Natur-Serie
„Auch wir sind Kelheim“: Gallertkruste

An Weihnachten „himmlische“ Spuren im Wald entdeckt? Dahinter könnte ein Pilz stecken, der Wasser in Haare verwandeln kann

30.12.2021 | Stand 15.09.2023, 22:40 Uhr
Christine Linhard
Was aussieht wie Zuckerwatte am Waldboden, ist gefrorenes Wasser und als solches das „Werk“ eines Pilzes: „Haareis“, auch „Engelshaar“ genannt −Foto: Hans-Jürgen Hirschfelder

Und schon wieder geht ein Jahr zu Ende! Mit Bundestagswahlkampf, Flutkatastrophen, einem zu nassen und doch zu warmen Sommer, mit „Corona“ und ... rund 50 Porträts mehr oder weniger unbekannter Landkreisbürger, tierischer, pflanzlicher und pilzlicher Natur. Von A wie Andrena bis Z wie Zipfelfalter, von Balkenschröter bis Zitterspältling. Unser Versuch, mit einigen Vertretern unserer heimischen Natur neugierig zu machen auch auf die übrigen 99,x Prozent all der Wesen, die „da draußen“ ihr Leben leben: neben, mit uns, ab und zu gegen uns, oft genug trotz uns. Den Abschluss für heuer bildet ein Lebewesen, das Ihnen mit etwas Glück beim Neujahrsspaziergang „Zuckerwatte“ serviert. Nötig sind hohe Luftfeuchtigkeit, Temperaturen um die Null Grad, ein abgestorbener Buchen-Ast und darin ein Pilz, der auch im Winter aktiv ist: die „Rosagetönte Gallertkruste“. Der Pilz , lateinisch Exidiopsis effusa, lebt in den Gängen des toten Holzes und betreibt dort auch im Winter Stoffwechsel. Dabei entstehen Gase, die das Wasser, das im Ast-Inneren noch vorhanden ist, nach draußen verdrängen. Dort gefriert es bei den genannte Bedingungen zu filigranem „Haareis“, auch „Engelshaar“ genannt. Wie Locken „wächst“ das Engelshaar immer länger und kann wohl bis zu zehn Zentimetern Länge erreichen. Die Gallertkruste nutzt es vermutlich als Frostschutzmittel: Das nach außen verdrängte Wasser kann im Ast-Inneren keinen Schaden mehr anrichten. Für uns ist das Ergebnis faszinierend anzusehen. Deshalb: Viel Glück beim Suchen und ein gutes 2022!

Ob Tier, Pflanze, Biotop: Den Kreis Kelheim zeichnet eine große Vielfalt an belebter und unbelebter Natur aus. Gerne können Sie uns ein Foto dazu mailen (naturfotos@mittelbayerische.de).

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