Kirche
Holger Kruschina über seine Titel

In einem Newsletter wendet sich Rodings Pfarrer an die Gemeinde. Diesmal räumt er mit Gerüchten über seine Person auf.

14.07.2020 | Stand 16.09.2023, 4:51 Uhr
In der Corona-Krise wendet sich Holger Kruschina regelmäßig an seine Gemeinde. −Foto: Bastian Schreiner

Seit März meldet sich Holger Kruschina jeden Tag mit einem Newsletter bei „seiner lieben Pfarrfamilie“. Mal schreibt der Pfarrer über Corona-Lockerungen, mal verschickt er Hausgebete und mal referiert er über Gedenktage. In seinem digitalen Brief gewährt er aber auch kleine Einblicke in das Leben im Pfarrhof und lässt private Gedanken einfließen.

Ein Auszug aus einem der jüngsten Newsletter: „Über mich kursieren ja mancherlei Gerüchte. Viel Spaß damit! Eines, das unausrottbar ist, ist, dass ich ein Domspatz gewesen sei. Zugegeben: in der Diözese Regensburg ist das kein großes Ding. Wenn ich aus Cuxhaven stammte, wär‘s was anderes“, schreibt Kruschina. Trotzdem sei ein „Titel“, der einem nicht gebührt, keine Lappalie!

Kein Professor...

Das Bonifatiuswerk schreibe ihn zum Beispiel immer mit „Prof.“ an. „Zweimal habe ich angerufen. Der Übersprung vom Call-Center zum PC hat irgendwie nicht funktioniert. Nun werde ich per Post ab und zu daran erinnert, was ich hätte sein können, wenn ich fleißiger studiert hätte…“, so Kruschina.

Immer wieder werde er als Dekan angesprochen. Er antworte darauf meistens, dass das Amtsanmaßung wäre! Dekan sei Pfarrei Ralf Heidenreich aus Wald. Kruschina sei es mal gewesen. „Ich will ihm weder Titel noch Amt streitig machen! Mir genügt Pfarrer. Regionaldekan ist für mich ein Arbeitstitel. Wenn ich als solcher auftauche, bei einer Visitation oder einer Einladung auf überpfarrlicher Ebene, dann bin ich es natürlich“, erklärt er.

Und weiter: „Also Domspatz war ich nie und bin damit also auch kein Ehemaliger. Ich singe allerdings mit einer Gruppe aus ehemaligen Domspatzen – und das würde ich nie abstreiten, denn neben der so wichtigen Musik sind das nämlich meine Freunde.“

Freunde als Familie

Es mag echte Monaden geben, er gehöre nicht dazu. Er gebe ehrlich zu, dass er allein nicht die Hälfte wert wäre. „Dass ich mich mit meinem Beruf gegen Partnerschaft und Familie entschieden habe, heißt nicht, dass ich allein sein möchte oder kann. Schon Jesus hat sich Freunde gesucht, die er seine Familie nannte“, so Kruschina.

Seine „Jungs“ seien nicht die einzigen Freunde, aber sie seien ein ganz wesentlicher Bestandteil seines Lebens. „Stabile Beziehungen verschaffen uns Stabilität“, schreibt er. Seine Arbeit profitiere davon, dass sich sein Leben nicht auf sie beschränkt.

Die Vokabel von den „Jungs“ stimme inzwischen auch, weil die Sänger – bis auf einen – wesentlich jünger sind als er. Kruschina habe das Wort aber in seiner Rolle als Leiter des Ensembles nicht erfunden, sondern vom Vorgänger übernommen. Der Pfarrer weiter: „Und ohne ihn wäre ich nie in diese Welt der Musik und Freundschaft vorgestoßen.“ Er habe ihn „entdeckt“ und ihm zugetraut, mit (Ex-)Domspatzen mithalten zu können. (bs)