Hafen Kelheim-Saal
Digitale Fühler der Hochschule München messen die Schlammlast in Becken

15.11.2022 | Stand 15.09.2023, 2:53 Uhr
Die Donau lädt einen Teil ihrer Schlammfracht im Kelheimer Hafen ab. Vom Boot aus können diese Ablagerungen jetzt digital vermessen werden. −Foto: Weigert/Archiv

Die Donau bringt nicht nur Wasser in den Hafen Kelheim-Saal, sondern auch tonnenweise Schlamm. Die Hochschule München hat dafür jetzt eine digitale Messmethode entwickelt; sie soll dem Hafen-Zweckverband Geld sparen helfen.

Vor allem Hochwässer schwemmen Erdreich vom Ufer und angrenzenden Feldern und Fluren aus in die Donau oder ihre Zuflüsse, schildert Tobias Schlauderer, Geschäftsführer des Zweckverbands Häfen im Landkreis Kelheim (ZVH). Strömung und Schiffsverkehr lotsen einen Teil der Schlammfracht in Häfen wie den Kelheimer oder die Riedenburger Lände. Dort sinkt die Fracht zu Boden.

Irgendwann würde der Wasserstand so niedrig, dass Schiffe nicht mehr einfahren können. Um das zu verhindern, müssen Hafenbecken regelmäßig ausgebaggert werden; beim ZVH ungefähr alle zwei, drei Jahre, schildert Schlauderer. Allein in Kelheim fallen dabei im Schnitt 5- bis 6000 Tonnen Material an; etwas weniger in Riedenburg.

Früher durfte solches Material als Dünger auf Felder ausgebracht werden. Wegen potenzieller Schadstoffbelastung muss es mittlerweile an zugelassenen Standorten deponiert werden. So wurde heuer mit Kelheimer Schlamm eine Abbau-Grube verfüllt.

Bisher Fremdfirmen nötig

Die Schlammbeseitigung kostet den ZVH Zeit und Geld; Das Ausbaggern und Entsorgen verursacht Kosten im sechsstelligen Bereich. Beides zu minimieren, war jetzt Ziel eines Digitalprojekts der Hochschule München (HM).

Bislang musste der ZVH vor dem Ausbaggern eine externe Firma damit beauftragen, mittels Peilboot die Lage und das Ausmaß der Schlammablagerungen zu vermessen. Das kostet; außerdem sind solche Peilboote schwer zu bekommen, berichtet Geschäftsführer Schlauderer. Studierende der Fakultät für Elektro- und Informationstechnik installierten nun unter Leitung von HM-Professor Benjamin Kormann zum einen ein Netz aus Sensoren, die fest im Hafenbecken installiert sind.

Als zweite Komponente entwickelten sie eine modulare Vermessungseinheit, die man auf ein Boot packen kann, um das Hafenbecken abzufahren. „Damit können Beschäftigte des Zweckverbands Häfen Kelheim selbstständig und in regelmäßigen Abständen Kontrollfahrten durchführen“, schildert die Hochschul-Pressestelle.

Die erfassten Daten zum Hafenschlamm landen in einem Cloud-basierten System. Mit ihnen kann der ZVH selbst das Schlammaufkommen im Auge behalten und erst bei Bedarf eine Baggerfirma beauftragen sowie ausloten, wo man mit den hafen-eigenen Kränen selbst ausbaggern kann, so Schlauderer. Das mittlerweile abgeschlossene HM-Projekt sei daher „eine tolle Sache“. Beteiligt waren laut Hochschule je sechs Studierende des Bachelor-Studiengangs Elektro- und Informationstechnik sowie des Master-Studiengangs Elektrotechnik.

Auch Herkunft erforschen

Die Cloud-Daten können künftig auch „mit zusätzlichen Werten, wie dem pH-Wert des Wassers, der Wetterlage, oder saisonalen Ereignissen wie Düngeperioden, in Bezug gesetzt werden“, schildert die Hochschule als weitere Perspektive.

Im Lauf der Erprobungsphase soll das Mess-System „Wissen zur Entstehung des Schlamms“ erbringen und helfen, den Batz „zu vermindern – damit er gar nicht erst zum Problem wird“.

Dabei ist der ZVH-Geschäftsführer indes skeptisch. Binnenhäfen könnten sich schwerlich mit technischen Maßnahmen gegen die Schlammfracht „wehren“. Deren Betreiber erhofften sich eher von der Politik finanzielle Unterstützung beim Beseitigen des Schlamms: „Schließlich sind wir ja nicht die Verursacher des Problems.“