Landwirtschaft
Biohof hat das Klima im Blick

Die Familie Simml versucht schon jetzt, künftigen Problemen zu begegnen. Landrat Franz Löffler informierte sich vor Ort.

13.12.2018 | Stand 16.09.2023, 5:51 Uhr

Landrat Franz Löffler (rechts) holte sich viele wertvolle Informationen der Familie Simml. Foto: Moro

Der Biohof Simml wird seit Jahrzehnten nicht nur im Landkreis Cham geschätzt, sondern ist durch sein Engagement für natürlichen Landbau weit darüber hinaus bekannt. Häufig kommen Besuchergruppen von weit her, um sich zu informieren. Sie staunen nach einer Führung durch den Biohof, wie Landwirtschaft im Vollerwerb auch ohne teure Maschinen, Maisanbau, Massentierhaltung und Gülle funktionieren kann.

Auch Landrat Franz Löffler wurde auf diesen landwirtschaftlichen Betrieb in Kalsing aufmerksam und lernte die „Simmls“ kürzlich bei der Sendung „Jetzt red i“ in Roding auch persönlich kennen. Jetzt wollte Löffler einmal vor Ort sehen, wie Regionalvermarktung funktionieren kann und wie ein Biobetrieb auf klimatische Veränderungen reagiert. „Und drittens will ich mit meinem Besuch die Pionierleistungen der Familie Simml würdigen“, betonte der Landrat. Diesen Wunsch Löfflers kam die Familie Simml gerne nach. Michael Simml junior und seine Eltern führten ihren Gast durch den Betrieb. Seit 1987 ist der Biohof Simml nach Bioland-Richtlinien zertifiziert. Nach Aufgabe der Mutterkuhhaltung stellten sie ihren Betrieb um, bauten Gemüse und Kartoffeln im Freiland und im Gewächshaus an. Obwohl die Böden steinig und flachgründig sind, kann Simml gute Erträge auch im Freiland erzielen.

Hierfür baut er zweijähriges Kleegras an, das nur einmal siliert wird und sonst gemulcht auf der Fläche bleibt. Auch Zwischenfrüchte und Ackergras sind wichtige Fruchtfolgeglieder, die einen intensiven Gemüseanbau ermöglichen. Zusätzlich wird der Boden mit Kleegrassilage und Kompost gedüngt. Angelegte Blühstreifen locken Nützlinge an. Im Folienhaus setzt Simml ebenfalls Nützlinge ein.

Drei Ernten im Jahr

Drei Ernten im Jahr sind ohne Beheizung möglich. Hier gedeihen Tomaten, Paprika, Melonen, Gurken und diverse Salate. Simml legt größtes Augenmerk auf „fruchtbaren, gesunden Boden“. Diesen erreicht er durch eine ausgewogene Düngung, Zwischenfrüchte und vermeidet Bodenverdichtung, durch viel Handarbeit und den Einsatz kleiner Maschinen und Traktoren. Ein Bewässerungsteich dient auch als Feuchtbiotop. Michael Simml achtet streng auf die Fruchtfolge zweijähriges Kleegras - Kartoffeln - Ackergras - Gemüsekulturen. Auch mit Zwischenfrüchten vor und nach jeder Hauptkultur wird der Boden verbessert.

„Wir bereiten uns längst auf Klimaveränderungen vor und schufen Beregnungsmöglichkeiten durch einen eigenen Brunnen und eine Teichanlage“, informierte Simml. Auf dem Hof gibt es nicht nur vielfältige Gemüsekulturen und Kartoffeln, sondern auch eigenen Bienenhonig und Apfelsaft von Streuobstwiesen und alles natürlich öko. „Wir betreiben unseren Betrieb im Vollerwerb“, erläuterte Michael Simml junior. 60 bis 70 Prozent der ausschließlich auf dem eigenen Hof erzeugten Waren werden auf den beiden Bauernmärkten in Roding und Cham vermarktet. Der Rest auf dem Hof in Kalsing, der jeden Donnerstag und Freitag von 16.30 Uhr bis 18.30 Uhr zum Einkauf öffnet. 97 Prozent der Produkte werden im Landkreis Cham verkauft. Überproduktionen werden zu Berufskollegen nach Straubing geliefert.

Frühkartoffeln werden zugekauft

„Ich kaufe nichts dazu, außer Frühkartoffeln, weil in Kalsing mit seiner Höhenlage von rund 600 Metern so früh keine Kartoffeln erntereif werden und unsere Kunden frühe Kartoffeln schätzen und nachfragen“, so Simml. Im ehemaligen Kuhstall werden Zwiebeln, Blau- und Weißkraut, Kartoffeln, Bienenhonig, Apfelsaft und viel Gemüse angeboten.

Große Maschinen, große Traktoren sucht man auf dem Hof vergebens, dafür stehen zahlreiche kleine Bulldogs und Kleingeräte zur Bearbeitung der unterschiedlichen Kulturen bereit. Im Mittelpunkt der Philosophie der Simmls stehen ihr Boden und dessen nachhaltige Bewirtschaftung. Die Simmls schwören auf eine kleinstrukturierte Landwirtschaft, um all den Problemen, die mit der Klimaveränderung einhergehen, begegnen zu können.