Geschichte
Die „Legio III. Italica“ kehrt zurück

Echte Bayern verkleiden sich in ihrer Freizeit als römische Legionäre und ziehen ins Kastell Abusina in Eining ein.

29.07.2017 | Stand 16.09.2023, 6:22 Uhr

„Wir sind die mit den Storchen auf dem Schild“, sagen die Männer der „Legio III. Italica“ über sich selbst. Im August werden sie wieder bei den Römertagen im Kastell Abusina antreten. Fotos: Protz

Der August, benannt nach dem römischen Kaiser Augustus, bringt wieder einen besonderen Besuch im alten Römerkastell Abusina– die „Legio III.Italica Concors“. Pünktlich zu den Römertagen wird der Interessenverein für Heimatgeschichte sein Lager aufschlagen. Seit fast 30 Jahren widmen sich die Männer aus Ingolstadt dem Leben der römischen Legionäre.

„Wir sind zehn Mann und gehören zum Historischen Verein Ingolstadt“, sagt Gerhard Protz, ein Neustädter. Die Gruppe orientiert sich an ihrem historischen Vorbild, der im Jahr 165 von Marc Aurel am Comer See gegründeten Legio III. Italica. Die diente der Absicherung der Donau als Außengrenze des Römischen Reiches. Unter anderem bauten die Legionäre dazu die Kastelle in Pfünz, Ellingen, Eining und Regensburg auf. „Jeder von uns ist interessiert an Heimatgeschichte“, erläutert Gerhard Protz.

Und zur Heimatgeschichte würden auch die Römer gehören, betont er. Deren Leben, ihre Lebensbedingungen versuchen die zehn Männer nachzustellen. Dazu gehören deshalb auch möglichst authentische Kleidungsstücke und Ausrüstungsgegenstände, aber auch die Nachbildung des Lagerlebens der Legionäre.

Unser Video aus dem Archiv gibt einen kleinen Einblick über das Fest

Originalität ist wichtig, betont Fritz Steindle, ein weiteres Mitglied der Gruppe. Die Auseinandersetzung mit Geschichte und das Nachstellen des Lebens ist zu einem Phänomen geworden, dass immer mehr Menschen begeistert. „Viele Gruppen sind entstanden“, stellt Fritz Steindle fest. So gibt es bei den „alten Römern“ inzwischen Gruppen, die sich auf die frühe Zeit des Römischen Reiches spezialisiert haben, andere pflegen das Spätrömische Reich. „Leider“, sagt Steindle, seinen mit der wachsenden Begeisterung für die Römer oft die Realität der Ausrüstung sowie der Feldlager auf der Strecke geblieben. Bisweilen muteten die Feldlager eher mittelalterlich als antik an.

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„Wir betreiben experimentelle Archäologie“, sagt Protz, der wie die meisten anderen Mitglieder der Gruppe auch, beruflich „nicht vorbelastet“ ist. So ist er selbst gelernter Elektriker.

„Wir schauen, dass wir den Leuten das Leben der römischen Legionäre näherbringen.“ Dazu gehört auch in diesem Jahr wieder die Teilnahme an den Römertagen, die im August im Kastell Abusina in Eining, stattfinden. „Wir zeigen, wie die Legionäre gelebt haben und wie sie sich ernährt haben.“Deshalb rückt die „Legio III.Italica Concors“ heuer schwer bepackt in Abusina ein. Zum Gepäck gehören unter anderem Tunikas, Kochgeschirr, Mäntel und Werkzeuge (auch zum Mahlen von Getreide. Prunkstück der Ausrüstung ist ein Feldaltar wie ihn auch die römischen Truppen vor rund 2000 Jahren hatten, um ihre religiösen Zeremonien abzuhalten.

Der hat der Ingolstädter Gruppe einmal sogar schon Ärger bereitet. Wie Fritz Steindle berichtet, habe man den einst in Eichstätt aufgebaut, um eine Zeremonie nachzustellen. Zuvor habe man auch der örtlichen Pfarrei mitgeteilt, dass man die römische Zeremonie lediglichdarstellen wolle. „Dennoch begannen mit dem Beginn der Zeremonie die Kirchenglocken läuten und sie hörten erst wieder auf, als die nachgestellte Feier beendet war“, sagt Steindle und lacht.

Kameradschaft begeistert

Es sind Erlebnisse wie diese, die die Männer von der „Legio III.Italica Concors“ zusammenschweißen. Dazu kommen aber auch andere Motive. So sagt Gerhard Protz: „An der Gruppe begeistert mich die Kameradschaft. Wir erleben Sachen, die man normal nicht erleben kann. Zum Beispiel waren wir 2012 mit Studenten der Uni Regensburg auf einem Römerschiff auf der Naab bei Regensburg unterwegs.“

Bisweilen stoßen die Männer mit ihrem Treiben bei zufälligen Augenzeugen auf Unverständnis. Dann fallen auch schon mal Bemerkungen wie „Cowboy und Indianer für Erwachsene“. Fritz Steindle und Gerhard Protz lassen sich davon nicht beeindrucken. Sie wissen, „ab und zu wird ein wenig ungläubig geschaut“. Doch dann geht es drum. „Wenn man erklärt, was man macht, kommt Verständnis.“ Mission erfüllt.

So hat sich inzwischen eine regelrechte Szene um das römische Erbe entwickelt. „Die Szene ist in zwei Lager geteilt“, sagt Fritz Steindle, „eine wissenschaftliche und eine, der es um den Spaß geht.“ Die „Legio III.Italica Concors“ zählt sich zur ernsthaften Gruppe. Deshalb legt die Legio III. auch viel Wert auf eine möglichst originalgetreue Ausrüstung. Die Tunikas werden nach originalen Vorlagen angefertigt.

Und in Neustadt hat die Gruppe einen Handwerker, der die Gürtelschnallen anfertigt. Christian Frey hat sich auf Nachbildungen antiken Schmucks spezialisiert und war damit in den vergangenen Jahren u.a. auf dem Kunst- und Handwerkermarkt „Charivari“ in Neustadt und dei den Römertagen im Kastell Abusina vertreten.

Datteln in Fischsoße

Andere Ausrüstungsgegenstände werden von der Legio III. selbst gefertigt. So wurden die Speere der Ingolstädter Legionäre selbst gebaut und auch Schuppenpanzer zum Schutz im Kampf wurden von den Männern aus Messing und Leder hergestellt. Natürlich verfügt die Gruppe auch über eine selbst gebaute Scorpio, den Vorläufer der Armbrust. Die permanente Beschäftigung mit dem Römischen Reich der Antike und seinen Legionären führt nicht nur zu einem großen Wissen, das die Legio III. auch bei Vorträgen vor Schulklassen weitergibt. Es führt auch zu neuen Geschmackserfahrungen. So empfindet Gerhard Protz den Gewürzwein Mursum als so angenehm, das er ihn auf Basis eines Grünen Veltliners selbst herstellt. Und er lobt Datteln in Fischsoße mit Honig.