausgezeichnet: das „Historische Waldlerhaus“ in Rettenbach-Postfelden, das „Holzer-Haus“ in Mintraching und das „Wohnstallhaus in Sulzbürg“, Gemeinde Mühlhausen.

Landrat und Bezirkstagspräsident Löffler bedankte sich für die Einladung der Familie Falter, die das Hofcafé als Veranstaltungsort anbot. Sein Dank galt auch den Töchtern Magdalena und Tabea für die musikalische Mitgestaltung. Der Bezirk habe den Denkmalpreis 2013 geschaffen, um das hohe Engagement von Eigentümern und Maßnahmenträgern im Bereich der Denkmalpflege zu würdigen. Das Preisgeld belaufe sich auf 5000 Euro. „Nur wenn wir unsere Vergangenheit in der Gegenwart wertschätzen, erhalten und würdigen, können wir unsere Zukunft gut gestalten“, betonte der Laudator.

Denkmal nachhaltig genutzt

Das „Historische Waldlerhaus“ in Postfelden stand seit den 1960er Jahren leer. 2009 stürzte ein Teil des Daches ein. Nur mittels einer Notsicherung konnte das drohende Ende abgewendet werden. Ein solch gefährdetes Denkmal braucht Kümmerer, wenn es eine Zukunft haben will, und eine Vision, wie das Gebäude nach der Sanierung nachhaltig genutzt werden könnte.

Bei den Zimmererarbeiten wurden nur die verfaulten Holzteile ausgewechselt. Auch die Türen, Treppenteile und Holzdielen wurden wiederverwendet. Nach chronologischer Untersuchung stammt das Haus aus dem Jahr 1752 als Mittelpunkt einer größeren Hofanlage. Das Erdgeschoss war aus Bruchsteinen errichtet, das Obergeschoss in Holzblockbauweise. Mensch und Tier lebten unter einem Dach. Mit der Errichtung eines Hofcafés in unmittelbarer Nähe zur „Hölle“ wurde das Denkmal 2020 einer sinnvollen und denkmalgerechten Nutzung zugeführt. Auch der Bauerngarten wurde rekon-struiert und neu angelegt. Löffler übergab an das Ehepaar Falter den Denkmalpreis mit dem Preisgeld, einer Urkunde und einer Glasplatte, die als Schild am Haus angebracht wird.

Die zweite Laudatio hielt Bezirks- und Landrätin Tanja Schweiger, Regensburg, über das „Holzer-Haus“ von Dr. Ernst Horsch in Mintraching. Das ehemalige Wohnstallhaus im Ortszentrum war ein eindrucksvoller zweigeschossiger Satteldachbau, der komplett aus Bruchsteinen errichtet wurde. Das denkmalgeschützte Bauernhaus stammt aus dem Jahr 1776. Der Hof gehörte über Jahrhunderte zum Kloster Niederalteich. Nach der Säkularisation gelangte das Anwesen in den Besitz verschiedener Mintrachinger Familien, über 100 Jahre gehörte es der Familie Holzer. Nach dem Tod der letzten Besitzerin erwarb 1988 die Gemeinde das Objekt mit der Absicht, dort das Rathaus und den Bauhof zu platzieren. Die Pläne der Kommune wurden 2002 und 2007 durch Bürgerentscheide gestoppt. Der Gemeinderat beschloss am 1. Dezember 2008 einstimmig, Antrag auf Abbruch zu stellen. Dies wurde aber vom Landratsamt abgelehnt, die Entscheidung wurde 2011 vom Verwaltungsgericht bestätigt. Der Vorsitzende Richter hatte damals ausgeführt, es gehöre zu den Aufgaben einer Kommune ihre Baudenkmäler zu erhalten und zu pflegen. „Das Haus könnte ein Schmuckstück für Mintraching werden“, so der Richter.

Der Mintrachinger Allgemeinarzt Dr. Ernst Horsch erwarb das Gebäude 2015. Mit großer Leidenschaft und viel Idealismus sanierte er mit seiner Familie das Anwesen. So konnten viele Originaldetails erhalten bleiben, wie die historische Treppenanlage, die Originalfenster, Putze aus dem 18. und 19. Jahrhundert, eine Rahmenstuckdecke, Balkenbohlendecken und die reiche Fassadengestaltung. Mit dem Verzicht auf den Ausbau des Daches wurde das bedeutende Baudenkmal eines der letzten Vertreter der „Niederbayerischen Hauslandschaft“ im Bezirk Oberpfalz.

„Für das Holzer-Haus ist Dr. Horsch mit seiner Familie ein absoluter Glücksfall. Er hat den einstigen Todeskandidaten neu belebt. Denn durch dieses bemerkenswerte Engagement konnte eines der wichtigsten Denkmäler der südlichen Oberpfalz gerettet und mit neuem Leben gefüllt werden“, betonte Schweiger bei der Übergabe der Urkunde mit Geldpreis. Das Glasschild wird vor Ort in naher Zukunft übergeben.

Die dritte Würdigung trug Bezirksheimatpfleger Dr. Tobias Appl über das „Wohnstallhaus“ in Sulzbürg von Kathrin Schmidt und Jürgen Mederer vor. Die beiden waren 2017 bei der Suche nach einem Eigenheim im Internet auf das stark sanierungsbedürftige Wohnstallhaus in Sulzbürg gestoßen. Als sie erfuhren, dass das Haus unter Denkmalschutz steht, waren sie kurz davor, alles zu beenden. Trotz anfänglicher Bedenken hielten sie – zusammen mit Stefan Lerzer, der sich gerade im Neumarkter Raum aufgrund verschiedener sehr gelungener Denkmalsanierungen einen Namen gemacht hatte – Ausschau nach Menschen, die sie auf dem Weg begleiten würden. Mit Fachstellen wurde ein Sanierungsplan entwickelt. Die junge Familie war dankbar für die Denkmal-Zuschüsse. Das größte Kapital war die hohe Eigenleistung. Zusammen mit kompetenten Fachfirmen konnten die Pläne umgesetzt und das Haus 2019 bezogen werden.

Das Haupthaus wurde 1699/1700 errichtet und ist somit schon über 300 Jahre alt. Im 19. Jahrhundert wurde es in Form eine Frackdaches aufgestockt. Insbesondere am Hang stehende Gebäude erhöhte man nur auf einer Seite um ein Geschoss, so dass auf der anderen Traufseite, ein Geschoss weniger zu finden ist. Bei einem Frack ist dadurch eine Dachseite länger. „Das Wohnstallhaus in Sulzbürg ist somit eines der letzten Gebäude mit dieser Sonderform des Satteldaches“, so Dr. Appl.

Häusliches Paradies geschaffen

„Mit diesem Haus wurde nicht nur ein markantes Denkmal gerettet, sondern mit über 250 Quadratmetern Wohnfläche ein häusliches Paradies mit allen Entfaltungsmöglichkeiten der Familie geschaffen. Ganz Sulzbürg ist auf das Engagement von Schmidt und Mederer stolz.“ Dr. Appl überreichte die Urkunde mit Preisgeld. Das Schild wird demnächst vor Ort vergeben.

Abschließend gab es für alle Gäste bei guter Unterhaltung Kaffee und Kuchen im Hofcafé Zur Hölle. (rar)