Innovativ und kreativ
Tourismus in Waldmünchen: Goldsteig bekommt ein neues Goldstück

22.03.2023 | Stand 15.09.2023, 1:02 Uhr
Fanny und Beppi sind diejenigen, die Kindern das Urlaubsland nahebringen sollen. Deswegen wurden im Oktober neue Werbefotos mit den Figuren geschossen. −Foto: Fotos: Schoplocher

Es ist ein großes und erfreuliches Info-Paket gewesen, das der Kultur- und Tourismus-Ausschuss am Dienstag überreicht bekam. Auf den ersten Blick unscheinbare drei Zeilen in der Präsentation von Carola Rieger vermochten es dann sogar, Bürgermeister Markus Ackermann Jubeltöne zu entlocken.

„Klasse“, „ein großer Wurf“, „der Hammer“, kommentierte er eine neue Wanderpauschale. Deren Besonderheit: Sie wird als deutsch-tschechische Goldsteig-Route vor der Urlaubsland-Haustür konzipiert und von der Tourist-Info Waldmünchen organisiert, von der Zimmerbuchung bis zum Gepäcktransport. In vier Etappen geht es von Waldmünchen nach Furth im Wald, Domažlice, Klenčí und über den Čerchov zurück. Geht es nach Tourismus- und Kulturamts-chefin Rieger, soll diese Tour nur der Anfang sein. Auch Markus Ackermann sah ein „Riesenausbaupotenzial“.

Viele grenzüberschreitende Projekte

Rieger nannte weitereProjekteder grenzüberschreitenden Zusammenarbeit, die „richtig, richtig gut läuft“: Ein zweisprachiges Kindertheater im Juni oder die Übersetzungen der virtuellen Stadtführungen auch ins Tschechische.

Fast 150000 Übernachtungen, richtete Rieger den Blick auf den Tourismus. „Eine gute Zahl“, befand sie, die zwar im Vergleich zu 2019 (ab 2020 verzerrte die Pandemie alles) hintenanstehe, aber das sei auch ein außergewöhnliches Jahr gewesen.

Kürzere Aufenthalte

Auffallend sei die rückläufige Aufenthaltsdauer, wenngleich sie dem allgemeinen Trend entspreche. Waren es 2019 4,41 Tage und 2020 4,76, blieb es im Vorjahr bei 3,99. Allerdings könne man auch daraus Positives ableiten. „Unsere Vermieter sind flexibel und gehen diesen Trend mit.“

Engagierte Vermieter

Vor ihnen zog Rieger ganz grundsätzlich den Hut, würden sie doch investieren und auf Wünsche eingehen sowie flexibel auch mal nur für eine Nacht vermieten. „Wir können optimistisch in die Zukunft schauen“, zeigte sie sich überzeugt. Befeuert wurde ihre Einschätzung nicht zuletzt durch Nachfragen nach Gastgeberverzeichnissen und Prospekten. Schon jetzt wurden 1500 Gastgeberverzeichnisse für 2023 versandt, 2022 waren es fast 6000. „Tendenz seit Jahren steigend.“ Trotz gestiegener Papierpreise seien die 14 000 gedruckten Exemplare ihrer Meinung nach eine lohnende Investition.

Bei der Messe „überrannt“

Bei der Messe free in München dieses Frühjahr ging das Interesse so weit, dass Rieger und Co. die Gehefte nur noch nach gezielter Nachfrage ausgaben. Für alle reichten sie dennoch nicht. „Wir wurden regelrecht überrannt.“ Ein weiterer Punkt, der den Optimismus stärkt.

Für den es jede Menge Gründe gebe, wie die Tourismus-Chefin mit breiter Brust betonte. Allein das Wanderprogramm umfasse 45 Touren, ab Mai würden 25 begleitete Fahrradrunden angeboten. Die, weitere Neuerung, den Radius erweitern, indem man unter anderem Cham und Furth im Wald (Stichwort Bahn) als Start- oder Zielpunkte etablieren wolle.

