Auftritt war geheim
Altneihauser Feierwehrkapell’n überraschte Schorndorfer Laienbühne

19.11.2022 | Stand 15.09.2023, 2:51 Uhr
Nun hat auch Schorndorfs Bürgermeister Max Schmaderer seine Goldmedaille, mit einer Bronze-Statue samt Sockel auf Burg Neuhaus dürfte es eher nichts werden. −Foto: cls

Ein schöneres Geschenk hätte die Laienbühne Schorndorf sich selbst und ihren Gästen zum Jubiläum „25 Jahre Theater auf der Burg“ nicht machen können als den fulminanten Auftritt von Norbert Neugirg und der Altneihauser Feierwehrkapell’n. Gut eineinhalb Stunden ein tolles Programm, das die Lackmuskeln strapazierte und zu stehenden Beifallsstürmen führte.

Den Auftritt hatten Säp Kiesl und die Vorstandschaft geheim gehalten, umso mehr freuten sich alle, als zu etwas späterer Stunde Norbert Neugirg und sein rotzfrecher Komödianten-Haufen mit Pauken und Trompeten in den Baumgartner-Saal einmarschierten.

Jeder bekam sein Fett weg

Anschließend gelang es Neugirg, dem Kommandanten der neunköpfigen Blasmusik- und Kabarettgruppe aus der nördlichen Oberpfalz, in vorzüglicher Art und Weise vor allem die Protagonisten der Laienbühne selbst, aber auch im engen Umfeld des Vereins, aufs Korn zu nehmen. Und auch Söder und Aiwanger oder die SPD bzw. CSU bekamen zwischendurch ihr Fett weg.

Einiges auszuhalten hatten auch Burgherrin Thekla Schauer und ihr Ehegatte Ludwig Oswald sowie Schorndorfs Bürgermeister Max Schmaderer, die aber herzhaft über sich selbst lachen konnten. Ebenfalls nicht fehlen durften in der Laudatio u.a. Zitate zu Landrat Franz Löffler bzw. dessen Vorgänger Theo Zellner und zu Neugirgs Kollegen Toni Lauerer und „Bäff“ Josef Piendl. Die drei haben nun eines gemeinsam: Alle drei sind „Schauer“-Kulturpreisträger und alle drei sind jetzt ebenso Ehrenmitglied der Laienbühne. Norbert Neugirg wurde die Ehre mit Überreichung der Ernennungsurkunde im Anschluss an seinen Auftritt zuteil.

Norbert Neugirg in seinem Element

Am Gründungstag der Laienbühne wandte sich Neugirg an den Jubelverein: „Am 11.11.1985 erfunden, blieb der Verein, nach eigenem Bekunden, bis heute nur am Leben, weil die Frauen alles geben, um die männlichen Vereinsgestalten halbwegs in der Spur zu halten“. Und dazu weiter: „Die Frauen sind das Fundament, die mit Fleiß und viel Talent im Hintergrund gerade biegen, was Männer nicht gebacken kriegen.“

Längst enge Freunde sind Neugirg und Laienbühne-Chef Säp Kiesl, der ebenfalls herhalten musste. „Wer die Laienbühne Schorndorf kennt, der weiß, dass der Verein unterm Talent dessen, der das Vorstandsamt bekleidet, seit 1994 leidet.“ Doch damit nicht genug: „Der Mann mit ausgeprägter Schauspielader war ein zu hoch bezahlter Müllverlader, den der Mülldampf, den er inhalierte, geistig so weit deformierte, dass er trotz allem, was er sich erdachte, die Laienbühne dazu brachte, ihn – ohne zu verzagen – bis heute zu ertragen, sprich Vorstand kann in dem Verein nur ein vollkommen Verrückter sein.“

Dann war die Burgherrin Thekla Schauer an der Reihe: „25 Jahr geht auf Burg Neuhaus die Laienbühne ein und aus, und spielt mit Segen der Frau Schauer vor ihrer alten Zugluftmauer, die dort, von feuchtem Moos bedeckelt, dem Jüngsten Tag entgegenbröckelt.“

Hatte es Max Schmaderer beim Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ nicht geschafft, die Landesbewertungskommission zu einer Goldprämierung für Schorndorf zu überzeugen, so bekam er diese Goldmedaille nun von Neugirg überreicht. „Und so erkannte der Herr Bürgermeister, der Besuch der Zukunftsgeister und der Nutzen der bewirteten Personen war wie vom Lauterbach die Injektionen: viel Geschrei und letztlich bloß, teuer, sinn- und wirkungslos, und man sieht’s an Schmaderers verlor’nem Haar, dass die Zukunft früher besser war“.

Alles andere als Gefallen gefunden hat beim Architekten der Bewertungsjury der Neubau „Soziale Ortsmitte“, der aktuell im Dorfkern von Schorndorf hochgezogen wird. Neugirgs Kommentar dazu: „Im Sog der ,Dorf hat Zukunft-Geister’ zeigt auch Schorndorfs Bürgermeister, dass er den Landrat und den Rest der Welt mit seinem Neubau in den Schatten stellt, denn er legt mit seinem Sarkophag Qualitäten an den Tag und revolutionäre Schritte, Schorndorfs ,Soziale Mitte’ wird sich laut Phantasten als ,Schmaderer-Gedächtnis-Kasten’ und ,Maxoleum’´ aus besagten Gründen einst im Geschichtsbuch wiederfinden“.

Neugirg weiter: „Und im Gemeinderat den Vorschlag macht, man möge doch beschließen, den Bürgermeister abzugießen, und nach dessen eig’nem Willen dem Schmaderer den Wunsch erfüllen, dass er – in Bronze dargestellt – einen Sockel auf der Burg erhält, und ihm, wegen vorbildlich erfüllter Pflichten, ein großes Standbild zu errichten, und Max bat jene, die das konstruieren, sich am Zuckerhut zu orientieren.“

Der Beifall des Publikums war ebenso sicher, wenn die neun Feuerwehr-Musikanten zu Neugirgs Zitaten aufspielten. Nicht zu kurz kamen komödiantische Einlagen von Kapellen-Mitgliedern.

− cls