MdL Riedl in Rötz
Wird in Hillstett „Heimat verkauft“?

Beim Wehr will Landtagsabgeordneter Robert Riedl jetzt den Kreistag einschalten, um Abriss zu verhindern.

04.05.2022 | Stand 15.09.2023, 5:35 Uhr
Christa Bucher
Robert Riedl (Fünfter von links) im Gespräch mit Steffi Porsch (Vierte von links) und Walter Drexler (3. v. li.): Nun will sich der Landtagsabgeordnete für den Erhalt des Wehrs stark machen. −Foto: Christ Bucher

Eigentlich hatten die Gegner des geplanten Wehrrückbaus in Hillstett die Hoffnung schon aufgegeben. Jetzt aber gibt es einen Lichtblick. Der Landtagsabgeordnete der Freien Wähler, Robert Riedl, will nun den Kreistag einschalten. Vorausgesetzt, seine Fraktionskollegen stimmen dem Vorschlag zu. Eine Erfolgsgarantie könne er freilich nicht geben, sagte Riedl, als er am Samstag beim Wehr vorbeischaute. Jedoch werde er versuchen, seine Kreistagskollegen davon zu überzeugen, sich selbst ein Bild vor Ort zu machen. „Damit alle sehen können, was hier zerstört wird.“

Riedl hatte sich im Vorfeld über den vom Wasserwirtschaftsamt Weiden geplanten Wehrrückbau informiert und auch mit Umweltminister Thorsten Glauber darüber gesprochen. Dieser war im vergangenen Jahr selbst nach Hillstett gekommen und hatte zusammen mit Landrat Franz Löffler eine Visualisierung angeregt. Deren Ergebnis und das des ökologischen Gutachtens wurden unlängst im Stadtrat vorgestellt. Quintessenz: Das Wehr soll rückgebaut werden, und zwar noch in diesem Jahr. Nur so könne der natürliche Zustand der Schwarzach wieder hergestellt werden.

Unterschriftenaktion für den Erhalt des Wehrs

Für Steffi Porsch, die eine Unterschriftenaktion für den Erhalt des Wehrs gestartet hatte, ist das nicht nachvollziehbar. Sie steht mit ihrer Meinung nicht alleine da. Über 2000 Bürger hatten sich in die Listen eingetragen und sich gegen den Rückbau ausgesprochen. „Uns wird die Maßnahme als ökologische Renaturierung verkauft“, erklärte sie Riedl. Dabei stelle sich die Frage: Wie lang muss Natur Natur sein, um als solche anerkannt zu werden? Im Bereich des alten Wehrs war die Natur in den vergangenen 150 Jahren sich selbst überlassen. Porsch glaubt, dass das Wasserwirtschaftsamt hier nur tätig werde, um bei der Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie etwas vorzuweisen.

Weder Wasserwirtschaftsamt, noch Gutachten seien auf ihre Argumente eingegangen, so Porsch. Vielmehr sei sogar fälschlicherweise behauptet worden, auch die Feuerwehr Rötz begrüße das Vorhaben, weil dadurch die MERO-Ölsperre verlegt würde. Kommandant Michael Dommer war ebenfalls zum Ortstermin gekommen. Er stellte klar, dass dies nicht stimmt. „Wir haben keine Stellung bezogen“, sagte er. Ganz im Gegenteil. Mit einer Verlegung ginge ein immenser Aufwand einher.

Walter Drexler hat in diesem Schwarzach-Abschnitt zusammen mit dem Freistaat und Familie Hauer das Fischereirecht, das er an den Fischereiverein Neunburg verpachtet hat. Auch er ist der Meinung, dass es für das Wasserwirtschaftsamt genug andere und wesentlich wichtigere Betätigungsfelder gäbe. Ein Rückbau sei für ihn wenig sinnvoll, da die Durchlässigkeit der Schwarzach nur eineinhalb Kilometer weiter flussabwärts durch die dortige Vorstaustufe unterbrochen werde.

Geht ein Naturspektakel verloren?

Drexler erläuterte dem Landtagsabgeordneten, dass im Zuge der Maßnahme der Wasserpegel um eineinhalb Meter abgesenkt werde. Damit würde die Natur oberhalb des Wehrs eine völlig andere werden. Und um den Fischen den Aufstieg zu ermöglichen, gebe es auch andere Möglichkeiten. Jedoch argumentiere das Wasserwirtschaftsamt hier mit hohen Kosten.

Für Tino Gmach geht mit dem Rückbau „einer der letzten Abschnitte verloren, wo man die Schwarzach riechen und sehen kann“. Und der Landtagsabgeordnete musste ihm zustimmen. „Ich versteh euch vollkommen. Auch ich seh keinen Sinn darin, dieses Naturspektakel aufzulösen.“ Wie es nun weitergeht, werde man sehen, nachdem er seinen Antrag an den Kreistag gestellt habe. „Vielleicht bringt uns das das Vertrauen in die Politik zurück“, meinte ein Rückbau-Gegner. Ansonsten werde hier mit haltlosen Argumenten „Heimat verkauft“. (wbf)