Engagement
Auszeichnung für Kelheimer Fluthelfer

27.07.2022 | Stand 15.09.2023, 4:18 Uhr
Mitglieder des Kelheimer THW wurden für ihren ehrenamtlichen Einsatz bei der Flutkatastrophe 2021 geehrt. −Foto: Roland Kugler

Vor einem Jahr erlitt Deutschland mit dem Hochwasser in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen eine der größten Naturkatastrophen in seiner Geschichte.

Der finanzielle Schaden geht in die Hunderte Milliarden, das menschliche Leid ist mit fast 200 Toten nicht zu ermessen. Bei allem Leid gab es aber auch viel Mitgefühl und Hilfsbereitschaft: Bundeswehr, Freiwillige Helfer und Rettungsdienste aus Deutschland waren vor Ort, um zu helfen.

Auch vom Kelheimer THW waren ehrenamtliche Helfer dabei, sie wurden nun für ihren Einsatz ausgezeichnet. „Es war der größte Einsatz des THW in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg. Wir mussten bis an unsere Grenzen und darüber hinaus gehen", sagt Markus Hofer, Ortsbeauftragter des THW Kelheim. Er war mit etlichen Kelheimern in den am schlimmsten betroffenen Gebieten.

Häuser einfach weggespült

Einige erzählen vor dem Festakt von ihren Eindrücken. „Es war viel schlimmer, als das was wir im Fernsehen oder Internet gesehen hatten. Häuser waren einfach weggespült worden. Es gab kein fließend Wasser, keine Toiletten. Ich dachte, ich bin in einem anderen Land", sagt Ramona Reitinger. Sie war mit ihren Kameraden Ludwig Weinzierl und Andreas Gaßner in Antweiler in Nordrhein-Westfalen. Untergebracht waren sie in einer Schule, mit THW-Helfern aus dem ganzen Land, in jedem Klassenzimmer war ein Ortsverein. Es gab nur Gemeinschaftsduschen, versorgt wurden sie vom THW vor Ort, gearbeitet haben sie von früh bis spät.

„Wir mussten mit einem Panzer der Bundeswehr durch einen Fluss, um auf die andere Seite zu kommen“ sagt Ludwig Weinzierl. „Manchmal ließen wir das Essen ausfallen, weil keine Zeit war. Dann waren wir froh, wenn wir Kekse dabei hatten“, sagt Ramona. Ihre Hauptaufgabe war es, eine Wasserleitung wieder herzustellen. „Die Menschen hatten kein fließend Wasser, keine Toiletten, keine Duschen. Es wurden Container aufgestellt, damit sich die Bevölkerung duschen konnte“, erzählt Andreas Gaßner.

Lukas Franke war in Bühl in Rheinland-Pfalz im Einsatz. „Wir haben Flussbette freigeräumt und waren mit Aufräumarbeiten beschäftigt, mit Kettensäge und Seilwinde“, erzählt er. Acht Tage waren sie im Dauereinsatz, am 25. Juli im vergangenen Jahr sind sie losgefahren. Laut Gesetz müssen Mitglieder des THW vom Arbeitgeber für einen Einsatz freigestellt werden. Gemeldet hatten sich alle freiwillig, ihr Einsatz war ehrenamtlich.

Lukas und Ludwig sind beide 25 Jahre alt, Ramona ist 28. Ihr Einsatz war nicht nur körperlich anstrengend, sondern auch psychisch belastend. „Wir sind abends immer zusammen gesessen und haben über den Tag geredet, damit wir schlafen konnten. Als ich wieder daheim war, hab‘ ich drei Tage gebraucht, um herunter zu kommen“, sagt Ramona.

Die Eindrücke sitzen noch immer tief, trotzdem erzählen alle voller Enthusiasmus von ihrer Arbeit. „Es ist ein gutes Gefühl, wenn man helfen kann. Das ist der Grund, warum wir beim THW sind“, sagt Lukas. „Und weil wir hier eine echte Kameradschaft haben“, sagt Ludwig. „Wir sind wie eine Riesenfamilie.“ Die beiden sind schon als Zehnjährige zur Jugendgruppe des THW gegangen, sind jetzt also seit 15 Jahren dabei. Ramona ist auch so lange dabei. Sie ist über den „Girls Day“ in der Schule zum THW gekommen, wo Mädchen in Männerberufe reinschnuppern sollten. Andreas hat das THW noch als Ersatzdienst geleistet. Es hat ihm so gut gefallen, dass er geblieben ist. „Es sind so viele verschiedene Leute bei uns: Maurer, Ingenieure, Steuerberater, und jeder kann etwas anderes“, sagt er.

So viel ehrenamtliches Engagement wurde von allen Seiten gewürdigt. Die beiden Pfarrer Franz Pfeffer und Armin Kübler bedankten sich in einem ökumenischen Gottesdienst im Namen der Kirche. „Ihr seid wie der Heilige Christophorus, dessen Tag wir heute feiern. So wie er einen kleinen Jungen auf seinen Schultern durch einen reißenden Fluss getragen hat, so helft ihr in Not geratenen Menschen“, sagt Franz Pfeffer.

Für Engagement gedankt

„Das THW ist immer da, wenn wir es brauchen. Danke für eure Menschlichkeit, eure Freundlichkeit, eure Hilfsbereitschaft“, sagt Landrat Martin Neumeyer. „Für die Bevölkerung ist unsere Arbeit selbstverständlich. Wir wissen, dass auch viel Idealismus dazu gehört“, dankte Markus Hofer seinem Team.

Ausgezeichnet wurden neben den bereits erwähnten Helfern noch Florian Meister, Robert Schießl, Sebastian Fischer, Tobias Zellner, Tobias Seitz, Andreas Schierlinger, Daniel Sturm, Jürgen Leiherer, Jan Roggenhofer, Marina Faber, Maximilian Ebbertz und Philipp Klabunde.