Neueröffnung
Am Willmeringer Boierhof ist Bio Trumpf

Hausladens wirtschaften seit Jahren ökologisch– nun öffnen sie einen Laden, der ihr Denken und ihre Lebensweise verkörpert.

01.12.2018 | Stand 16.09.2023, 5:54 Uhr

Wer mehr will, als Discounter-Bio – bio, regional-saisonal und so ökologisch wie möglich – der kann in Willmering zum Boierhof-Laden abbiegen, der von Aldi und Netto schon zu sehen ist. Hier wird viel von dem verkauft, was gleich nebenan wächst. Foto: Klöckner

Wer ab Mitte des Monats bei Aldi oder Netto in Willmering einkauft, der sollte sich danach etwas Zeit nehmen, um unweit davon Überraschungen zu entdecken. Die sind ab 13. Dezember oberhalb, gleich neben dem Boierhof, im flachen Gebäude mit rotbraunen Lärchenkleid zu finden.

Dort öffnet der Boierhof-Bioladen. Das klingt erst einmal undramatisch – Bio ist ja nicht neu. Doch schnell wird mancher feststellen: Viel mehr Bio als im Boierhofladen geht eigentlich nicht. Denn auf den etwa 80 Quadratmetern Verkaufsfläche, an die sich eine große Küche und Lagerräume anschließen, spiegelt sich zuerst das wieder, was nebenan im Boierhof und auf den Feldern und Wiesen drumherum produziert wird. Der Hof, der seit Jahren biologisch arbeitet und dem Naturland-Verband angehört, lebt von der Bioschweinemast und den Biorindern, die hinter den Scheunen grasen.

Produkte von nebenan

Die sind dann später auch im Laden zu finden, etwa als selbst hergestellte Salami oder Presssack. Reaktiviert hat der Metzger des Vertrauens der Hausladens für die Herstellung von Weißwurst, Roh- oder Kochwurst die alte Methode der Warmfleischverarbeitung. Das bedeutet, keine Chemie, kein Phosphat in der Wurst. Dazu haben Regina Hausladen und ihre Schwiegertochter Julia, die Hauptinitiatoren des Hofladens, ein breites Bio-Gemüsesortiment in ihren Gärten angesiedelt und bieten es frisch oder verarbeitet – etwa in Einweck-Gläsern – im Laden an.

Julia Hausladen, die zuerst eine Ausbildung als Fachverkäuferin und dann eine als Gärtnerin drangehängt und darin auch ihren Meister gemacht hat, sieht noch viel Ausbaupotenzial. So solle aus dem vielfältigen Obst, das rund um den Hof wächst, im kommenden Jahr auch Likör werden. Auch Kochkurse sind geplant. Und, wer möchte, kann sich von der Biohaltung der Tiere im Sommer über einen „Landlust-Wanderweg“ überzeugen.

Ergänzt wird das Sortiment – rund 500 Produkte finden sich in der Regel und je nach Saison in den Ladentheken – mit Bio-Produkten regionaler Anbieter, wie Nudeln, Fischspezialitäten vom Saibling oder der Forelle oder Geflügel wie Gans, Gockel oder Enten. Dazu kommen Milch, Käse oder auch Joghurt aus Bioproduktion, oder auch Bier und Spirituosen. Selbst Öko-Süßigkeiten in Gläsern zum Rausnehmen – so wie früher – werden zu haben sein. „Wir wollen hier Tradition und Moderne verbinden“, sagt Julia Hausladen. Das ist auch in der Ausstattung sichtbar – das wenigste ist neu, auch wenn es so ausschaut – vieles hat Julia Hausladen auf dem Speicher gefunden und reaktiviert.

So wenig Plastik wie möglich

Und das bedeutet für sie und den Rest der Hausladens, so wenig wie möglich Plastik zu verwenden. Nur beim Fleisch seien Tüten aus Hygienegründen nötig. Für den Käse gibt es Wachspapier, für Körner, Linsen, Nüsse oder Bohnen hängen große Glaszylinder an der Wand, aus denen sich die Kunden ihren Bedarf in ein ausleihbares Pfandsäckchen aus Leinen füllen können. Mahlen kann man es hier natürlich auch.

Die ganze Familie sei irgendwie involviert, sagt Regina Hausladen. Tochter Veronika etwa , eigentlich Pädagogin, hat das Marketing inne, der jüngste Sohn, der in einem Hotel in Liebenstein als Koch arbeitet, bereitet Schmankerl für die Kunden zu. So wird es im Extra-Kühlbereich des Ladens, wo auch das Gemüse zu finden ist, Bio-Fertiggerichte von ihm geben. Er stellt auch die Soßen her, die im Geschäft über die Theke gehen.

Wichtig ist Regina und Julia Hausladen der direkte Kontakt zu den Menschen, die sehen sollen, wo ihre Produkte herkommen. Und sie hoffen, dass ihre Vision, sie sie in den drei Worten „direkt – einfach – natürlich“ zusammenfassen – ankommt und sich das Engagement und die Investition in „Bio-Total“ am Ende lohnt. Die Lage direkt an der Bundesstraße und oberhalb von Aldi und Netto sehen durchaus positiv. „Das heißt aber nicht, dass wir nicht auch etwas Angst davor haben“, sagt Julia.

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