Lebenswerte Stadt
Die Ideen der Bürger sind gefragt: Wie sieht das Abensberg der Zukunft aus?

08.03.2023 | Stand 15.09.2023, 1:16 Uhr
Wie erzielt man ein besseres Klima für die Innenstadt, wie belebt man sie? Es sind Fragen wie diese, mit denen sich die Zukunftswerkstatt in Abensberg beschäftigt. −Foto: Fotos: Pirkl

Wie hält man die Innenstadt attraktiv? Wie rüstet man sich für klimatische Veränderungen und wie stärkt man den gesellschaftlichen Zusammenhalt? Diese Fragen stellt sich die Zukunftswerkstatt, in der Vertreter der Stadt, der Parteien, verschiedener Firmen und Stadtbewohner zusammen Ideen entwickeln.

Die „Stadt alleine“ kann die vielfältigen Aufgaben in Zukunft nicht mehr bewältigen, so die Annahme. Die Bürger und die Wirtschaft dürfen und sollen sich hier einbringen.

Dreimal traf sich die Zukunftswerkstatt schon. Viele Themen kristallisierten sich heraus, die weiterentwickelt werden sollen, und zwar zusammen mit der Bürgerschaft. Auch in der Zukunftswerkstatt konnten sich Abensbergs Bewohner schon mit einbringen. Eine von ihnen ist Christine Harnest, die in der Zukunftswerkstatt die Chance sieht, nicht nur als Bewohnerin mitreden zu dürfen, sondern auch ihre Fachkenntnisse mit einzubringen.

Sozialer Zusammenhalt ist wichtig

Die Innenarchitektin, die das Aventinum und das Rathaus mit gestaltete, ist auch Mitglied in der Strategiegruppe Raum, Fläche und Boden, Wohnen und Arbeiten der Bayerischen Architektenkammer. Zudem wurde sie von der Architektenkammer als Jurymitglied auf Landesebene beim Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ entsandt.

Der Wettbewerb, das ist längst kein „Schönheitswettbewerb“ mehr, vielmehr interessiert, wie die Gemeinden wirtschaftliche, klimatische, energetische, kulturelle oder soziale Fragestellungen lösen. „Dabei habe ich gemerkt, dass alle Gemeinden die gleichen Probleme haben, aber die Herangehensweise sich oft unterscheidet. “ Der soziale Zusammenhalt werde immer wichtiger, „erfolgreich waren die Orte, bei denen der soziale Zusammenhalt funktioniert hat“, so Harnests Erfahrung.

Die Aspekte, die dem Dorfwettbewerb zugrunde liegen, kristallisierten sich auch in der Abensberger Zukunftswerkstatt heraus: Lebensqualität für alle Generationen erhalten, wirtschaftliche Entwicklung vorantreiben, gastronomische Vielfalt pflegen sowie die Innenstadt beleben oder aber auch das Image von Abensberg nach außen zu pflegen. Aber vor allem die Frage, wie man sich gegen die klimatischen Veränderungen rüstet und ein Stück weit energieautark wird, bewegt die Zukunftswerkstatt.

In den Sitzungen sammelten die Mitglieder zu den einzelnen Bereichen schon fleißig Ideen. Dabei zeigte sich auch, es gibt Wünsche und es gibt Notwendigkeiten.

Vorgeschlagen wurden beispielsweise kleine, vermietbare Läden in der Innenstadt, ein regionaler Lebensmittelmarkt mit Erlebnischarakter oder ein Markt auf dem Aventinusplatz. „Aber es macht keinen Sinn, wenn neue Läden eröffnen und die dann nicht genutzt werden“, wendet Harnest ein.

Dringender sei vor allem das Thema Klima, Umwelt, Flächenverbrauch, „das sind ja keine Wunschthemen“, sagt Harnest. Wie man beispielsweise die Innenstadt klimatisch angenehmer gestaltet, wie sie grüner und im Sommer besser durchlüftet wird, ist eine Frage, die auch in den kommenden Jahren alle beschäftigen wird.

Zukunftswerkstatt Abensberg hat erste Ideen gesammelt

Um die Lebensqualität für alle Generationen zu erhalten, könne man, so die Vorschläge, beispielsweise familienfreundliche Treffpunkte gründen oder Konzepte für Mehrgenerationenwohnen entwickeln.

Auch ein gutes Marketing für die Stadt sei wichtig, war sich die Zukunftswerkstatt einig. Beim Marketing solle man auch die Anpassung an den Klimawandel miteinbeziehen, eventuell das interkulturelle Leben oder die gelebte Städtepartnerschaft, so die Vorschläge. Bei Null fängt man indes nicht an, es gibt viele Dinge, die in Abensberg schon recht gut laufen und die man weiterverfolgen möchte.

In den nächsten Wochen und Monate sollen auch die Bürger gefragt werden. Deren Meinungen und Anregungen werden dann ausgewertet und öffentlich präsentiert.

So sollen nach und nach Strategien für die Zukunft festgelegt werden, die letztendlich auch verbindlich sind oder konkrete Projekte anvisiert werden, für die dann auch Fördermittel beantragt werden können.

Dass die Stadt eine gute Zukunft hat, das hänge von allen ab, ist zum Beispiel Harnest überzeugt: „Jeder Einzelne kann was tun.“

Ideen für eine lebenswerte Stadt

Mitglieder der Zukunftswerkstatt:In der Zukunftswerkstatt sitzen, neben Bürgermeister Uwe Brandl, auch Vertreter der Jugend, der Immobilienwirschaft, der Stadtverwaltung, der Senioren, der Gastronomie, der Musikschule, MiA, Architekt Christian Rossbauer und Vertreter der Bürgerschaft; die verschiedenen Fraktionen werden vertreten durch Bernhard Resch, Richard Zieglmeier, Harald Hillebrand, Claudia Ziegler, Sebastian Kneitinger und Reinhard Handschuh; die fachliche Begleitung übernehmen Edgar Feichtner, Marktforscher aus Sinzing, und Klaus Zeitler, Leiter des sozialwissenschaftlichen Instituts für regionale Entwicklung (SIREG) in Rottenburg.

Lernen von den anderen:Im oberbayerischen Huglfing, das jährlich einen Zuwachs von einem Prozent verzeichnet (im Vergleich: In München sind es 0,7 Prozent), gibt es eine sehr strenge Bebauungssatzung, die den Kulturverlust des oberbayerischen Dorfs verhindern soll. In einer Main-Franken-Gemeinde wiederum wurde im alten Rathaus eine Vinothek eingerichtet, die alle vor Ort ansässigen Winzer beliefert. Zusätzlich können Fahrradtouristen dort auch andere heimische Produkte kaufen. „Das hat sich zu einem absoluten Tourismusmagnet entwickelt“, erzählt Christine Harnest aus ihrer Erfahrung als Jurymitglied für „Unser Dorf hat Zukunft“.