Tradition
Hetzenbacher feiern Kirchenpatrozinium

Am 7. November laden Leonhardi-Verein und Lindenhof zum Leonhardi-Fest ein. Dabei soll ein alter Brauch wieder aufleben.

02.11.2021 | Stand 15.09.2023, 23:38 Uhr
Beim Jahrmarkt in Hetzenbach werden verschiedenste Waren angeboten. −Foto: Sigismund Fuchs/Sigismund Fuchs

Der Leonhardi-Verein Hetzenbach lädt mit der Gastwirtsfamilie vom Lindenhof am Sonntag zum Kirchenpatrozinium ein.

Folgender Tagesablauf ist vorgesehen: 8 Uhr Standmarkt rund um die Wallfahrtskirche, 9.30 Uhr Festgottesdienst mit Segnung und Verteilung des Leonhardi-Brots, 13.30 Uhr Andacht mit Segnung der neuen Votiv-Tiere, 14 Uhr Pferdesegnung auf der Festwiese, 14.15 Uhr Pferderitt, Oldtimer-Corso durch das Dorf und zurück zur Kirche.

Der Jahrmarkt

Der Jahrmarkt findet am Sonntag, 7. November, statt. In der Wallfahrtskirche wird das Leonhardi-Fest gefeiert. Viele Händler bieten ab 8 Uhr ihre Waren zum Kauf an. Während in früheren Zeiten auch Vieh und Kleintiere den Besitzer wechselten, werden heute Haushaltswaren, Gebrauchsartikel, Spielzeug, Kleidung und Schuhe gehandelt. Auch Lebensmittel und Rosswürste gehören zum Hetzenbacher Standmarkt, der jedes Jahr ungezählte Besucher anzieht. Der Leonhardi-Verein, der seit 21 Jahren besteht, ist ebenfalls mit seinem Verkaufsstand vertreten und bietet Glühwein, Lebkuchen, Striezel und Bauernküchel an.

Der Leonhardi-Markt in Hetzenbach hat eine lange Tradition. Mit einem Eintrag im Urbar des Klosters Walderbach wurde das damalige „Huzinbach“ erstmals am 11. Oktober 1249 urkundlich erwähnt. 1329 wurde der Ort politisch getrennt, die Staatsstraße wurde Staatsgrenze zwischen Bayern und der Pfalz. Der südlich gelegene Ortsteil gehörte zur Herrschaft Falkenstein und somit zu Bayern; der nördliche Teil wurde den Burgherren von Lobenstein der Pfalz zugeschlagen. Die Teilung hielt bis 1831.

Die Herrschaft Falkenstein forderte an der Landesgrenze für den grenzüberschreitenden Handel und den Warenverkehr Mautgebühren. Während der Reformation wurde die Staatsgrenze auch Konfessionsgrenze. Die Bevölkerung im pfälzischen Teil musste zusammen mit den Burgherren wiederholt den Glauben wechseln: 1556 lutherisch, 1562 calvinisch, ab 1929 katholisch. Die seelsorgliche Betreuung erfolgte von Walderbach aus. Der bayerische Ortsteil blieb dagegen immer katholisch und gehörte damals zur Pfarrei Martinsneukirchen.

Eine Seltenheit sind die eisernen Votivtiere, die seit Bestehen der Hetzenbacher Wallfahrten von den Pilgern mitgebracht wurden, um sie im Gebet dem Viehpatron anzuvertrauen. Die Pferde, Rinder, Ziegen und Schweine sind zwischen sieben und 20 Zentimeter groß und aus dünn gehämmertem Eisen hergestellt. Sie stellen für diese Gegend eine besondere Kostbarkeit dar.

Alter Brauch

Auch heute noch werden von Wallfahrern Eisentiere – nach Art und Zahl dem heimischen Viehbestand entsprechend – auf den rechten Seitenaltar gestellt und dem hl. Leonhard zum Schutz anempfohlen. Der Brauch hat sich bis in die heutige Zeit erhalten.

Um ihn weiterhin zu pflegen und seinen Sinn zu bewahren, hat der Leonhardi-Verein eine entsprechende Idee von Pfarrer Heidenreich aufgegriffen. Wie in den vorigen Jahren können auch heuer Kirchenbesucher eigene Tierfiguren als moderne Votivgaben in die Hetzenbacher Kirche bringen und sie vor der Nachmittagsandacht auf den linken Seitenaltar stellen.

Die Tiere können in Handarbeit aus Eisen oder Eisendraht angefertigt werden, der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Sie können auch bei örtlichen Handwerkern in Auftrag gegeben werden. Die neuen Votivgaben werden in der Andacht um 13.30 Uhr gesegnet und finden später in der Leonhardi-Kapelle Platz.