Mädchenrealschule St. Anna
22 Mal eine Eins vor dem Komma

22.07.2022 | Stand 15.09.2023, 4:18 Uhr
Die St.-Anna-Absolventinnen mit Konrektor Jonas Langer (von links), vorne den 1,0er-Schülerinnen Antonia Schnell und Samira Seidl, sowie Rektor Christian Fackler. −Foto: Fotos: Erl

Wehmut, Euphorie und Traumnoten – all das gehörte zur Abschlussfeier an der Mädchenrealschule St. Anna in Riedenburg am Donnerstagabend.

Eine Abschlussfeier nach sechs Jahren Schulzeit hat neben der Freude, den Schulstress hinter sich zu lassen, wohl nicht nur an der Mädchenrealschule St. Anna in Riedenburg immer einen Hauch von Wehmut. Diese Wehmut war neben der berechtigten Euphorie am Donnerstagnachmittag immer wieder zu spüren. Anfangs ganz dezent im temperamentvollen Gottesdienst von Pfarrer Adrian Latacz aus Painten und anschließend, als Schulleiter Christian Fackler 59 junge Damen aus zwei Abschlussklassen in den nächsten Lebensabschnitt entließ.

Er und seine Kolleginnen und Kollegen hatten den Mädchen offensichtlich ein gutes Rüstzeug dafür mitgegeben, denn immerhin 22 Schülerinnen setzten in der Gesamtnote ihrer Mittleren Reife eine Eins vor das Komma. Samira Seidl und Antonia Schnell schafften sogar eine glatte 1,00 in allen Prüfungsfächern. Nicht nur alle Eltern und die Mitschülerinnen applaudierten in der fast übervollen Turnhalle zu diesen herausragenden Leistungen, auch der Stellvertretende Landrat Ludwig Wachs (FW) gratulierte ihnen und allen anderen Absolventinnen. „Nun ist endlich Schluss mit der Paukerei. Aber vergesst bitte die Gesellschaft nicht, wir alle brauchen euch im Berufsleben und in den Ehrenämtern“, sagte er.

In jedem Menschen stecken eigene Talente

Bürgermeister Thomas Zehetbauer (CWG) – selber Vater einer St.-Anna-Schülerin – beglückwünschte gleichfalls alle zum Schulende. „Lasst euch das Selbstbewusstsein nicht nehmen, wenn ihr nicht wie gewünscht abgeschnitten habt. Eine künftige tolle Erzieherin wird komplizierte mathematische Formeln nicht interessieren und einer begeisterten Steuerfachfrau wird englische Literatur auch egal sein“, meinte der Rathauschef und betonte, dass in jedem Menschen eigene Talente stecken. „Ihr seid in der Lage, die Welt jetzt zum Positiven zu verändern – und das ist in Zeiten wie diesen wirklich nötig“, unterstrich er.

Eltern und Lehrer als Brückenbauer

Schulleiter Christian Fackler nahm in seiner Abschlussrede die aktuellen Umbauarbeiten in der Mädchenrealschule als Metapher für den Schulalltag. „Eine Baustelle nervt und ist anstrengend. Auch die Pandemie war eine Baustelle für euch“, erinnerte er. Es habe zwischenmenschliche Baustellen gegeben und auch die Schülerinnen selbst hätten mit ihrem sozialen Engagement in der Schule Baustellen aufgerissen. „Baustellen verbessern das Vorherige und so lange du Baustellen hast, bist du am Leben“, führte er das Bild fort. Eltern und Lehrer seien dabei Brückenbauer und mit göttlichem Beistand bleibt eine Baustelle unfallfrei. Seine Empfehlung für die Zukunft der Mädchen: „Es soll nicht heißen: schon wieder eine Baustelle. Sagt euch lieber: Baustelle – geil – ich darf mich weiterentwickeln. Es wird anstrengend, aber ich bin lebendig“.

Elternbeirätin Diana Schweiger sah in ihrer Metapher die Absolventinnen mit Flügeln, die Freiheit verheißen, aber auch das Risiko bergen, in die falsche Richtung zu fliegen. „Wichtig ist nur, Menschen zu haben, die einen dann auffangen“, sagte sie mit Blick zu den Eltern.

Ihren eigenen, recht erfrischenden Rückblick aus Schülerinnensicht offerierten Laura Fuchs und Samira Seidl. Im Wechsel gingen sie auf sechs erlebnisreiche Jahre ein und meinten zum Schluss: „Schauen wir, ob wir mal so werden wie unsere Eltern und Lehrer – hoffentlich nicht“, sagten sie und das Lachen ihrer Mitschülerinnen war ihnen gewiss.

Der ehemalige Konrektor Alfred Henneberger, der anschließend für den neu gegründeten Förderverein warb, meinte darauf nur, „wenn ihr so alt seid wie eure Eltern, werdet ihr sehen, dass eure Eltern auch mal recht hatten“. Dass die Mädchen während ihrer Schuljahre nicht nur Fachwissen gepaukt, sondern auch künstlerisch tätig waren, bewiesen einzelne Absolventinnen mit bravourösen musikalischen Darbietungen zwischen den Ansprachen immer wieder.

Fackler und der jeweilige Lehrer der Abschlussklassen gestalteten die Zeugnisübergabe an die überaus elegant gekleideten jungen Damen sehr persönlich. Eine besondere Würdigung und Ehrung ließ er neben den 22 Einser-Absolventinnen auch all jenen Mädchen zukommen, die sich in den vergangenen Jahren in besonderer Weise für Projekte der Schule und das gemeinsame Miteinander engagiert hatten.