Gastronomie
Für seine Gäste bleibt fast alles Easy

Christian Schneider erteilt Gerüchten um eine Schließung seiner Disco eine Absage. Trotzdem weht im Easy frischer Wind.

02.08.2018 | Stand 16.09.2023, 5:59 Uhr

Easy-Chef Christian Schneider (49) will nach der Sommerpause auf ein neues Konzept setzen. Doch vorher wird das 22-Jährige gefeiert. Foto: ck

Ok – es ist richtig: Johanna und Christian Schneider fahren jetzt weit weg. Die USA seien das Ziel, sagt der Easy-Wirt. Vielleicht ist das bei dem einen oder anderen auf der anderen Seite der Theke falsch angekommen. Lange bleiben wollen die beiden Chamer nicht in Trumps Heimat – auch wenn sie dort das genießen, wofür sie für ihr Lokal werben. „Free & easy“ steht dort über dem Eingang des Kultlokals neben dem Innenstadtparkhaus. Und die Freiheit Amerikas, das gefällt den Schneiders schon.

Aber deshalb ihr Easy, die allein zurücklassen, gar zu schließen? Das sei nie geplant gewesen, versichert Schneider. Und werde so auch nicht stattfinden. Und dennoch ist dem Ehepaar daraus eine Geschichte gestrickt worden, die das Ende der Bar und Disco Easy in Cham beschreibt.

Gerüchteküche um Christian Schneider

Wobei die Auswandererversion noch die ist, für die Christian Schneider noch etwas Sympathie finden kann. Drastischer sei die Geschichte, bei der ihm eine üble Krankheit, etwa Krebs, angedichtet worden sei und er deshalb das Handtuch ins Korn werfe: „das ist dann nicht mehr lustig!“ Auch diese Geschichte hat er schon gehört – und verneint sie wie alle anderen vorher.

Doch vielleicht entstehen solche Märchen über eine Schließung auch, weil sich künftig wirklich etwas ändern wird im Easy. Etwas Grundsätzliches, was es bisher nicht gab. Das „free“ über dem Eingang bekommt eine andere Deutung, eher eine emotionale. Mancher fasste es bislang als Einladung zum kostenlosen Eintritt auf und sah sich dann auch bestätigt – denn das Easy kostete bisher im Gegensatz zu vielen anderen, ähnlichen Diskotheken oder Bars in Cham und Umgebung keinen Eintritt. Deshalb war es für viele oft der erste oder letzte Anlaufpunkt im Nachtleben.

Das wird sich ab Oktober ändern, sagt Christian Schneider. Dann wartet eine Kasse am Eingang. Wie teuer es werden wird, um ins Easy zu kommen, hat er für sich noch nicht entschieden: „Da sind wir noch am rätseln.“ Doch das so etwas kommen muss, da ist er sich sicher. Denn nur über die Getränke lasse sich das Easy nicht mehr betreiben. Grund seien zum einen gestiegene Kosten in allen Bereichen – ob Einkauf, Mindestlohn, Strom oder Wasser.

Zum anderen sei es immer schwieriger, die Gäste von der Couch für ein kühles Augustiner (Preis 3,20 Euro) an den Tresen zu locken. Das liege an den geburtenschwachen Jahrgängen, aber auch an den Freizeitgewohnheiten der Menschen, die sich gewandelt hätten. Das miteinander an der Theke plaudern, werde heute vielfach durch Soziale Medien ersetzt. Dazu zögen Feste mit namhaften Bands und Attraktionen viele Gäste ab. Das habe es in dem Maß früher gar nicht gegeben.

Kein Plan B in der Tasche

Und da auch bisher der Easy-Betrieb nicht das übermäßige Geld abwarf – „das funktioniert nur, weil wir nie auf großem Fuß gelebt haben“ – muss Schneider jetzt Konsequenzen ziehen. Er ärgert sich über Regierungsprogramme, die die Wirtshauskultur in den Dörfern mit Geld am Leben halten wollen. Da seien schon Hunderte geschlossen worden, weiß er: „Sicher haben die Wirtshäuser noch mehr Probleme.“ Doch das seien nicht die einzigen, die unter dem Gesellschaftswandel leiden würden. An solche Kulttreffs wie das Easy in Cham denke jedoch keiner.

Noch etwas wird sich ändern. Der Freitag fällt bereits ab September weg. Zwei Tage die Woche – das gehe nicht mehr. Der Freitag sei nur mehr schwach besucht. Somit bleibt für die Easy-Liebhaber und andere Gäste künftig nur noch der Samstag, um die Nacht dort zu genießen. Früher habe das Easy vier Tage aufgehabt, sei oft ,gewesen, erinnert sich der Wirt. Dann habe man auf zwei Tage reduziert, nun bleibt einer. Zwei- bis viermal im Monat werde das Easy ab Oktober offen haben – und dann mit bestimmten „Motto-Partys“ locken. Auch das ist neu.

Eine Plan B hat Schneider nicht in der Tasche, falls das Konzept scheitert: „Ich löse Probleme dann, wenn sie auftauchen.“ Der 49-Jährige lässt es auf sich zukommen. Er nimmt es „free & easy“, wie gewohnt. „Es hilft nix – man muss positiv denken!“

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