Nachruf
Ein „Vater“ der Schifffahrt ist tot

Josef Schweiger war ein Pionier des Tourismus in Kelheim. Er prägte den Umstieg von Kähnen auf Motorschiffe maßgeblich mit.

29.06.2020 | Stand 16.09.2023, 4:46 Uhr
Josef Schweiger −Foto: Schweiger

Die Donau, der Kanal und die Schifffahrt waren Josef Schweigers Leben. Sein Herzblut. Gut einen Monat vor seinem 92. Geburtstag ist einer der Pioniere der Kelheimer Personenschifffahrt verstorben. Am Mittwoch 1. Juli, 14.30 Uhr, wird er im Waldfriedhof beerdigt.

„Kopf hoch, auch wenn der Kragen dreckig ist“, war seine Devise, sagt seine Tochter Renate Schweiger, die mit ihrem Sohn Andreas das Lebenswerk ihres Vaters fortführt. Aufgeben war für Josef Schweiger nie eine Option. Weder in Zeiten extremen Niedrigwassers noch in den 1970er Jahren, als er gerade in ein neues Schiff investiert hatte, und es die Ölkrise samt Sonntags-Fahrverbot dem Schiffs-Unternehmer schwermachte.

1967 hatte der gebürtige Stausackerer mit seiner Frau Rosa einen eigenen Personenschifffahrtsbetrieb gegründet. Sein erstes eigenes Schiff war die „Renate“, ein in die Jahre gekommenes Fährschiff vom Rhein. Innerhalb eines halben Jahres machte der handwerklich sehr geschickte Jungunternehmer das „Schrottschiff“ wieder flott. 1968 kauften er und seine Frau die größere Westfalen dazu.

Zuvor engagierte sich das Jüngste von 14 Schweiger-Kindern bei der 1925 gegründeten 1. Motorschifffahrtsgesellschaft Kelheim-Befreiungshalle. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte sich Schweiger mit dafür eingesetzt, dass zwei von den Amerikanern beschlagnahmte Schiffe von Berlin wieder zurück an die Donau kamen.

Schon als Zehnjähriger im Donau-Kahn unterwegs

Aufgewachsen war Josef Schweiger mit der Kahnfahrt. Schon als Zehnjähriger war er mit seinem Vater auf der Donau unterwegs. Das war eine kraftzehrende Plackerei, „aber schee war’s scho“, berichtete der Senior der Mittelbayerischen 2018.

Nicht nur von Stausacker nach Weltenburg wurden Fahrgäste befördert, sondern auch von Kelheim nach Weltenburg. „Runterwärts“ trieb die Strömung die Kähne der Kreisstadt entgegen, aufwärts wurden diese getreidelt und gezogen, weiß Renate Schweiger. Als 14-Jährige ließ sie ihr Vater das Kahnfahren ausprobieren. „Er war der Meinung, dass man das können muss“, sagt die Kelheimerin mit Kapitänspatent und schmunzelt, wenn sie daran denken muss.

Im August 2018 wurde das sechste Personenschiff des Familienbetriebs von der damaligen bayerischen Wirtschaftsministerin Ilse Aigner auf den Namen Renate getauft. Einen stolzen und zufriedenen Seniorchef erlebte an dem Tag Kelheims jetziger Landrat. „Josef Schweiger ist eine große Kelheimer Persönlichkeit, ein Vater der Kelheimer Schifffahrt, der sich freute, dass sein Lebenswerk weitergeführt wird“, erinnert sich Martin Neumeyer.

„Das Herz immer am rechten Fleck“

Für Landtagsabgeordneten und Ex-Landrat Dr. Hubert Faltermeier war Unternehmer Josef Schweiger „maßgeblich am Umstieg auf die Personenschifffahrt beteiligt. Er hat den Tourismus unglaublich nach vorne gebracht.“ Mit Mut, unternehmerischem Weitblick, und dennoch bodenständig und immer mit dem „Herzen am rechten Fleck“.

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