Ausgangsbeschränkung
Corona sorgt für Stillstand und Leere

Dort wo sich sonst Menschen treffen, herrscht eine gespenstische Stimmung. MZ-Redakteur Dietmar Krenz war auf Spurensuche.

15.04.2020 | Stand 16.09.2023, 4:55 Uhr

Auch im Hundertwasserturm in Abensberg sind sämtliche Führungen abgesagt. Was aber Hans-Peter Rickinger noch mehr schmerzt, ist der Ausfall des beliebten Ostermarkts vor dem Abensberger Kunsthaus. Alle Fotos: Dietmar Krenz

Geschäfte, Wirtschaften, öffentliche Einrichtungen und Anziehungspunkte für Ausflügler und Touristen haben geschlossen, Produktionen stehen still. Das Corona-Virus breitet sich immer weiter aus und sorgt für Leere an Orten, an denen es sonst nur so wimmelt vor Menschen. Mit der Kamera war MZ-Redakteur Dietmar Krenz in der Stadt und dem Landkreis Kelheim unterwegs und hat die teils bedrückende Atmosphäre eingefangen.

Hundertwasserturm verwaist

Der Kuchlbauerturm ist das Wahrzeichen von Kuchlbauers Bierwelt in Abensberg. Er ist ein Architekturprojekt des weltbekannten Künstlers Friedensreich Hundertwasser. Auch dort sind während der Ausgangsbeschränkung sämtliche Führungen abgesagt. Was aber den Betriebsleiter von Kuchlbauers Bierwelt, Hans-Peter Rickinger, noch mehr schmerzt, ist der Ausfall des beliebten Ostermarkts vor dem Abensberger Kunsthaus. Jedes Jahr um die Osterzeit verwandeln er und seine Standbetreiber das Brauereigelände in einen bunten Frühjahrsmarkt. Heuer hat ihm das Corona-Virus einen gehörigen Strich durch die Rechnung gemacht.

Biergarten in Weltenburg gesperrt

Der Biergarten im Kloster Weltenburg ist schon ein ganz besonderer Ort – mit seiner unvergleichlichen Barock-Architektur und der eindrucksvollen Landschaft drumherum. Dort, wo sonst die Mitarbeiter der ältesten Klosterbrauerei der Welt ihre berühmten Bier ausschenken, herrscht seit Wochen gähnende Leere. Nur ein kleiner Teil der Biertische und -stühle sind noch aufgestellt und mit rot-weißem Trassierband abgesperrt. Nur ab und zu verirren sich einsame Wanderer oder Spaziergänger in den ansonsten gastfreundlichen Klosterinnenhof. Rolf Holthausen, seit Januar 2017 Geschäftsführer der Klosterschenke, hofft natürlich auf ein baldiges Ende der Ausgangsbeschränkung, ist sich aber auch der Schwere der Verantwortung für die Politik bewusst.

Weiße Flotte bleibt im Hafen

Sich an Deck den Wind um die Nase wehen lassen, alle Winkel an Bord erkunden und bei Kaffee und Kuchen die wunderbare Aussicht genießen: Dieses Vergnügen für die ganze Familie kann die „Weiße Flotte“ in Kelheim derzeit leider nicht bieten. Die imposanten Ausflugsschiffe liegen zwar einsatzbereit an den Anlegestellen, doch Fahrgäste dürfen nicht an Bord, bedauert Kapitän Andreas Schweiger. Er hofft auf ein baldiges Ende der Ausgangsbeschränkung, ist sich aber auch bewusst, dass es keine Alternative zu den Schließungen von nahezu allen öffentlichen und privaten Einrichtungen gibt, um das Corona-Virus einzudämmen. Um die Zeit des Stillstands zu überbrücken, werden auf den Schiffen Wartungsarbeiten gemacht.

