Übung
Was tun bei Unfall mit Gefahrgut-Laster?

Sechs Feuerwehren probten auf Anregung von Martin Gruber in Balbersdorf den Ernstfall.

01.06.2022 | Stand 15.09.2023, 4:58 Uhr
Hans Schmelber
Bei der Abschlussbesprechung vor dem Balbersdorfer Gerätehaus wurde Bilanz gezogen. −Foto: Hans Schmelber

Martin Gruber erhielt am vergangenen Samstagabend viel Lob. Der 2. Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Balbersdorf-Habersdorf hatte eine Idee – und hat diese auch durchgesetzt. Zusammen mit seinen Feuerwehrkameraden vor Ort sowie Kreisbrandmeister Hans Hochmuth und Josef Deiminger von der Firma Bayerwald-Gas GmbH suchte er nach Lösungen, wie man sich als TSF-Feuerwehr bei einem Gefahrgutunfall, in diesem Fall mit Propangas, verhalten muss.

Gewinnen konnte Gruber für seine Idee auch Bernhard Hatzinger, den Fachberater Gefahrgut, Umweltschutz und Sonderaufgaben im Landkreis Cham, Funkrufname Florian Cham 1/12, zuständig auch für Beratung und Ausbildung. „Diese Übung wird aber als Ausbildung weiterlaufen mit Feuerwehren aus anderen Orten“, versicherte KBM Hochmuth. „Es war in Balbersdorf keine konventionelle Übung, dafür aber sehr lehrreich“, legte er nach.

Josef Deiminger durfte sein Fahrzeug in Absprache mit der Firma für die Übung zur Verfügung stellen und hatte seinen Lkw gut 300 Meter hinter Balbersdorf abgestellt. Vom angenommenen Unfall ausgehend erklärte Hatzinger, wie man in so einem Fall vorgehen muss.

Als Flüssiggas würden niedrig siedende Kohlenwasserstoffe wie Propan oder Butan, artverwandte Stoffe und Stoffgemische aus diesen bezeichnet. Propan z.B. sei je nach Gemisch circa 1,5- bis 2,1-fach schwerer als Luft, fließe am Boden wie eine Flüssigkeit. Gas vermische sich nur langsam mit Luft und sei auch in größeren Distanzen noch zündfähig. Es sei eine Rückzündung bis zur Austrittsstelle möglich.

Größere Lachen Flüssiggas könnten sich über längere Zeit in flüssiger Form in Vertiefungen halten. Verbrennungen der ungeschützten Haut bei brennendem Austritt seien noch in 300 Metern Entfernung möglich. Ein Kilo Flüssiggas entspreche der Sprengkraft von 500 Gramm TNT. Aus 500 Litern gasförmigem Flüssiggas würden 30 000 Liter zündfähiges Gas-Luft-Gemisch. Verhindert werden solle auf alle Fälle, dass das Flüssiggas in die Kanalisation gelangt, deshalb müsse man Gullis abdecken.

Wenn möglich, solle man mit dem Wind anfahren und auf Windrichtungsänderungen achten. Fahrzeuge solle man nicht in Senken und nicht direkt an der Schadensstelle aufstellen. Der Gefahrenbereich sei abzusperren und zu räumen; nur Einsatzkräfte, die dort benötigt werden, sollten sich dort aufhalten. Besonders wichtig sei es auch, mögliche Zündquellen, das könnten auch normale Handys sein, zu beseitigen und Anwohner durch Zurufe zu informieren.

Der Fachberater vergaß nicht die Nachalarmierung von Spezialkräften, wie z.B. Gefahrstoffzug, Flüssiggas-Sicherheitsdienst, Gefahrgut-Beauftragter des Unternehmens, Elektroversorgung u.v.a.m. Er wies auch darauf hin, unbedingt eine Löschwasserversorgung und Dekontaminierungsmöglichkeiten zu schaffen. Alles wurde so nachvollzogen und aufgebaut, aber ohne Wassereinsatz. Hatzinger hatte vor Ort sehr aufmerksame Zuhörer und musste auch viele Fragen beantworten. Josef Deiminger erklärte zum Abschluss der Übung den Teilnehmern noch seinen Gefahrgut-Laster.

Bei der Abschlussbesprechung im Balbersdorfer Gerätehaus dankte Hatzinger Gruber für dessen Idee. „Gefahrguteinsätze sind nicht für fünf oder sechs Feuerwehren im Landkreis gedacht“, so der Fachberater. KBM Hochmuth lobte Grubers und Hatzingers Engagement. Als Praktiker wies der KBM darauf hin, dass bei einem Gefahrgut-Lkw-Unfall zur Abdeckung Planen, Müllsäcke, aber auch Kabelbinder in der Ausrüstung sehr nützlich sein könnten. Gruber lud allen Beteiligten noch zu einer Brotzeit ein. (fsh)