Fernsehen
Bei der Fastnacht hat er die Kappe auf

Rüdiger Baumann sorgt dafür, dass bei „Fastnacht in Franken“ nichts schief geht. Millionen werden die Sendung live verfolgen.

07.02.2017 | Stand 16.09.2023, 6:38 Uhr
Stoßen bei der närrischen Weinprobe 2017 an: Bernhard Schlereth, die Leiterin des BR Studio Franken, Dr. Kathrin Degmair, BR Fernsehdirektor Dr. Reinhard Scolik und Rüdiger Baumann. −Foto: BR

Eine rote Pappnase hat Rüdiger Baumann nicht auf. Muss er auch nicht. Beim Bayerischen Rundfunk in Nürnberg wissen sowieso alle, dass Baumann im Sender die Narrenkappe auf hat. Mit Fasching hat der bekannte Journalist, der häufig auch schon im Ausland aus Krisenregionen berichtet hat, mittlerweile fast das ganze Jahr zu tun.

Auf seinem Schreibtisch im Studio Franken in der Wallensteinstraße stapeln sich die Ticket-Anfragen. „In jedem Jahr bewerben sich 10 000 Leute für die Karten“, erzählt der 48-jährige Fernsehmacher, der seit fünf Jahren die wohl beliebteste Faschingssendung im deutschen Fernsehen auf die Beine stellt. Traurig müssen die vielen, die leer ausgehen, seiner Meinung nach nicht sein. „Den besten Platz haben die Zuschauer daheim vor dem Fernseher“, ist sich Baumann sicher und erklärt auch gleich warum. „Wir wollen eine perfekte Show präsentieren.“ Zimperlich können die Fernsehmacher deswegen hinter den Kulissen nicht zu Werke gehen.

Alles ist genauestens durchgetaktet

80 Mitarbeiter kümmern sich während der dreieinhalbstündigen Show pausenlos um die Fernsehtechnik. Über 100 Narren reißen Zoten auf der Bühne oder nehmen die zahlreichen Politiker aufs Korn, die sich längst nicht mehr trauen, ohne Faschingskostüm in Veitshöchheim aufzutauchen. Auch das macht die Fastnacht in Franken mittlerweile so einzigartig. „Das Kostüm von Markus Söder gehört in jedem Jahr kurz vor der Show zu den bestgehütesten Staatsgeheimnissen in Bayern.“ Meistens twittere der Finanzminister ein Foto kurz bevor der große Vorhang aufgeht und die roten Lichter der Fernsehkameras leuchten. „Aber er hat auch wirklich immer tolle Kostüme an. Söder als Marylin Monroe oder als Haste-mal-ne-Mark-Punk war schon ein echter Hingucker.“ Baumann ist sich sicher, dass sich Söder die Idee von einem anderen Großkopferten aus Franken abgeschaut hat. „Günther Beckstein hat sich als einer der erster Politiker für Fastnacht in Franken aufwendig verkleidet.“ Der ehemalige Ministerpräsident aus Nürnberg sei im Dürerjahr als berühmter Maler erschienen oder habe sich sogar mit Perücke und Schönheitsfleck in eine aufreizende Madame Pompadour verwandelt.

Markus Söder bereitet sich schon auf seinen Auftritt vor:

Und noch einen Markenkern der Sendung habe Beckstein, das fränkische Original, die Krone aufgesetzt. Als die Oberbayern ihn dafür kritisierten, nicht im Trachtenanzug seines Amtes zu walten, kam er im Dirndl und seine Frau Marga in Lederhosen zum Fasching nach Veitshöchheim. Die kleinen Seitenhiebe nach Alt-Bayern gehören beim Karneval der Franken schon immer zum guten Ton. Schläge unter die Gürtellinie müssten selbst Spitzenpolitiker wie Horst Seehofer nicht fürchten, versichert Baumann. „Ich vermute mal, dass Horst Seehofer heuer wieder im Smoking und mit einer bunten Fliege kommen wird.“ Apropos Seehofer: Mit diesem Namen verbindet Baumann ein besonderes Erlebnis.

Eine Krisensitzung wegen Seehofer

„Bei meiner allerersten Sendung, die ich verantworten durfte, kam plötzlich der Anruf aus Berlin, dass Seehofer sich verspätet und nicht pünktlich in Veitshöchheim eintreffen wird. Dummerweise hatten wir geplant, dass der Bauchredner Sebastian Reich gleich in der allerersten Nummer den Ministerpräsidenten ein bisschen aufs Korn nimmt. Geplant war, dass sich seine Nilpferddame Amanda in den Horst verliebt. Ohne Seehofer hätte der Auftritt nicht funktioniert“, erinnert sich Baumann noch immer ganz aufgeregt an seine allererste Sendung zum 25. Jubiläum der Sendung im Jahr 2012 zurück.

Eine Bildergalerie zur Fastnacht in Franken sehen Sie hier:

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Fastnacht in Franken habe sich mittlerweile zu einem inoffiziellen Feiertag der Franken gemausert, ist sich Baumann sicher. „Viele Fastnacht-Vereine im Land veranstalten an diesem Abend schon lange keine Prunksitzungen mehr. Dieser Freitag ist wirklich heilig und sakrosankt.“ Die Einschaltquoten brechen regelmäßig sämtliche Rekorde. „Ganz Franken, insgesamt jeder zweite in Bayern und in der Spitze rund fünf Millionen Menschen in Deutschland schauen sich diese Sendung an“, freut sich Baumann. „Viele treffen sich zum Public Viewing, um die Show gemeinsam im Fernsehen anzuschauen.“ Fastnacht in Franken wollen Fernsehzuschauer wie ein Fußballspiel der Nationalmannschaft auf keinen Fall verpassen. „Fastnacht in Franken muss man live sehen.“

Was ist in diesem Jahr geboten? Es gibt schon Spekulationen:

Baumann ist sich sicher, dass die Marathon-Sendung aus Veitshöchheim eines der letzten „medialen Lagerfeuer“ in der Republik sei, bei dem Alt und Jung gemeinsam vor dem Bildschirm zusammensitzen. „Die Zuschauer bleiben durchschnittlich 157 Minuten bei der Show. Ohne die Fernbedienung in die Hand zu nehmen und umzuschalten. In der Fernsehwelt sind solche Werte eine ziemliche Sensation.“

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