Medizin
Fortbildung und Vernetzung

Erstmals mit Kinderärzten traf sich der hausärztliche Qualitätszirkel in Tiefenbach. Thema: Blutschwämme bei Kindern

22.11.2019 | Stand 16.09.2023, 5:15 Uhr

Zur ärztlichen Fortbildung begrüßte die Allgemeinärztin Dr. Birgitt Weinhold den Referenten Dr. Roland Böhm und Kinderarzt Dr. Thomas Habash in Tiefenbach. Foto: Nikolaus Scherr

Im Sitzungssaal der Gemeinde Tiefenbach fand eine etwas andere Fortbildung statt. Die Teilnehmer des hausärztlichen Qualitätszirkels Tiefenbach-Schönsee (QuaST) trafen sich erstmals mit den Kinderärzten des Landkreises Cham zu einer gemeinsamen Fortbildung. Vor einigen Jahren war der Qualitätszirkel von Dr. Herbert Killer, Schönsee, und Dr. Birgitt Weinhold, Tiefenbach, für Hausärzte gegründet worden.

Zur Begrüßung freute sich Weinhold gemeinsam mit Kinderarzt Habash über diese erste gemeinsame Aktion. Sie soll Haus- und Kinderärzte zum Wohl der kleinen Patienten besser miteinander vernetzen und ins Gespräch miteinander bringen. Der Referent des Abends war Dr. Roland Böhm. Er ist der leitende Kinderchirurg der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin in Weiden in der Oberpfalz. Böhm hat hier im Oktober seine Arbeit mit dem Aufbau einer überregionalen Sicherstellung der kinderchirurgischen Versorgung begonnen.

Er sprach mit einem „wahren Feuerwerk an Informationen“ zu den Möglichkeiten der Behandlung des kindlichen Hämangioms. Während früher „wait and see“ ein Konzept in der Behandlung von Blutschwämmen war, betonte Böhm, dass nun eher „see and wait“ angebracht ist, allerdings auf keinen Fall „wait and sleep“.

Tumore im Kindesalter

Mit diesen Worten legte er den ärztlichen Teilnehmern nahe, dass man sich um diese Tumore im Kindesalter konsequent früh genug kümmern müsse. Die beeindruckenden Bilder sprachen für sich.

Böhm ging zunächst auf die Problematik der Erkrankung ein. Es handele sich beim Hämangiom nicht nur um ein kosmetisches Problem. Neben funktionalen Aspekten seien die Kinder oftmals stark entstellt, wenn die Tumore unkontrolliert wachsen; und es sei eine für Kind und Familie häufig sehr belastende Erkrankung mit einem ausgesprochenen psychosozialen Aspekt.

Die Veränderungen können nicht nur deutlich wachsen und Raum einnehmen, Hämangiome können auch aufbrechen und dann zu weiteren, oft schwer zu therapierenden Schwierigkeiten führen. Außerdem können die an sich gutartigen Tumore durchaus eine Belastung für den kindlichen Kreislauf darstellen, zum Beispiel bei Befall der Leber.

Der Kinderchirurg stellte zunächst mehrere medikamentöse Möglichkeiten vor, mit denen man die Erkrankung behandeln kann. Dies seien neben Propranolol, dem heute die größte Bedeutung zukomme und bei dem der Beginn unter Überwachung im Krankenhaus erfolgen sollte, gelegentlich Cortison oder sogar Interferon. In seltenen Fällen sei sogar eine Chemotherapie nötig. Darüber hinaus gebe es die Behandlung mit Laser oder schlussendlich die operative Behandlung.

Die Zuhörer stellten zahlreiche Fragen an den Referenten. Im weiteren Verlauf des Abends wurden im Gespräch zwischen den Allgemein- und Kinderärzten viele Fragen zu den Vorsorgeuntersuchungen im Kindes- und Jugendalter erörtert.

Gesetzliche Änderungen

Es hat hier gesetzliche Änderungen gegeben, und die anwesenden Kinderärzte gaben den detailliert fragenden Allgemeinärzten ausführliche Antworten. Auch Kooperationsmöglichkeiten zugunsten der kleinen Patienten wurden erörtert. Die Kinderärzte trugen außerdem ihre Sorgen um den fehlenden kinderärztlichen Nachwuchs im Landkreis Cham vor.

Insgesamt gab es für die zahlreichen Teilnehmer viele Erkenntnisse über Vorsorge, Möglichkeiten der Zusammenarbeit und dank des hervorragenden Referenten vor allem zum kindlichen Hämangiom.

Im neuen Jahr soll es erneut eine ähnliche Veranstaltung geben, damit es zu einer anhaltenden guten Zusammenarbeit im Sinne der Kinder und Jugendlichen im Landkreis Cham und in den angrenzenden Gebieten kommen kann. (wik)