Wirtschaft
Schweizer Group: Die Mitarbeiter bangen

Die Gesellschaft stellt Insolvenzantrag. Betroffen von dem Schritt ist auch die Rodinger Tochterfirma mit 125 Arbeitsplätzen.

04.12.2018 | Stand 16.09.2023, 5:53 Uhr

Wohin führt der Weg der Schweizer Group in Roding? Nach dem Insolvenzantrag wird an einer Lösung für eine Sanierung der Gruppe gearbeitet. Foto: Schreiner

Nächste Hiobsbotschaft für Arbeitnehmer am Eisenhart: Nachdem Continental Ende Februar verkündet hat, dass über 300 Arbeitsplätze aus der Fertigung nach Tschechien und Fernost verlagert werden, hat nun die Schweizer Group Insolvenzantrag gestellt. Von diesem Schritt ist auch die Tochterfirma mit 125 Mitarbeitern in Roding betroffen. Das hat das Unternehmen am Dienstag in einer Pressemitteilung bekanntgegeben.

Ob am Standort in Roding Stellen gestrichen werden, ist laut Dr. Roger Breu, Vorsitzender der Geschäftsführung, noch offen. Dass Arbeitsplätze abgebaut werden müssen, kann er im Gespräch mit dem Bayerwald-Echo aber nicht ausschließen. Die Gesellschaft werde jetzt einen vorbereiteten Sanierungsplan umsetzen und parallel nach einem Investor suchen. „Vor Weihnachten wird nichts passieren“, sagt Dr. Breu. Die Mitarbeiter, die am Montag über das Szenario informiert worden sind, müssen demnach weiter bangen.

Starker Absatzrückgang

Wie es in der Mitteilung weiter heißt, hat sich die Schweizer Group GmbH & Co. KG, Hersteller von Aluminiumdruckgusskomponenten für die Automobilindustrie, aufgrund eines starken Absatzrückganges in der zweiten Jahreshälfte gezwungen gesehen, beim zuständigen Amtsgericht Göppingen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung zu stellen. Die Schweizer Group produziert einbaufertige Druckgusserzeugnisse aus Aluminium und Magnesium. Die Teile werden hauptsächlich im Bereich Motor und Antriebsstrang eingesetzt. Hauptkunden sind die deutschen Automobilhersteller. Die Unternehmensgruppe beschäftigt aktuell etwa 900 Mitarbeiter, 125 davon in Roding.

Die Gesellschaft, die 2013 den Gießbetrieb und die chinesische Tochtergesellschaft der PD Roding übernommen hat, feierte vergangenes Jahr ihr 150. Jubiläum.Roding sei ein wichtiger Standort, in den weiter investiert wird,sagte Werkleiter Ulrich Ziegler bei einem Pressetermin im Juli 2017. Dabei stellte er Bürgermeister Franz Reichold die neue Druckgussmaschine, die rund 1,9 Millionen Euro gekostet hat, vor. Dass sich der Standort am Eisenhart positiv entwickelt hat, davon spricht auch Breu: „Wir haben moderne Maschinen und sind, was Qualität und Produktivität betrifft, gut aufgestellt.“ Jedoch müsse man die gesamte Gruppe im Blick haben, so Breu. „Da sind uns kurzfristig zu viele Aufträge weggebrochen.“ Seit dem Sommer hatte das Unternehmen laut Mitteilung einen drastischen Absatzrückgang von über 25 Prozent zu verzeichnen, nachdem in der ersten Jahreshälfte noch ein über Plan liegender Umsatz verbucht werden konnte. Ursachen für den Einbruch seien der Absatzrückgang von Dieselfahrzeugen und die im Zusammenhang mit dem neuen weltweiten Fahrzeugtestzyklus WLTP zusammenhängenden Produktionsrückgänge bei den deutschen Erstausrüstern. Die Unterauslastung hatte entsprechend negative Auswirkungen.

Stundenkürzung und Urlaub

Betroffen vom Insolvenzantrag seien die Schweizer Group GmbH & Co. KG als Holding mit ihren Tochtergesellschaften in Hattenhofen, Murrhardt, Plauen und Roding. Der Geschäftsbetrieb werde ohne Unterbrechung fortgeführt, parallel werde an einer Lösung für eine Sanierung der Gruppe gearbeitet. „In Roding hatten wir bisher keinen großen Einbruch und noch keine Kurzarbeit. Die Unterauslastung wurde mit Stundenkürzungen sowie Urlaub kompensiert“, lässt der Vorsitzende der Geschäftsführung wissen.

In Roding werden hauptsächlich Zylinderkopfhauben für Volkswagen produziert. Daimler, Continental und Mahle sind weitere Kunden. „Man muss in unserer Branche zwei Jahre im Voraus investieren. Brechen dann zwischendurch die Aufträge weg, wird es für jede Firma eng“, erklärt er. Die Schwierigkeiten hätten die sinkende Diesel-Nachfrage und die Verzögerung bei der Modell-Freigabe verursacht.

Wie es generell weitergeht, hängt laut Breu auch von den Kunden ab. Auch wenn momentan viel Unklarheit – auch für die Mitarbeiter – herrscht, zeigt sich Dr. Breu zuversichtlich. Man werde nun Verhandlungen führen und einen Investor suchen. Dass es „Reduktionen beim Personal“ geben wird, scheint sicher. Wie sich das konkret auf die einzelnen Werke auswirkt, sei noch unklar. Es steht aktuell viel in den Sternen – drei Wochen vor Weihnachten dürfen die Mitarbeiter in Roding aber auch hoffen.

Weitere Berichte aus der Region lesen Sie hier

Aktuelle Meldungen gibt es jetzt über Whatsapp direkt aufs Handy.