Tierquälerei
Hund stirbt nach Rasierklingen-Attacke

Regensburger Spezialisten konnten den Mischling, der bei Weiding einen präparierten Köder gefressen hat, nicht mehr retten.

17.04.2015 | Stand 16.09.2023, 7:07 Uhr
Collie-Mischling „Deejay“ erlag am Freitag seinen Verletzungen. −Foto: Tierklinik

Nach einem außergewöhnlich schweren Fall von Tierquälerei ist am Freitag in Regensburg ein Collie-Mischling seinen Verletzungen erlegen. Der Hund „Deejay“ hatte am vergangenen Donnerstag bei einem Abendspaziergang auf einem Radweg bei Neumühlen (Landkreis Cham) einen mit Rasierklingen präparierten Köder gefressen. 15 Klingen hatte ein Hundehasser in einer Masse aus Thunfisch verborgen, 14 davon landeten im Bauch von Deejay. Die 27-jährige Besitzerin hatte ihren Hund noch beim Verspeisen des Köders ertappt und dabei eine Klinge im Gras gefunden. Sie reagierte sofort und brachte ihn zuerst zur lokalen Tierärztin und dann mitten in der Nacht weiter in eine Klinik nach Regensburg.

Dort versuchten die Tierärzte alles, um den Hund zu retten. Doch selbst das Team der Klinik hatte es bisher noch nicht mit einer so hinterhältigen Attacke gegen ein Haustier zu tun. Denn der Tierhasser hatte sich mit seiner tödlichen Falle große Mühe gegeben. Die nur Millimeter starken Klingen waren extra aus Einwegrasierern herausgebrochen worden und tief in der Thunfischmasse verborgen worden.

Ärzte operierten die ganze Nacht

Auf dem ersten Röntgenbild waren zunächst nur 13 Klingen zu erkennen. Die Ärzte versuchten sie zunächst durch eine Magenspülung aus dem Tier zu entfernen. Doch die Fremdkörper bewegten sich nicht, der Magen musste geöffnet werden. Bis zum Morgengrauen operierte ein Ärzteteam. In Kleinstarbeit pulten die Spezialisten mit Pinzette und Magneten eine Klinge nach der anderen aus den verschiedenen Aussackungen des Magens. Die schmalen, flachen Metallecken waren schwer zu finden, schmiegten sich in die Magenfalten, versteckten sich hartnäckig in dem Thunfischbrei, mit dem sie ausgelegt worden waren. Winzige Klingen in Kombination mit dem Fisch: „Vielleicht war der Köder auch für Katzen bestimmt“, mutmaßte eine Ärztin später.

Tierschützer sind entsetzt

Am Morgen des 10. Aprils schepperte dann endlich die 13. Klinge in der OP-Schale. Zur Sicherheit suchten die Ärzte den Magen trotzdem noch ein letztes Mal genau ab. Die Situation schien zunächst bereinigt, doch wenig später zeigte ein Kontrollröntgen: Es befindet sich noch immer eine Klinge im Magen. Das Metallstück hatte sich auf dem Röntgenbild offenbar hinter einer anderen Klinge verborgen. Nach einer Vier-Stunden-OP war das Risiko jedoch zu groß, die Narkose zu verlängern. Der Hund musste sich erst erholen.

Am nächsten Tag starteten die Ärzte dann einen erneuten Versuch. Erst mit einer Endoskopie, dann mit einer weiteren Operation. Doch die Klinge versteckte sich zu gut, wanderte zwischenzeitig sogar in die Speiseröhre des Hundes, so dass die Ärzte letztlich erfolglos abbrechen mussten.

Dennoch verbesserte sich in den darauffolgenden Tagen der Zustand des 15-Kilogramm schweren, kniehohen Collie-Mischlings. Die Ärzte gaben magenschonende Medikamente und versuchten, die Klinge mit Spezialfutter, das den Fremdkörper umhüllt, aus dem Magen-Darm-Trakt zu befördern. Weil sich die letzte Klinge aber bis zum Donnerstag noch immer nicht bewegt hatte, wurde eine weitere Operation angesetzt. Dazu kam es jedoch nicht mehr. In der Nacht zum Freitag erlag„Deejay“ seinen Verletzungen.

ACHTUNG!!!Wir hatten gestern eine Hund im Notdienst vorstellig, der ca. 15 kleine RASIERKLINGEN im Magen...

Posted by Kleintierpraxis Dr. Martina Löffelmann on Freitag, 10. April 2015

Gustav Frick, Vorsitzender des Tierschutzvereins Regensburg, ist entsetzt über den Fall des Collie-Mischlings. „Im Verhältnis ist es zwar so, dass sich das Auslegen von Giftködern oder mit Rasierklingen gespickten Fleischhappen bei uns noch einigermaßen in Grenzen hält“, sagt er. „Aber jeder Einzelfall ist natürlich schon einer zu viel.“

Die Täter machten sich oft überhaupt keine Gedanken darüber, was ihre Aktionen bedeuten, wie qualvoll Tiere an so einem ausgelegten Köder verenden können. Der Vorsitzende des Tierschutzvereins Regensburg warnt eindrücklich: „Die Tierbesitzer müssen ihre Augen offenhalten und schnell einschreiten, wenn sich ihr Hund an Beuteln oder Dosen zu schaffen macht.“

Verdächtige Personen müssten sofort der Polizei gemeldet werden. „Denn das Auslegen solcher Köder fällt eindeutig unter Tierquälerei und muss hart bestraft werden.“