Kabarett
Einblicke in die Rush Hour des Lebens

Eva Karl-Faltermeier aus Bernhardswald sorgte beim Kultursommer auf der Burg Neuhaus für jede Menge Lacher.

23.07.2021 | Stand 16.09.2023, 1:36 Uhr
Eva Karl-Faltermeier nahm ihre Zuhörer mit auf eine Reise in die Südoberpfalz, die „Heimat des Nebels“. −Foto: cls

Mit zwei weiteren Veranstaltungen hat am vergangenen Wochenende der abgespeckte Kultursommer der Laienbühne Schorndorf auf Burg Neuhaus aufgewartet. Am Sonntag spielte die Oktoberfestkapelle von Mathias Achatz auf und bereits am Freitag gastierte die Kabarettistin Eva Karl-Faltermeier.

Als einen „Spaziergang“ bezeichnete Eva Karl-Faltermeier ihre Anreise, lebt die Oberpfälzerin doch unweit in Bernhardswald. „A Gspür für’s Gschäft“ oder an „guads Handal“ für ihre Haupterwerbstätigkeit als Kabarettistin hat sie leider nicht bewiesen, machte sie sich doch zum 1. April 2020 selbstständig – also just zum ersten Lockdown im vergangenen Jahr.

Kindheit in „Heimat des Nebels“

Dabei ist es Eva Karl-Faltermeier „eh scho schlecht ganga“, worauf auch schon der Titel ihres aktuellen Bühnenprogramms „Es geht‘s dahi“ schließen lässt. Mit Schuld daran ist ihre Kindheit in der Südoberpfalz – „Heimat des Nebels“.

Gott sei Dank hat aber Eva Karl-Faltermeier ihr Angststörungen überwinden können und sie ist „erleuchtet worden“, auch mit Hilfe ihrer fiktiven Psychotherapeutin Frau Jannike. Dass dies gelungen ist, verwunderte Eva Karl Faltermeier selbst, denn während sie bei den Sitzungen „gred und gred hot“, war die einzige Gegenkommunikation ihrer Psychologin: „Und was fühlen Sie jetzt?“.

Dennoch ließ Eva Karl Faltermeier anschließend die Zuhörer auf Burg Neuhaus teilhaben und sprach anschließend Klartext über das Land des „Ou“, in dem schon ihre Mutter statt der Suche nach Ostereiern immer „Stoana glaubt hot“.

Einen tiefen Einblick gab es auch in die Rush Hour des Lebens, in der sich 30- bis 50-jährige und damit auch sie selbst mit Familiengründung, Hausbau und Urlaub beschäftigen: „Do steckst dann drin im Stau“. Auch in der wichtigen Lebensstation der Pubertät lässt Eva Karl Faltermeier die Zuhörer hineinfühlen.

Auf dem Gäubodenfest, natürlich im Dirndl gekleidet, hat sie doch glatt einer gefragt: „Hee, wo host denn dein Busn lassen“. Doch schlagfertig war sie schon damals: „Der is dahoam, weil er di ned treffa wollt“. Ihre Heimat im Tal der Schwarzen Laber ist aber nicht nur davon geprägt, dass nie die Sonne scheint, sondern auch jeder CSU wählt. Und Ratten gibt es da auch nicht gerade wenige, „des waarn so viele, die ham beim Feierwehrfest einen eigenen Taberlbuam braucht“.

Liebeserklärung an das „Ou“

Ein Vorteil in Neuhaus: Ihren Oberpfälzer-Dialekt verstehen da alle. Dennoch galt es, gut hinzuhören, als Eva Karl Faltermeier dem „Ou“ in Gedichts- und Liedform entsprechend Gehör verschaffte. Ganz wunderbar brachte die Kabarettistin, Poetry-Slamerin und Journalistin auch die Belastungen ihres Daseins als berufstätige Mutter mit zwei Kindern und Ehemann auf den Punkt.

Ihre Geschichten bewegen sich irgendwo zwischen dem Grenzbereich der Fantasie und rauer Unverfälschtheit. Ihrer Fiktion Glauben zu schenken, fällt schwer, denn ihre Episoden aus dem Alltag erscheinen zu hart, um wahr zu sein. Die eigene „zwiderne“ Natur kann Eva Karl Faltermeier nicht wirklich verbergen und die Mistigkeiten der Welt machen sie handlungsunfähig.

„Und was fühlen Sie jetzt?“. Das Publikum auf Burg Neuhaus jedenfalls hat sich dank Eva Karl Faltermeier an diesem Abend ganz wunderbar gefühlt, genoss den Kabarett-Abend, das herrliche Ambiente auf dem „grünen Hügel“ und die hervorragende Bewirtung und Gastgeberrolle durch die Laienbühne Schorndorf mit ihrem Vorsitzenden Säp Kiesl an der Spitze. (cls)