Traditionsfest in Oberndorf
140 Kilo Kraut und 140 Kilo Pfälzer verputzt

09.08.2022 | Stand 09.08.2022, 13:02 Uhr
Die Vorfreude auf den ersten Bissen war groß. −Foto: Fotos: Hueber-Lutz

Als das Krautfest des Oberndorfer Krieger- und Soldatenvereins offiziell um 18 Uhr begann, musste schon die erste zusätzliche Bierbank aufgestellt werden.

Trotz der enormen Hitze ließen es sich die Freunde dieser Traditionsveranstaltung nicht nehmen, am ersten Freitag im August wieder zum Oberndorfer Stadl zu pilgern und sich dort ein Paar Pfälzer mit Kraut schmecken zu lassen.

Nach zwei Jahren Pause war der Andrang groß. „Wer auf Gott vertraut, isst Oberndorfer Kraut“ – dieser Spruch von zeitloser Gültigkeit prangte über der Holzhütte beim Stadl. Wohlbehütet von diesem Spruch kümmerte sich Hans Gleixner um die Pfälzer in dem großen Kessel.

Ludwig Hermann hatte den Überblick über die Mengen, die man bereithielt: 140 Kilo Pfälzer, dazu 140 Kilo Kraut. Das haben wieder die Familien Bierek, Westermeier, Appoltshauser und Reil gekocht. Gute 50 Kilo Landbrot und Brezen dazu und sonst nichts. „Da braucht man nicht lange überlegen, was man will“, sagten die Herrn von der Kapelle „Vorwaldblech“ und putzten ihre Teller leer. „Schön, einfach, ohne Schnörkel“, charakterisierte Walter Bachhuber aus dem benachbarten Lengfeld die Werte des Krautfests.

Das Oberndorfer Bier vom Bräu durfte natürlich auch nicht fehlen. Eine Clique Peisinger versicherte höchst ernsthaft, sie hätten schon seit dem Morgen hier angesessen, um nur ja etwas zu bekommen. Fachmännisch und mit großer Vorsicht schnitten sie sodann die heißen Pfälzer an. Denn die können hinterhältig sein und plötzlich einen Spritzer Fett am Gewand verteilen.

Und immer wieder kam die Rede auf die Anfänge des Krautfestes, fast so, als müsste man sich nach der zweijährigen Zwangspause den Beginn wieder ins Gedächtnis rufen. Franz Reil war einer von denen, die dabei waren, als die Oberndorfer 1984 anlässlich eines Festzugs auf ihrem Festwagen Oberndorfer Kraut hobelten und „mit de nackerten Fiass“ einstampften. Der Wagen war ein großer Erfolg, doch dann stellte sich die Frage: Wohin mit dem ganzen Kraut? Die Geburtsstunde des Krautfests hatte geschlagen. Noch heute wird das Kraut mit einer schönen Fleischeinlage gekocht, damit es nach etwas schmeckt. Und mit den richtigen Gewürzen: „Kümmel, Wacholder, Lorbeerblätter und Zwiebel“, verriet Reil sein Rezept.