Rechtsserie
Unternehmen insolvent – Chamer Experte erklärt, was im Ernstfall zu tun ist

12.03.2023 | Stand 15.09.2023, 1:13 Uhr
Christoph Treml
„Die Insolvenz von Unternehmen ist ein komplexer Prozess mit vielen rechtlichen und wirtschaftlichen Aspekten“, erklärt unser Experte. −Foto: Jonas Walzberg/dpa

Die Insolvenz von Unternehmen ist ein komplexer und oft schwieriger Prozess, der von vielen Faktoren beeinflusst wird. Sie kann notwendig sein, um die „finanzielle Gesundheit“ des Unternehmens wiederherzustellen oder es zu liquidieren.

Die Insolvenz von Unternehmen bezieht sich auf den Prozess, in dem ein Unternehmen seine Schulden nicht mehr bezahlen kann und daher Insolvenz anmeldet. Der Hauptzweck der Insolvenz ist es, das Vermögen des Unternehmens zu liquidieren und die Schulden gegenüber seinen Gläubigern zu begleichen.

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Die Insolvenzordnung (InsO) regelt die Voraussetzungen, unter denen ein Unternehmen Insolvenz anmelden kann. Gemäß der InsO kann ein Unternehmen Insolvenz anmelden, wenn es zahlungsunfähig oder überschuldet ist oder eine drohende Zahlungsunfähigkeit vorliegt. Diese Gründe werden im Folgenden näher erläutert:

Zahlungsunfähigkeit (§ 17 InsO): Eine Zahlungsunfähigkeit liegt vor, wenn das Unternehmen seine fälligen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr erfüllen kann und auch keine Aussicht auf Besserung besteht. Eine Insolvenzanmeldung ist in diesem Fall notwendig, um das Unternehmen zu restrukturieren und die Gläubigeransprüche zu befriedigen.

Überschuldung (§ 19 InsO): Eine Überschuldung liegt vor, wenn das Unternehmen mehr Schulden als Vermögen hat. Die Überschuldung muss durch eine ordnungsgemäße Bilanzierung festgestellt werden. Eine Insolvenzanmeldung ist in diesem Fall notwendig, um das Unternehmen zu restrukturieren oder zu liquidieren.

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Drohende Zahlungsunfähigkeit (§ 18 InsO): Der Schuldner droht zahlungsunfähig zu werden, wenn er voraussichtlich nicht in der Lage sein wird, die bestehenden Zahlungspflichten im Zeitpunkt der Fälligkeit zu erfüllen. In aller Regel ist ein Prognosezeitraum von 24 Monaten zugrunde zu legen.

Der Prozess der Insolvenz gliedert sich in verschiedene Phasen. Zunächst wird eine Insolvenzverwaltung ernannt, die das Vermögen des Unternehmens verwaltet. Dann werden alle Vermögenswerte des Unternehmens verkauft und der Erlös wird an die Gläubiger verteilt.

Es gibt verschiedene Arten von Insolvenzverfahren, darunter das Regelinsolvenzverfahren und das Privatinsolvenzverfahren. Im Regelinsolvenzverfahren ist das Vermögen eines Unternehmens betroffen, beim Privatinsolvenzverfahren das von Privatpersonen. Bei einem Privatinsolvenzverfahren ist vor dem Antrag auf Insolvenz noch ein außergerichtlicher Schuldenbereinigungsversuch mit den Gläubigern durchzuführen. Hierbei soll versucht werden, eine Lösung für die Rückzahlung der Schulden zu finden, welche ein Insolvenzverfahren entbehrlich machen würde.

Im Fall einer Insolvenz sollten Gläubiger ihre Forderungen beim Insolvenzverwalter anmelden, um eine Chance auf eine Rückzahlung zu haben. Die Fristen für die Anmeldung von Forderungen können je nach Verfahren variieren.

Es ist auch wichtig, zu beachten, dass die Insolvenz eines Unternehmens Auswirkungen auf die Mitarbeiter haben kann. Im Fall einer Insolvenz haben Mitarbeiter Anspruch auf Insolvenzgeld vom Staat, das einen Teil des ausstehenden Gehalts abdeckt.

Die Insolvenz von Unternehmen kann auch rechtliche Konsequenzen haben. Insbesondere wenn das Unternehmen aufgrund von Fehlverhalten oder Missmanagement insolvent wurde, können rechtliche Schritte gegen die Geschäftsführung oder die Gesellschafter eingeleitet werden.

Insgesamt ist die Insolvenz von Unternehmen ein komplexer Prozess mit vielen rechtlichen und wirtschaftlichen Aspekten.

Es ist wichtig, dass sich Unternehmen im Fall einer Insolvenz an qualifizierte Berater wenden, um sicherzustellen, dass der Prozess auch rechtmäßig und fair abläuft.