Wirtschaft
Aus Dr. Otts Idee wurde Erfolgsfirma

Kelheimer gründete 1987 eine Firma, der nun über 100 Mitarbeiter und Niederlassungen in USA, China, Kanada und Singapur hat.

24.08.2017 | Stand 16.09.2023, 6:29 Uhr
Elfriede Bachmeier-Fausten

Dr. Emil Ott gründete 1987 die Firma PCO Computer Optics GmbH, die 2013 in die PCO AG umgewandelt wurde. Das erfolgreiche Unternehmen hat mittlerweile über 100 Mitarbeiter, 90 Beschäftigte sind in Kelheim tätig und die übrigen in den Niederlassungen im Ausland. Foto: PCO AG

Am Anfang stand vor 31 Jahren die Entwicklung eines „eigenen Produkts“ (eine Kamera) durch Emil Ott, Diplom-Ingenieur für Elektrotechnik. Vor 30 Jahren gründete der Kelheimer seine Firma, die sich zu dem erfolgreichen Hightechunternehmen PCO AG mit jetzt „etwas über 100 Mitarbeitern“ entwickelte. Die meisten Kräfte , insgesamt 90, sind am Firmensitz im Donaupark in Kelheim beschäftigt. Mittlerweile hat die PCO AG auch Niederlassungen in mehreren Kontinenten – in China, Kanada, den USA und in Singapur.

Weltweit Marktlücken im Visier

Als einer der Leuchttürme in Niederbayern war das Kelheimer Unternehmen anlässlich der 25-Jahr-Feier von einem Festredner bezeichnet worden. Dieser Rolle ist der Hersteller von Highspeed-Kameras mit schneller Bildfolge und von Produkten für Life Science (Lebenswissenschaften) auch in den vergangenen fünf Jahren gerecht geworden. Biologie, Medizin, Gentechnik, Mikroskopie und Medikamentenforschung nennt Dr. Ott als Einsatzgebiete von Entwicklungen des Kelheimer Unternehmens. Es sind „komplette Systeme, die natürlich Kameras beinhalten“. Den Life-Science-Bereich sieht Vorstandsvorsitzender Dr. Ott auch für die nächsten Jahre als Schwerpunkt-Markt für die PCO AG an, auf dem sie „weltweit tätig ist“. Im Life-Science-Sektor möchte die Firma weltweit noch „mehrere Marktlücken erschließen“. Durch Niederlassungen in den USA, Kanada, Singapur und China erfolgten der Vertrieb, der in Kelheim gefertigten Produkte, und auch Serviceleistungen. Zu den Abnehmern von PCO-Produkten zählen u. a. auch die Automobilindustrie und Crashtest-Einrichtungen.

Nach Angaben des Firmengründers wurden in den vergangenen 30 Jahren bei PCO 70 000 Einzelkameras gebaut „Jedes Jahr gibt es ein neues Produkt. In der Zwischenzeit werden im Jahr „ungefähr 7000 Stück produziert“. Die Kameras kosten „zwischen 1000 Euro und 200 000 Euro, die ganz teuren sind ganz spezielle Einzelstücke, die für wissenschaftliche Anwendungen gebaut werden.“ Dr. Ott: „Wir entwickeln und fertigen alles in Kelheim.“

Made in Kelheim kam auch zum Einsatz, als PCO von der NASA eingeladen worden war für Aufnahmen bei den letzten beiden Spaceshuttle-Missionen. Dr. Emil Ott: „Für uns war es eine Werbung, nichts anderes.“ Es sei ein Aufwand für PCO gewesen, „aber die Bilder dürfen wir verwenden“.

Wie kam Dr. Emil Ott eigentlich auf die Idee der Kamera-Entwicklung? „Mein Spezialbereich war Digitalelektronik und Computer. Am Lehrstuhl waren viele Messgeräte, unter anderem auch sehr spezialisierte Kameras. Ich habe Doktoranden, hauptsächlich Physiker, unterstützt und hatte mit den Geräten zu tun. Ich hab’ auch reing’schaut.“ Wie Dr. Ott sagt, waren „die Produkte an der Uni hauptsächlich aus Amerika. In Deutschland war so etwas nicht verfügbar.“ Die Idee des Kelheimers war: „So etwas in Deutschland zu entwickeln und zu vertreiben.“

Noch als Diplom-Ingenieur Emil Ott Assistent an der Technischen Universität München war und das eigene Produkt entwickelte, stellte er beim bundesweiten Förderprogramm Technologieorientierte Unternehmensgründung (TOU II) einen Förderantrag und gründete auch sein Unternehmen. „Die Firmengründung war die Voraussetzung für eine Förderung.“ Der Betrieb hatte damals seinen Sitz in der Kelheimer Altstadt im Haus des Vaters des Firmengründers. Laut Dr. Ott ist das Geschäft 1988 angelaufen. Das erste Produkt, eine Kamera mit digitaler Schnittstelle, „war ihrer Zeit damals noch etwas voraus und konnte einmal verkauft werden“. Der Verkaufspreis: „40000 D-Mark.“ Aber nachdem das Produkt nicht nachgefragt wurde, „wurde schnell reagiert und innerhalb eines Jahres eine ,abgespeckte’, einfachere Kamera entwickelt. Das war der erste finanzielle Erfolg.“ Wie Dr. Ott sagt, habe man im vierten Jahr nach der Firmengründung „Gewinne gemacht“. Er erwähnt zwei/drei Produkte, die hauptsächlich Forschungseinrichtungen in Deutschland kauften.

Fast 30 Ingenieure beschäftigt

Die Mitarbeiter aus der Anfangszeit sind nach wie vor bei PCO: Der einstige Azubi Thomas Kreuzer ist heute Leiter der IT-Abteilung von PCO. Dem jetzigen Team von fast 30 Ingenieuren gehören Stephan Berger und Martin Blaschke an, zwei Beschäftigte, die die Entwicklung des Kelheimer Unternehmens mittlerweile seit fast drei Jahrzehnten miterleben. Dr. Otts Ehefrau Karin ist auch von Anfang an dabei. Als Prokuristin ist sie hauptsächlich für den Personalbereich zuständig. Karin Ott: „Viele langjährige Mitarbeiter sind unser Know-how.“ Das Unternehmer-Ehepaar hat zwei Töchter. Tochter Katharina ist im Management der PCO AG tätig. Tochter Sabine, Diplom-Ingenieurin für Elektrotechnik, ist am Max-Planck-Institut in Garching beschäftigt.

Der 30. Firmengeburtstag wurde mit den Mitarbeitern bei einem Grillfest auf dem Firmengelände gefeiert. Dabei bot die PCO-Band eine Einlage.

Und die schwierigste Phase in der Unternehmensgeschichte? Dr. Emil Ott: „Alle waren anders. Früher war es technisch einfacher, aber die Mittel waren weniger. Heute ist es umgekehrt.“ Karin Ott: „Bedingt durch die Komplexität unserer Produkte ist jeder Tag eine neue Herausforderung.“ Und die weiteren Ziele für die PCO AG? „Gesundes Wachstum“, sagt Karin Ott.

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