Zuwendung
Der Erlös geht an einen guten Zweck

Die Rohrbacherin Claudia Ludl hat einen selbstgebauten Adventskalender kreiert. Für 5 Euro pro Türchen wurde dieser verkauft.

19.11.2021 | Stand 15.09.2023, 22:57 Uhr
Ein selbstgebauter Adventskalender mit Herz von Claudia Ludl −Foto: Claudia Ludl

Claudia Ludl bezeichnet sich gerne selbst mal als „verrückt“. Die 55-Jährige aus Rohrbach hat das Herz am rechten Fleck und immer wieder Ideen, bei denen ihrem Mann und ihren Söhnen die Kinnlade runter klappt. Heuer durfte ihr Mann drei Kallax-Regale zusammenschrauben und daraus einen gigantischen Adventskalender bauen, den Frau Ludl liebevoll verzierte und befüllte. 24 Türchen voller Überraschungen. Jedes Türchen wurde für 5 Euro an einen Mitmenschen verkauft und der Erlös kommt dem Verein help und share e.V. aus Abensberg zu gute. Bereits Mitte November waren bereits alle Türchen verkauft. Alleine Mundpropaganda inspirierte Freunde und Bekannte gleich dazu, sich das eine oder andere Türchen zu reservieren. Den Rest erledigte Facebook: Ludl teilte den Kalender auf der Plattform von Foodsharing und Helfende Hände Abensberg, Offenstetten und Umgebung. Innerhalb eines Tages waren alle Türen verkauft. An dem jeweiligen Datum darf man mit dem dazu gehörigen Schlüssel, der vor Ort parat hängt, das Türchen öffnen.

Aber von vorne: wie kommt eine Dame aus Rohrbach dazu, für den Verein help und share e.V. in Abensberg eine große Spendenaktion zu starten? Ludl ist seit fast 20 Jahren mit Leidenschaft Zeitungsausträgerin, berichtet die Schriftführerin der help und share e.V. Ihre Kunden und Kundinnen kennt sie meist persönlich, und jedes Jahr zu Weihnachten schreibt sie mit der Hand 200 Weihnachtskarten. Aber das ist keine große Sache, das mache sie jedes Jahr. Jedoch hat sie auch jedes Jahr aufs Neue ausgefallene Ideen: so machte sie sich letztes Jahr auf die Suche nach einem Christbaum, den jemand verschenkt. Sie wurde fündig. Der Baum landete aber nicht im heimischen Wohnzimmer, sondern wurde draußen im Garten aufgestellt. Und nun der Clou: Frau Ludl schmückte ihn nicht nur hübsch mit Weihnachtsdeko, sondern befestigte auch allerlei Süßkram daran. Sie stellte ein Schild dazu: Jeder, der vorbei geht, darf sich einfach was nehmen. Innerhalb kürzester Zeit war sie das Ortsgespräch Nummer eins und die Aktion wurde sehr gut angenommen. Nicht nur Kinder schnappten sich etwas. Auch die Erwachsenen, die vorbeikamen, freuten sich über das Naschwerk. Doch zurück zu unserer Ausgangsfrage: wo ist die Verbindung zu Abensberg und Umgebung? Frau Ludls Nichte ist aktives Mitglied bei help und share e.V.

So verbreitete sie die aktuell noch laufende Aktion der „Nikolaussackerl“ auf Facebook. Und ihre Tante stolperte darüber. Sogleich ließ sie sich von ihrer Nichte ausführlichst informieren, was da wie von sich geht. Dann dauerte es nicht lange und Frau Ludl hatte beim Teetrinken, als sie eine Tasse in Händen hielt, den Einfall: nur Süßes in Säckchen ist ja öde. Warum nicht Tassen befüllen? Gesagt, getan. Sie startete durch ihre Tätigkeit als Zeitungsausträgerin einen Aufruf: Tassen gesucht. Wer kennt das nicht, dass die Menge an Tassen gerne mal überhand nimmt? So war es nicht verwunderlich, dass die Resonanz riesig war. Ludl bastelte 290 Nikolaustassen. Eine ganze Hospizeinrichtung kann nur mit ihren liebevoll gemachten Tassen beschenkt werden. Unglaublich! „Ach, das mach ich doch gerne. Ich helfe gerne direkt. Einfach nur Geld überweisen wäre nichts für mich“. So wird auch regelmäßig zu viel gekochtes Essen an Freunde und Nachbarn verschenkt. „Bei uns wird nichts weggeschmissen“.

Die Idee für den Adventskalender überkam Ludl auch spontan. In kürzester Zeit stand das fertige Gebilde unter dem Vordach. Anderen etwas Gutes tun, kreativ sein und das im großen Stil hilft Ludl auch an anderer Stelle: 2021 gab es gleich mehrere Todesfälle in ihrer Familie. „Dies ist auch eine Art Trauerbewältigung für mich“, so Ludl. Dass das in diesem Ausmaße stattfinden kann, verdankt sie ihrer Familie. „Ohne den Rückhalt wäre das alles nicht möglich. Meine Familie, Freunde und Bekannte genießen meine Verrücktheit. Ich bin immer für eine Überraschung gut“.