Geschichte
Der Schellerlhof wird wieder freigelegt

Der Obst- und Gartenbauverein Friedersried bemüht sich um die Erinnerung an ein über 300 Jahre altes Stück Zeitgeschichte.

17.10.2021 | Stand 15.09.2023, 23:45 Uhr
Jakob Moro
Dies ist das größte Stück Mauer, das noch sichtbar ist, alle übrigen Grundmauern hat der Waldboden „verschluckt“. Demnächst sollen alle Grundmauern freigelegt werden. −Foto: Jakob Moro

Die Freude war dem Vorsitzenden des Obst- und Gartenbauvereins Friedersried, Georg Fritsch, bei der Jahresversammlung anzusehen, als er über den Schellerhof berichtete. „Es geht weiter,“ so Fritsch über das seit 14Jahren verfolgte Projekt.

Ein gut ausgeschilderter Wanderweg, der „St.4“, geht direkt am Schellerlhof vorbei. Der Leiter des Forstbetriebes Roding der Bayerischen Staatsforsten, Rudolf Zwicknagel, gab sein Einverständnis. Der Schellerlhof wurde vor rund zehn Jahren errichtet.

Erinnerung an große Zeiten

Mittlerweile sind dort wieder Bäumchen gewachsen und Reste des Schellerlhofes sind weiter verfallen. Jetzt hat es Georg Fritsch nach einem Ortstermin mit Rudolf Zwicknagel und dessen Genehmigung freischneiden dürfen. Jetzt sollen auch die Grundmauern freigelegt und gesichert werden, informierte Fritsch. Rudolf Zwicknagel möchte, dass die Kulturgeschichte des Schellerlhofes sichtbar bleibt.

Große Zeiten hat der Schellerlhof erlebt. Seine Geschichte ist eng mit der Burg Schwärzenberg verbunden und dürfte auch bei der Rodung unseres Gebietes eine Rolle gespielt haben.

Der Schellerlhof wurde im Dreißigjährigen Krieg zerstört. Freiherr von Plettenberg hat den rund 264 Tagwerk großen Hof 1703 wiederaufgebaut. Doch dann brannte es zum zweiten Mal auf dem Schellerlhof. Beim Küchlbacken am Vorabend des Johannistages 1792 brannte der Hof nieder.

Die Erben der Herren von Plettenberg, die Schotten von Sankt Jakob, bauten den Hof nicht wieder auf.

Der bayerische Staat wurde bei der Säkularisation Eigentümer des Schellerlhofes. Daher sind heute die Bayerischen Staatsforsten für den Schellerlhof verantwortlich. Die einst statthafte Anlage unterhalb des Steinhäufl`s ist verfallen, Umrisse der Gebäude sind jedoch noch gut zu erkennen. Wie bei Sichtung des Mauerwerks unschwer zu erkennen ist, wurden beim Bau des Schellerlhofes Gesteine des Pfahls, so wie bei der Schwärzenburg, verwendet.

Um 1840 sollen noch Fenster in einigen Gebäudeteilen gewesen sein. Der Stadl, der nicht verbrannte, soll abgetragen worden sein und in Neukirchen-Balbini als Pfarrstadl wieder aufgestellt worden sein. Der Schellerlhof liegt am nordöstlichen Abhang des Schwärzenberges über dem Quellbereich des Schellerbaches, etwa zwei Kilometer von Friedersried und etwa 700 Meter von Raubersried.

Die heutige Ruine des einst statthaften Hofes steht auf einem künstlich aufgeschütteten Hügel. Auf der Anhöhe des einst mächtigen Baus von 25mal elf Meter, sind mittlerweile nur noch Schuttwälle erkennbar. Zu sehen sind die zwei Meter hohen ehemaligen Mauern an der Westecke und im Südwesten. Die Mauern sind etwa einem Meter dick. Sie bestehen teils aus quaderartig behauenem Rosenquarz.

Historische Ansichten sind nicht mehr vorhanden. Der Urkataster von 1841 ist der einzige Plan, der bekannt ist. Beim Schellerlhof entspringt der Schellerbach, von dem einige Anwesen Friedersrieds früher ihr Wasser bezogen. Diese Weiher haben eine große Bedeutung für die Umwelt, Flora und Fauna sind dort bestimmend.

Möglich könnte es gewesen sein, dass die historisch interessante Anlage aus zwei Gebäuden eines kleinen Hofes bestand. (rjm)