Debatte
Wirbel um den „schönsten Arsch der Welt“

Dem neuen Image-Video des Landkreises Cham wird Sexismus angelastet. Die Macher sprechen von überwiegend positivem Echo.

23.07.2018 | Stand 16.09.2023, 6:01 Uhr

Darum geht’s – nicht!!! In seiner Image-Kampagne behauptet der Landkreis Cham, „der schönste Arsch der Welt“ zu sein. Über der Sexismus-Debatte gerät die eigentliche Aussage der Kampagne etwas in der Hintergrund. Gewollt, oder nicht gewollt? <a target="_blank"
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title="">Screenshot: Landratsamt Cham</a>

Wohin uns der neue Imagefilm des Landkreises bringen wird, ist zum Großteil noch nicht raus. Aber in die Schlagzeilen haben wir es schon geschafft. Dass die Süddeutsche ihre Bayerwald-Vorurteile pflegen würde und annimmt, dass sich Sexismus noch nicht bis an den Arsch der Welt rumgesprochen hat, das muss man unter der Rubrik „Erwartbares“ abheften. Insgesamt aber sind die Reaktionen eher hin- als hergerissen. Der Trend geht zum Positiven, finden die Macher.

Debatte am Arsch der Welt

Franziska Eibanvon den QXXQ-Studios aus Waldmünchenhört nichts Derartiges und lacht. Sie hat mit ihrem Bruder Matthias eineinhalb Jahre an den Clips gedreht und findet diese Konzentration auf ein Hinterteil – trotz gewollter Provokation – auch etwas bedauerlich: „Wir haben natürlich gewusst, dass darüber geredet wird. Wir haben auch überlegt, ob wir die Frau in einer Lederhose stecken. Letztlich blieben wir beim Beachvolleyball.“ Auch ihr Bruder Matthias hofft, dass die eigentliche Nachricht vor lauter Konzentration auf den Sport nicht untergeht. Eine Rüge des Weberates fürchtet er nicht: „Wer den Film wirklich im Kontext ansieht, der findet nichts Sexistisches!“

Wir haben jemanden gefragt, der es wissen müsste: Tine Gabriel. Sie ist nicht nur die Präsidentin des ASV Cham, sondern war immer schon eine begabte Beachvolleyballspielerin. Tine Gabriel fordert Augenmaß und Ehrlichkeit: „Man muss ganz klare Grenzen setzen. Aber das hier ist einfach nur nett und den Slogan finde ich auch witzig. Und mal ganz ehrlich: Ein schöner Hintern ist das auch. Und wer behauptet, dass er immer nur wegschaut, der lügt auch.“ Da ist es in ihren Augen schon wesentlich bedenklicher, wenn ein Beachvolleyballverband vorschreibt, wie viele Quadratzentimeter die Bekleidung der Damen haben darf. „Da geht es um die Vermarktung. Das ist wesentlich grenzüberschreitender.“

Tipp: Film 3, bei 1:00

Sibylle Buchta von der Firma Jäger in Nürnberg hat den Film mit zu verantworten und gibt zu, dass die Provokation nicht ganz unbeabsichtigt und strategisch gut ins Sommerloch platziert war. Allerdings habe man dabei keinen Sexismus im Sinn gehabt: „Ich finde, wir haben alles richtig gemacht. der Landkreis hat sich zu einer mutigen und etwas anderen Kampagne entschlossen, die in weiten Teilen der Reaktionen positiv bewertet wird. Zu 70 Prozent würde ich sagen. Wir haben im Vorfeld eine Befragung unter der Bevölkerung gemacht und immer wieder gehört, dass es problematisch ist, wen man so am Arsch der Welt wohnt. Da haben wir aus der negativ behafteten Aussage das Positive herausgezogen. Die Reaktionen bei der Vorstellung im Kino waren absolut positiv.“ Und Sibylle Buchta hat grinsend noch einen Tipp an die Frauen: In unserem Video unter dem Titel „Zusammenkommen“ laufen genau bei 1:00 Sekunden ein Haufen Männer in Badehosen in einen See ...“

Auch in der Redaktion gibt es geteilte Meinung zum Clip und dem Shirtstorm-Echo darauf

Contra: Total am Arsch vorbei

Pro: Arsch in der Hose haben

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