Wirtschaft
Blechlawine in Kelheim dehnt sich aus

Die Firma BLG Autoterminal Deutschland ließ nicht locker – und hat nun die Zustimmung zur Erweiterung in Affecking erhalten.

07.02.2018 | Stand 16.09.2023, 6:09 Uhr
Elfriede Bachmeier-Fausten

Die Fahrzeug-Lagerfläche in Kelheim-Affecking soll in Richtung Osten erweitert werden, insgesamt um 4,3 Hektar. Fotos: Bachmeier-Fausten

Autos soweit das Auge reicht – wer aus östlicher Richtung Kurs auf die Kreisstadt Kelheim nimmt oder auf der B 16 von Saal Richtung Abensberg fährt, sieht das Automeer. „Wir sind voll“, sagt Görgen Brockbalz, Geschäftsführer der Kelheimer Niederlassung von BLG Autoterminal Deutschland. 26 000 Fahrzeuge stehen im und um das Hafengebiet und außerdem hat das Unternehmen BLG in den Außenlagern Hausen, Bachl, Hemau, Regensburg und Furth im Wald insgesamt 4500 Fahrzeuge. Zwei weitere Flächen sind für eine Autolagerung im Gespräch: in Saal westlich der Kläranlage (12 100 Quadratmeter) und in Kelheim-Affecking die Hopfenfeld-Erweiterung im Bereich östlich der Asylbewerber--Unterkunftsgebäude und ein südliches Areal (insgesamt knapp 43 000 Quadrameter).

Es wäre Platz für 2200 Autos

Nach der Ablehnung 2016 im Bauschuss ist wegen der Erweiterung in Affecking nach Auskunft von Görgen Brockbalz von BLG Ende 2017 nochmals ein Antrag bei der Stadt Kelheim gestellt worden.Im Januar wurde der Antrag im Bauausschuss behandelt und diesem bei einer Gegenstimme zugestimmt. Es reiche nicht bis zur Abensberger Straße. Das sei so mit der Stadt und dem Hafenzweckverband abgestimmt, so Görgen Brockbalz. Der Beschluss für die Aufstellung eines Bebauungsplanes für die Erweiterung ist im Bauausschuss gefasst worden, die Kosten dafür trägt laut Herbert Engl, Geschäftsführer des Hafenzweckverbandes, der Zweckverband. Auf den rund 4,3 Hektar könnten circa 2200 bis 2300 Fahrzeuge abgestellt werden, so Görgen Brockbalz. „Ich hoffe, dass wir Ende des Jahres 2018 ein Zeichen bekommen, dass wir mit den Bauarbeiten beginnen können“, sagt er. Ob heuer dann noch mit der Erschließung gestartet werden könne, sei witterungsabhängig.

Die 4,3 Hektar würden in die langfristigen Mietverträge mit dem Hafenzweckverband integriert. Auf etwa 17,5 Hektar sind bislang Fahrzeuge gelagert.

Zwischen der B 16 und der Straße, die in Saal zur Kläranlage führt, liegt das Areal, das für eine Lagerfläche von 600 bis 650 Fahrzeugen ins Auge gefasst ist. Görgen Brockbalz erwähnt, dass im Januar mit Vertretern von Behörden und Hafenzweckverband gesprochen worden sei. Im Flächennutzungsplan ist der Bereich als Gewerbegebiet für Industrie eingestuft. Auf dieser Grundlage stellt die Gemeinde einen Bebauungsplan auf. „Wir gehen einmal davon aus, dass wir dieses Jahr die Fläche herrichten können.“ Momentan sehe es so aus, wenn das Areal in Saal belegt werde könnte, dann könnte die Fläche in der Kaserne in Regensburg geräumt werden. Die beiden Erweiterungsflächen „helfen uns richtig“, um den derzeitigen Lkw-Verkehr zu reduzieren. Laut Görgen Brockbalz „sind es aus jetziger Sicht die letzten Flächen, die sinnvoll belegt werden können“. BLG hat bislang zwei Parkhäuser im Hafengebiet für 7800 Autos. Ist ein drittes Parkhaus vorgesehen? „Aktuell ist nichts geplant“, so der Geschäftsführer.

Seinen Angaben nach sind am hiesigen Standort insgesamt 350 Arbeitskräfte tätig – neben den 240 BLG-Mitarbeitern insgesamt noch 110 Leihkräfte und mit Werkvertrag Beschäftigte. Bei der eigenen Belegschaft sei Ende des Vorjahres bei der Kelheimer Niederlassung ein neuer Rekord erreicht worden. Die Mitarbeiterzahl werde 2018 weiter steigen. „Wir peilen an, die 250 zu erreichen.“ Man sei jetzt schon dabei, weitere Kräfte einzustellen. „Es ist sehr schwierig, qualifiziertes Personal zu finden.“ Aktuell sei ein Lackermeister aus Strahlsund eingestellt worden, der mit seine Frau nun nach Kelheim gezogen sei.

„Unsere Auslastung ist in nahezu allen Bereichen sehr gut“, so der Geschäftsführer.Dazu gehören das Pkw-Lager mit Umschlag, eine Lackiererei und die Werkstätte. Knapp 1000 Autos verlassen täglich den BLG-Standort in Kelheim/Saal. Görgen Brockbalz berichtet von einem weiteren Rekord im vergangenen Jahr mit der Auslieferung von insgesamt 208 000 Fahrzeugen. „Etwa die gleiche Größenordnung kam hier an.“ Der Streik der Metaller vergangene Woche traf auch die BLG-Niederlassung im Hafen Kelheim-Saal. Ein Fahrzeugproduzent habe mitgeteilt, dass keine Zufahrt in dieser Zeit möglich sei. „Acht bis zehn Fahrer können heute nicht unterwegs sein“, sagte Görgen Brockbalz am Freitag. Es müsste eine alternative Beschäftigung für diese Kräfte gesucht werden.

Aktuell wirke sich die Dieselkrise auch aus, denn im Neuwagen-Bereich ließen sich Fahrzeuge mit Dieselmotoren schwieriger verkaufen. Dies habe längere Standzeiten zur Folge. Das betreffe vor allem den Gebrauchtwagenbereich, denn im Lager seien nicht nur Neuwagen, sondern auch „junge Gebrauchte“ – „circa ein halbes Jahr alte Dienst- und Mietfahrzeuge“.

Einsatz für Verlagerung auf Bahn

Für circa 20 Fahrzeughersteller werden bei der BLG-Niederlassung im Hafen Kelheim-Saal der Umschlag oder technische Bearbeitungen an Autos vorgenommen. Görgen Brockbalz erwähnt auch die „lokalen Kunden“ (vom Autohaus bis zum Privatkunden), Leasing- und Vermietgesellschaften. Insgesamt seien es „bestimmt 40 Großkunden“, die nicht nur aus dem bayerischen Raum stammten. Um die bisherige Größe wird laut Brockbalz die Werkstätte 2018 noch erweitert. Angesichts der vielen Aufträge seien in der bisherigen Werkstätte die Beschäftigten in einem Zwei-Schicht-Betrieb tätig. Im Frühjahr werde mit den Bauarbeiten begonnen. Görgen Brockbalz hofft, auf einen Abschluss der Baumaßnahme im Herbst. Die Kosten für die Erweiterung: „eine gute Million“. Eigene Autotransporter am Standort gebe es 51. „Wir versuchen gerade, massiv Kunden zu überzeugen, Lkw-Verkehre auf die Bahn zu verlagern. Der Bahnverkehr hat sich speziell im Autobereich erhöht.“

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