Wandern, Radfahren, Familie

Neben Wandern und Radfahren sind Kinder ein weiterer Augapfel. Zwar fehle die eine „entscheidende“ Indoor-Attraktion, allerdings täte das laut Rieger der Attraktivität der Destination keinen Abbruch. „Wir haben eine Menge, mit der wir punkten können“, zeigte sie sich stellvertretend selbstbewusst: eine Rallye durch die Stadtgeschichte etwa, eine spannende Natur-Erkundung mit einem Ranger. Das Freizeitprogramm für die jungen Urlaubsgäste (und Einheimische!), erarbeitet wie schon lange mit der Urlaubsregion Furth im Wald/Hohenbogenwinkel, garantiere zudem eine Menge Spaß.

Weitere Projekte, die Markus Ackermann später als innovativ und vorausschauend bezeichnen sollte, sind unter anderem eine neue Übersichtskarte für die Mountainbike-Routen sowie das Stück-für-Stück-Erarbeiten eines grenzüberschreitenden Veranstaltungskalenders, der aktuell an technischen Hürden scheitert.

Und die Kultur?

„Die Kultur-Maschinerie läuft wieder voll an“, fasste Markus Ackermann den Rück- und Ausblick von Kulturreferentin Heike Dannerbeck zusammen. Die äußerte sich zur laut gewordenen Kritik, das Herbstfest habe zu viele Lücken aufgewiesen, auf dem Marktplatz ebenso wie im Angebot. „Corona-Nachwehen“, erklärte sie die vielen kurzfristigen Absagen, einigen Fieranten war auch die Wetterprognose zu schlecht.

Ausverkaufter Bürgerball

Dafür seien Christkindlmärkte und Weihnachtsdorf Riesenerfolge gewesen, der ausverkaufte Bürgerball ein bester Start zurück in die Normalität und ins Jahr. Der Kulturflyer listet 34 weitere Veranstaltungen auf, 17 davon im Kultursommer, der mit einer Mischung aus Neuem (Bernhard Stahls American Folk Music) und Altbewährtem aufwarte (Auftakt mit den Perlhütter Musikanten am 3. Mai, Ausklang mit den Döferingern am 23. August). Hinzu kämen die vielen Feste und Veranstaltungen der Vereine und Organisatoren, denen allesamt ein großer Dank aus dem Rathaus entsandt wurde.

Dannerbeck zeigte sich überzeugt: Höhepunkt werde das Theaterstück „Monsieur Chateaubriands letzte Reise“. Christian Lommer (PWL) bat um eine Einschätzung, ob es wirklich gelingen könne, die Festspieltribüne vier Mal zu füllen – und traf trotz der fast 2500 Karten, die es unters Volk zu bringen gilt, auf Zuversicht der Verantwortlichen. Die basiert auf bisherigen Rückmeldungen und einer Werbestrategie, für die man laut Carola Rieger „relativ viel Geld“ in die Hand genommen habe. Die Zielgruppe gehe schließlich über Waldmünchen und den Landkreis hinaus. Mit Buchungen aus Paris und Kopenhagen, schürte Martina Mathes (CSU und francophile Anschieberin des Theaterstücks) den Optimismus. Um ihn gleich darauf mit ihrer persönlichen Meinung zu garnieren: „Ich bin jedenfalls begeistert.“

ULTRA-TRAIL: IST DA WAS IM BUSCH?

Sorgenfalten:Oliver Brückl (WUL) ist zu Ohren gekommen, dass eine Gruppe Ultra-Trail-Läufer einen neuen Anlauf in Richtung ausgewiesener Wege unternehmen will. Das Thema habe man schon mal gehabt und sich klar dagegen ausgesprochen. Bei allem Verständnis für die Sportler: „wir wollen das nicht.“

Funkstille:Bürgermeister Markus Ackermann hörte davon zum ersten Mal von den offenbar neuen Bestrebungen. Auf den offiziellen Kanälen herrsche Funkstille, informierte er, versprach aber, nachzuhaken. In der „absolut ablehnenden Haltung “ sei man sich – auch mit der tschechischen Seite − nach wie vor einig.

Nachdruck:Carola Rieger merkte an, dass eine Umsetzung von ausgewiesenen Laufstrecken schon daran scheitere, dass weder Naturpark noch Urlaubsland einer entsprechenden Beschilderung zustimmen würden. Im Übrigen habe man sich gegen eine derartige Nutzung ausgesprochen, weil man auf das Gleichgewicht in der Region und der Natur achten wolle, erinnerte sie.