Vermehrte Zuweisungen
Der Kreis Regensburg mietet ein Hotelschiff für Flüchtlinge – und Kelheim?

19.01.2023 | Stand 15.09.2023, 2:03 Uhr
Mehr als 3000 Flüchtlinge halten sich aktuell im Landkreis Kelheim auf. −Foto: Paul Zinken/dpa

Der Nachbarlandkreis Regensburgmietet ein Hotelschiff, um Flüchtlinge unterzubringen.Braucht es auch in Kelheim inzwischen einen Plan B?

Die Zahl der Flüchtlinge, die es unterzubringen gilt, steigt auch hier kontinuierlich. Aktuell halten sich laut Landratsamt mehr als 3000 Menschen „mit humanitärem Hintergrund“ im Landkreis auf, so die Pressestelle auf unsere Nachfrage. Dazu zählen „etwa 1300 anerkannte Flüchtlinge bzw. subsidiär Schutzberechtigte und rund 930 Ukraine-Kriegsflüchtlinge“.

Staatliche Gemeinschaftsunterkunft in Kelheim ist voll

Auf den Aufruf nach Unterkünften im Dezember meldeten sich Eigentümer, heißt es von der Pressestelle weiter. Größere Objekte wurden im Landkreis zuletzt aber nicht bezogen. „In überwiegendem Maße mietet das Landratsamt Unterkünfte an, in denen zehn bis 14 Einheiten zur Verfügung stünden. Der Aufruf bleibe bestehen. Aus gutem Grund: Denn die staatliche Gemeinschaftsunterkunft in der Klosterstraße ist voll, weiß etwa Michaela Linde vom Helferkreis, der in den Räumen der evangelischen Kirche in der Altstadt regelmäßig Sprechstunden anbietet.

Michaela Linde: “Es brennt ziemlich“

Welche neuen Unterkünfte Geflüchtete beziehen, bekommen die Helfer vom Landratsamt nicht mitgeteilt. „Es brennt ziemlich“, so Linde. Bei Unterkünften, aber auch neue Helfer würden händeringend gesucht.

Ähnliches berichtet Stefan Killian, der Leiter der Flüchtlingsberatung der Caritas. Auch er sieht, dass die neu angemieteten Objekte bereits „ziemlich ausgelastet“ sind. Dem Landkreis werden laut Killian vermehrt neue Flüchtlinge aus Syrien, aber auch aus Georgien und Moldawien zugewiesen, was daran liegt, dass die Außenstelle Deggendorf für Geflohene aus diesen Ländern zuständig ist. Aber auch Menschen aus der Ukraine, „die erst seit November, Dezember in Deutschland sind, „schlagen derzeit wieder vermehrt“ auf.

Wer kommt hauptsächlich?

Bei den Syrern seien es meist Einzelpersonen ohne Familie. Interessant sei zudem, dass es sich nicht mehr überwiegend um sehr junge Menschen handle, sondern viele im mittleren Alter, zwischen 30 und 50 Jahren, seien. Aus der Ukraine seien es „aus den bekannten Gründen“ Familien bzw. Frauen mit Kindern. Oft auch ältere Menschen und Kranke. „Unsere ukrainische Mitarbeiterin hat vor kurzem einen Klienten ohne Angehörigen bis ins Hospiz begleitet“, so Killian.

Die Fragen mit denen Geflüchtete zu ihm kommen, haben sich seit 2015 im Gros nicht verändert, sagt er. Eine Neuerung seit 1. Januar 2023 sei das Chancenaufenthaltsrecht. Es schaffe für mittel- bis langfristig Geduldete neue Aufenthaltsperspektiven. Hiervon könnten vor allem viele Iraker und Iraner profitieren, die schon lange im Landkreis leben und teils auch bereits arbeiten.