Befreiungshalle geschlossen

Die von König Ludwig I. in Auftrag gegebene Befreiungshalle für die siegreichen Schlachten gegen Napoleon in den Befreiungskriegen 1813-1815 ist ein Touristenmagnet allererster Güte und wird. Im Jahr 2018 besuchten mehr als 130 000 Besucher die von Weitem sichtbare Gedenkstätte hoch über Kelheim. In diesem Jahr dürften es weniger sein, prognostiziert der neue Leiter der Verwaltung der Befreiungshalle. Karl-Heinz Mückl findet die Stimmung am Michelsberg als „sehr beklemmend“. Vor der Ausgangsbeschränkung war die Befreiungshalle besonders an Wochenenden und Feiertagen bei schönem Wetter ein Tummelplatz für Jung und Alt. Mückl hofft, dass sich die Lage bald wieder verbessert, denn solch eine Gedenkstätte sollte für alle wieder zugänglich sein.

Wartungsarbeiten im Keldorado

Seit der Sportbetrieb „auf und in allen öffentlichen und privaten Sportanlagen, Schwimm- und Spaßbädern, Fitnessstudios und ähnlichen Einrichtungen“ für den Publikumsverkehr verboten ist, herrscht im Kelheimer Keldorado der Ausnahmezustand. Die Mitarbeiter nutzen die besucherlose Zeit, um Revisions- und fällige Wartungsarbeiten durchzuführen, sagt der stellvertretende Betriebsleiter Andreas Karl-Bäuml. Da werden Stützbalken und Wände gestrichen und die umfangreiche Technik wieder auf Vordermann gebracht. „Wir bereiten alles so vor, dass wir in relativ kurzer Zeit wieder öffnen können“, ergänzt Geschäftsführer Thomas Hopfinger.

Training nicht möglich

Im Dojo des TSV Abensberg geht nichts mehr, die Judoabteilung hat verantwortungsvoll und rechtzeitig auf die Corona-Krise reagiert und den gesamten Trainingsbetrieb eingestellt. Kein leichtes Unterfangen für die sportlich ambitionierten Judoka, die sich fit halten wollen und dadurch den direkten Kontakt zum Trainingspartner verlieren. Einer von ihnen ist Kevin Abeltshauser, der wegen der Coron-Krise nicht weiß, wann und wie es weitergeht.

Gottesdienste im Live-Stream

In der Krise ist zwar der Glaube gefragt, doch der Gottesdienstbesuch ist nicht mehr möglich. Die Pfarrämter sind geschlossen, Treffen, Veranstaltungen, Kommunion- und Konfirmationstermine abgesagt. Nicht nur in Kelheim machte Stadtpfarrer Reinhard Röhrner aus der Not eine Tugend. Gläubige können einzeln in Gotteshäusern beten und online hält der Geistliche Kontakt zu seiner Pfarrgemeinde Mariä Himmelfahrt. Ansonsten feiert der Stadtpfarrer die Gottesdienste in der menschenleeren Kirche, die Messen werden dann über das Videoportal YouTube übertragen.

Rodelbahn steht in der Warteschleife

Wer in der Vergangenheit an der Sommerrodelbahn „Altmühlbob“ bei Riedenburg vorbeikommt, hat sich längst an den Anblick von schnellen Gefährten auf der rund 1000 Meter langen Bahn sowie lachenden Gesichtern der Besucher gewöhnt. Seit dem Shutdown herrscht eine geradezu bedrückende Stille auf der Anlage am Berghang. Betreiber Franz Bühler, der seit 16 Jahren für das Auf und Ab verantwortlich zeichnet, hofft auf ein baldiges Ende der Ausgangsbeschränkung.

Weiße Leinwand im Kino

Für die Betreiber des Roxy-Kinos in Abensberg kommt derzeit einiges zusammen. Genau vor einem Jahr machte ein Abrissbagger dem alten Lichtspielhaus ein Ende. Die Familie Kroiß errichtet seitdem an alter Stelle ein neues Lichtspielhaus mit mehreren Kinosälen. Während der vergangenen Monate haben die Kinobetreiber aus Leidenschaft das Ausweichquartier am Hellinger Kreisel hergerichtet und bespielt – bis zur Ausgangssperre: Seitdem bleibt die Leinwand leer.

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