Betreuung
„Hospiz Daheim“ füllt eine Lücke

Der neu gegründete Verein sowie das neue Beratungstelefon sollen die Palliativversorgung im Landkreis Cham verbessern.

05.12.2019 | Stand 16.09.2023, 5:25 Uhr
Andreas May

Die Gründer des Vereins Hospiz Daheim e.V sowie des AAPV-Telefons Cham mit Landrat Franz Löffler (5. v. r.) Fotos: Andreas May

„Mit Recht leben und sterben“ – so lautete der Vortragstitel von Horst Böhm, Präsident a. D. des Landgerichts Regensburg, im Zuge des 5. Chamer Hospiz- und Palliativtages im Landratsamt. Mit Böhm, der 15 Jahre als Richter auch für Betreuungsverfahren zuständig gewesen war, wurde als Mitautor des Buchs „Die Patientenverfügung“ ein ausgewiesener Experte für das schwierige Thema gewonnen. 68 Anmeldungen zeigten das große Interesse an seinem Vortrag.

Allgemein sei es manchmal nicht möglich, konkrete Antworten auf die vielen speziellen und offenen Fragen bei der Patientenverfügung zu geben – zu komplex seien Situationen, aber auch Vorschriften und Bedingungen, so Böhm.

Bürokratische Hürden

Generell sei die Patientenverfügung kein Allheilmittel, eine positive Verfügung spiele gar keine Rolle. Zusammengefasst: „Der mutmaßliche Wille ist eine unendliche Grauzone“, wie sich Böhm ausdrückte. Sinnvoll sei stets eine angemessene ärztliche Beratung, die medizinische Entwicklung schreite auch in diesem Bereich stets voran.

Institutionen: Projektgruppe:
Die Palliamo GmbH und der Caritas-Hospizdienst Cham waren als bestehende Institutionen bei der Vorstellungsveranstaltung zu Gast. Dem Vorstand des neuen Hospiz Daheim e.V. gehören an: Dr. Karl Vetter, Dr. Johanna Etti, Martina Marchner und Peter Fleckenstein. Das Beratungstelefon ist mit den kompetenten Mitarbeiterinnen des Landratsamtes Anita Steindl und Susanne Stoiber besetzt.Im Jahr 2016 entstand bereits eine Projektgruppe als Netzwerk zum Thema. Neben Palliamo und Caritas gab es zahlreiche weitere Mitwirkende. Die Gruppe stellte damals bereits fest, dass es zu den vorhandenen Versorgungsdiensten noch Ergänzungen bedarf. Diese waren im Ergebnis das stationäre Hospiz und ein zentraler Ansprechpartner für Ratsuchende und Betroffene sowie Familien und Angehörige.

Einen „herausragender Termin, wenn es um soziale Gerechtigkeit geht“, sah Landrat Franz Löffler in der frühabendlichen Veranstaltung im Anschluss an den Vortrag. Vorgestellt wurde der neu gegründete Verein Hospiz Daheim – Leben bis zuletzt. Daneben konnte Anita Steindl mit Stolz das ebenfalls neu gegründete AAPV-Telefon (Allgemeine Ambulante Palliativversorgung) vorstellen.

Ferner wies Vetter darauf hin, dass auch hauptamtliche Mitarbeiter eingestellt werden. Es solle ausdrücklich niemand abgeworben werden, vielmehr sei der neue Verein eine Option für eine ergänzende Tätigkeit. Die grundlegende Finanzierung sei über Spenden vorgesehen; hierzu erging die Bitte, die dafür vorgesehenen Formulare zu nutzen.

Neues Beratungstelefon

„Man sieht den Leuten in den Augen an, wie viel Arbeit in der Pflege steckt“, beschrieb Anita Steindl die starke Beanspruchung von Pflegekräften und Angehörigen. Es sei keine Schande, sich auch mal eine Auszeit zu nehmen und sich Hilfe zu holen, fuhr sie fort. Auch in diesem Zusammenhang sei das Beratungstelefon entstanden – mit dem Entlastungsgedanken im Vordergrund.

Das Beratungstelefon mit der Nummer (0 99 71) 78 781 steht ab Montag, 9. Dezember, zur Verfügung. Sprechzeiten sind Montag bis Mittwoch von 8 bis 17 Uhr, Dienstag und Donnerstag von 9 bis 13 Uhr.