Mensch
Neuer Notar fühlt sich wohl in Roding

Im Notariat ist nach drei Wechseln wieder Ruhe eingekehrt. Benjamin Weingarten erneuert das Büro und schätzt die Natur.

17.04.2019 | Stand 16.09.2023, 5:45 Uhr

Eheverträge, Testamente oder Vollmachten: Am Notar-Beruf reizen Benjamin Weingarten die Gestaltungsmöglichkeiten. Foto: Schreiner

Im Notariat drehte sich das Personalkarussell 2018 ähnlich schnell wie bei abstiegsbedrohten Fußballclubs. Drei Wechsel innerhalb von nur sieben Monaten haben auch bei den Bürgern eine Verunsicherung ausgelöst. Mittlerweile ist wieder Ruhe in den Räumen im alten Landratsamt eingekehrt. Benjamin Weingarten, der die Amtsgeschäfte seit 1. Oktober führt, erzählt im Interview, was ihn an seinem Beruf reizt und warum er sich vorstellen kann, auch länger als fünf Jahre in Roding zu bleiben.

Der neue Notar, der verheiratet ist, und eine kleine Tochter hat, hat sich schon gut eingelebt in der Stadt. „Wir fühlen uns wohl. Es war die richtige Entscheidung, hierher zu ziehen“, sagt Weingarten. An der Region schätzt er in erster Linie die schöne Landschaft, speziell in Roding die kurzen Wege. Wichtig ist dem gebürtigen Münchner der Kontakt zu den Leuten, die ihn beispielsweise beim Neujahrsempfang oder den Wirtschaftsjunioren nett aufgenommen hätten.

Volles Terminbuch

Der Trubel im vergangenen Jahr habe sich wieder gelegt. „Am Anfang hatte ich schon das Gefühl, dass die Bürger etwas verunsichert sind“, erinnert sich Weingarten. Rückblick: Ende Februar 2018 hat sich Richard Rachlitz als Nachfolger vonNotar Bruno Mayer, der 30 Jahre für die Beurkundungen in Roding zuständig gewesen war, vorgestellt.Nach nur zweieinhalb Monaten gab Rachlitz jedoch seinen Abschied bekannt.In Roding brach er seine Zelte ab, um an der Universität in München eine wissenschaftliche Karriere einzuschlagen. Um die Amtsgeschäfte kümmerte sich danach Notariatsverwalterin Dr. Claudia Mair. Der dritte Stabwechsel folgte dann im Herbst an, als Benjamin Weingarten als Notar bestellt wurde. „So viele Wechsel sind ungewöhnlich“, sagt er. Inzwischen sei wieder Beständigkeit im Notariat, das zehn Mitarbeiter beschäftigt, eingekehrt. „Ich kann mich vor Terminen kaum retten“, so Weingarten.

Auf seinem Tisch landet das komplette Spektrum – von Familienrecht über Erbrecht und Grundstücksrecht bis hin zu Gesellschaftsrecht. Die Bandbreite in Roding sei breit und spannend. „Mir wird also nicht langweilig“, meint er und grinst. Gerade diese Vielfalt reize ihn an seinem Job. Zudem hat Weingarten gerne mit Leuten zu tun und kann sie – im Gegensatz zu Anwälten – neutral beraten. Deshalb hat sich der Familienvater für die Notars-Laufbahn entschieden und ist nicht auf die Anwalts-Schiene aufgesprungen. „An meinem Tisch geht es noch friedlich zu, da wird versucht, Streit zu vermeiden“, erklärt er.

Seit sechs Jahren ist Weingarten in Notariaten tätig, zunächst als Assessor mit den Stationen Würzburg, Mühldorf am Inn, Neu-Ulm, Fürth und München, jetzt als hauptberuflicher Notar in Roding. Übrigens ist der Notar, obwohl er ein öffentliches Amt ausübt, ein freier Beruf. Um eine flächendeckende Versorgung mit Rechtsdienstleistungen sicher zu stellen, gibt es laut Landesnotarkammer derzeit Notarstellen an 202 Orten in Bayern. „Bürger, egal wo sie wohnen, können einen Notar ihrer Wahl aufsuchen. Für die Notare hingegen gilt der Gebietsschutz“, lässt er wissen.

Jura oder Pharmazie?

Obwohl die Eltern Juristen sind, war für Weingarten nicht von vornherein klar, dass er in derselben Branche geht. Er hatte sich sowohl für Rechtswissenschaften als auch Pharmazie an der Universität eingeschrieben. Jedoch kam die Zusage für den Jura-Studienplatz schneller. Die erste Staatsprüfung legte er 2009 ab. Während seiner Referendariatszeit im Bezirk des Oberlandesgerichts München arbeitete er als wissenschaftlicher Assistent an der Ludwig-Maximilians-Universität. 2012 folgte die zweite Staatsprüfung, ehe er für ein Master-Studium nach London ging. Dort hat er neue Erfahrungen gesammelt und das Englische von der juristischen Seite kennengelernt.

Wenn sich ein Notar für eine Stelle beworben hat und diese bekommt, muss er dort mindestens fünf Jahre bleiben, berichtet Weingarten, der vom ersten Stock im alten Landratsamt einen wunderbaren Blick auf den Regen hat. Das Amtszimmer hat er in den vergangenen Wochen ein wenig renoviert und mit neuen Möbeln ausgestattet. Groß ist seine Vorfreude auf das Rodinger Volksfest. „Da hat mir mein Vorgänger Bruno Mayer schon vorgeschwärmt“, erzählt er mit einem Augenzwinkern. Nach schnellem Abschied klingt das jedenfalls nicht.

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