Aufklärung
Als der Sex „erfunden“ wurde

Mobiles „ueTheater“ spielte in der Schule das Stück „Hab mich lieb“ und stellte fest: Sex ist kein einfaches Thema.

13.12.2018 | Stand 16.09.2023, 5:51 Uhr

Jessica Schilling (re.) und Ole Bosse mimten Marlies und Jakob. Foto: rjk

Der 1. Dezember ist Welt-Aids-Tag. Für Wolfgang Rießelmann, der die Aids-Beratungsstelle am Gesundheitsamt Cham leitet, und Schulleiter Günter Kaniber von der Grund- und Mittelschule Roding war dies der Anlass, das Mobile „ueTheater“ aus Regensburg einzuladen. Mit dem Stück „Hab mich lieb“ von Autor und Regisseur Kurt Raster will das Theater Jugendliche in der für sie so schwierigen Phase der sexuellen Selbstfindung zur Seite stehen und ihnen das Thema Sexualität in all seinen Facetten zeigen. Jessica Schilling als Marlies und Ole Bosse als Jakob brauchten an diesem Vormittag nicht viel, um die rund 80 Schüler der achten Jahrgangsstufe in ihren Bann zu ziehen. Nur zwei Stühle stehen auf der Bühne, das karge Bühnenbild lenkt alle Augen aufs Wesentliche. Die beiden Schauspieler fanden sofort den richtigen Ton, auch ihre schauspielerische Leistung war bemerkenswert. Gleich zu Beginn stellten sie fest, dass Sex kein einfaches Thema ist und vor etwa 600 Millionen Jahren „erfunden“ wurde – vorher gab es nur Pflanzen, die sich selber geteilt hätten. Marlies, die aus einem fortschrittlich geprägten Elternhaus stammt, und Jakob, der aus einem von Tabus geprägten Elternhaus kommt, verlieben sich ineinander und müssen sich zwischen ihrer Sehnsucht nach Liebe und gesellschaftlichen Ansprüchen zurechtfinden. Vom gemeinsamen Kennenlernen bis zum Kondomkauf konnten die jungen Zuhörer die Entwicklung mitverfolgen, was die jungen Zuhörer mit viel Lachen, aber auch ernsthaften Kommentaren bedachten.

Marlies, die immer wieder mit ihrer besten Freundin Nathalie telefoniert, sich mit ihr berät und dabei ihre Gedanken und Vorstellungen mit einbringt, und Jakob, der immer wieder in Verzweiflung und Selbstmitleid verfällt – für die Zuschauer waren die Szenen authentisch und nachvollziehbar. Parallel zu den Spielszenen wurde auf die Themen Verhütung, Pornographie und körperliche Veränderungen während der Pubertät eingegangen. Die verschiedenen Formen der sexuellen Ausrichtung waren ebenso Thema wie die Hormone, die alles steuern – auch die Liebe. Auch die Gefahren wie eine eventuelle Ansteckung mit Aids wurden angesprochen.

In einer Quizshow rund um das Thema Sex wurden in lockerer Form Fakten abgefragt. In welchem Alter haben Mädels oder Jungs zum ersten Mal Sex, war es der feste Freund oder eher eine Zufallsbekanntschaft – hier wurde alles offen angesprochen. Die richtigen Antworten wurden jeweils mit einem Kondom belohnt. Die Darsteller überzeugten mit schauspielerischer Leistung, so dass auch die Informationsteile, die das Stück immer wieder unterbrachen, vom Publikum interessiert aufgenommen wurden.