Müllentsorgung
Die „Blauen Säcke“ kamen in Neustädter Geschäft nicht an

06.11.2022 | Stand 15.09.2023, 3:04 Uhr
Wenn die Tonne mal nicht reicht, kann man im Landkreis Kelheim blaue Säcke dazukaufen - eigentlich. −Foto: Landratsamt Kelheim

Der Landkreis Kelheim will schärfer gegen „Müllsünder“ vorgehen, die zum Beispiel ihre Tonne zu sehr vollstopfen. Doch was tun, wenn die Alternative fehlt? Vor dem Problem stand unlängst ein Neustädter.

Er schrieb uns auf unsere Berichterstattung hin zum neuen Posten des „Müllsheriffs“: Wie gemeldet, geht Landratsamts-Mitarbeiterin Katharina Spreider, die den „Sheriff“-Posten ausübt, solchen Fällen nach, die den Müllabfuhr-Unternehmen ins Auge stechen: zum Beispiel, wenn jemand seine Restmülltonne so überfrachtet, dass der Deckel nicht mehr zugeht. Die Müllwerker sollen die Tonne in so einem Fall nun ungeleert stehen lassen und nur einen Hinweisanhänger hinterlassen. „Wiederholungstätern“ soll Spreider ins Gewissen reden; notorisch Unbelehrbaren drohen Verwarn- und Bußgelder.

Wenn die Restmülltonne tatsächlich mal nicht ausreicht, rät das Landratsamt selbst: „Einfach mal ‚blaumachen‘!“. Heißt: Man kann – zum Preis von 3,20 Euro – einen blauen Sack kaufen, um Mehr-Mengen an Abfall zu entsorgen. Das hätte Hans B. (Name geändert) unlängst ja auch gerne getan.

Denn nach einem Todesfall in der Familie waren Hinterlassenschaften der Verstorbenen zu entsorgen. Was zunächst gut ging, „weil wir das meiste davon im Wertstoffhof Neustadt an der Bad Gögginger Straße problemlos entsorgen konnten“, schildert uns der Leser. Doch als er für den unverwertbaren „Kleinkram“-Rest blaue Säcke besorgen wollte, scheiterte er, und zwar „in Neustadt/Wöhr beim (ehem.) Schreibwaren Gigl an der Donaustraße“. Dort habe er statt Müllsäcken lediglich die Auskunft bekommen, „dass der Landkreis seit einiger Zeit trotz mehrfacher Anforderung keine blauen Landkreis-Müllsäcke liefere“.

Einerseits mit Sanktionen drohen, andererseits den „legalen“ Entsorgungsweg blockieren: Das sei ärgerlich, kritisiert Hans B. die Kreisverwaltung. Von dort heißt es indes, dass es sich nur um ein lokales Problem gehandelt habe: „Die Auslieferung der blauen Säcke zu genanntem Schreibwarengeschäft verzögerte sich krankheitsbedingt. Bei den zahlreichen weiteren Verkaufsstellen für blaue Säcke hätten wir den Bürger mit ausreichend blauen Säcke ausstatten können“, versichert die Pressestelle des Landratsamts. Und weist ergänzend darauf hin, dass es die blauen Säcke „auch in den Rathäusern, im Landratsamt und an allen Wertstoffzentren käuflich zu erwerben“ gebe.

Das lokale Neustädter Problem habe daher auch nichts zu tun gehabt mit dem Lieferengpass, den es im Sommer bei den „gelben Säcken“ für Verpackungsmaterial gegeben hat. Der „vorübergehende“ Engpass „war bundesweit und nicht auf den Landkreis Kelheim beschränkt“. Hingegen seien „die blauen Restmüllsäcke des Landkreises Kelheim zu keiner Zeit eingeschränkt verfügbar“ gewesen.hu