75 Jahre Kriegsende Den Krieg in vielen Facetten abgebildet
Mit dem Jahreswechsel endet unsere Serie „75 Jahre Kriegsende“. Insgesamt entstanden 45 Serienteile.

Kelheim.Am 8. Mai vor 75 Jahren atmete die Welt auf – damals endete der Zweite Weltkrieg mit der Kapitulation Nazi-Deutschlands. Es war ein Tag der Vernichtung und der Erlösung zugleich. Doch die Nachwirkungen des Zweiten Weltkriegs sind auch heute noch präsent. Das zeigte unsere Serie „75 Jahre Kriegsende“, die uns durch das ganze Jahr begleitete. Wir schrieben in 45 Beiträgen über Kämpfe, Morde, den Holocaust, Tod und Zerstörung, Flucht und Vertreibung, Sorgen und Nöte. Hier ein kleiner Überblick.

In Bayern dauert die Stunde Null mehrere Wochen, im Landkreis Kelheim mehrere Tage. Während mancherorts Anfang April schon die US-Armee paradiert, wütet nebenan noch die SS, verbreiten sich in Ostbayern noch im Mai Falschmeldungen über einen Einmarsch der Russen:
Tieffliegerangriffe, Artilleriebeschuss, tote Zivilisten. Seit dem 24. April ist der Krieg auch in Abensberg. Und es droht Schlimmeres. Die Stadt soll bis zum letzten Blutstropfen verteidigt werden. Die SS ist in den letzten April-Tagen 1945 zu allem entschlossen. Doch eine Gruppe Verschwörer hat einen Plan – sie begeben sich damit in Lebensgefahr:
Nicht nur in den letzten Kriegstagen im April 1945 regierte in Siegenburg die blanke Angst, schon Mitte 1942 herrschte in der Marktgemeinde Ausnahmezustand. Siegenburg wurde für Wochen komplett abgeriegelt. Der Grund – eine zumindest befürchtete Flecktyphus-Epidemie. Mehrere Menschen starben. Darunter sind allerdings auch bis heute nicht endgültig geklärte Todesfälle, die damals zwar der Krankheit zugeordnet wurden, Siegenburger Zeitzeugen aber von der „Beseitigungen unliebsamer Regime-Gegner“ sprechen:
Es hat das Format eines kleinen Schulheftes, liegt auf meinem Schreibtisch. Der hellbraune Einband ist unbeschriftet. Der Inhalt startet harmlos, ist aber ein erschreckendes Dokument der Grausamkeiten, die Soldaten im Zweiten Weltkrieg an der Ostfront und in Kriegsgefangenschaft erlebten. Was Johann Hueber erlebt hat, ist schier unvorstellbar:
Geschichte wird manchmal dort spannend, wo Lücken auftauchen, wo Zeitdokumente fehlen. Ein monströses Bauvorhaben der Nationalsozialisten in den 1930er-Jahren in Kelheim zählt dazu: Versammlungshalle, Aufmarschplatz samt Durchstoß der Stadtmauer und eine NSDAP-Schule. Übrig geblieben von den Plänen ist nur ein Modell – ungehobene Schriftsätze lagern unter einem Friedhof:
Hans Haage lebte 50 Jahre im Landkreis Kelheim – in Reißing, Kelheim und hauptsächlich in Bad Abbach. Dort starb er 1998. Kaum jemandem im Kurort ist er in Erinnerung, kaum jemand kennt heute noch seinen Namen. In Norditalien ist das anders. Dort erinnert man sich noch heute mit Schrecken an ihn, den Henker von Bozen. „Ein Lageraufseher peitschte einen Gefangenen aus. Für Haage schien es zu wenig zu sein“, sagte ein Zeitzeuge gegenüber der Südtiroler Zeitung Alto Adige. „Also nahm er anstelle der Peitsche eine Eisenstange und schlug ihn zwanzig Mal. Bis er starb.“
Alle Teile der Serie lesen Sie hier!
Weitere Artikel aus diesem Ressort finden Sie unter Kelheim.