Krimi-Nachschub
Essing bleibt mordsgefährlich

Marion Stadler hat nachgelegt: Mary, ihre Kommissarin, muss wieder ran. Der neue Altmühltal-Krimi treibt das ganze Dorf um.

22.03.2019 | Stand 16.09.2023, 5:46 Uhr
Handlungen, Skizzen, Personen notiert sich Marion Stadler, wann immer sie eine Idee hat. Am Laptop im heimischen Wohnzimmer entstand daraus nun ihr zweiter Essing-Krimi, „Preißnmörder“. Foto: Hutzler −Foto: Hutzler

Schon wieder Essing – schon wieder ein Mord. Unheimlich wird’s langsam im beschaulichen Marktflecken. „Schuld“ daran ist Marion Stadler: „Das nimmt schon fast suchtartige Züge an“, gesteht sie lachend ihre immer größere Schreibleidenschaft. Das Ergebnis, schwarz auf weiß und druckfrisch: der„Preißnmörder“, diese Woche erschienen, ist der zweite Fall für Kommissarin Maria „Mary“ Spangler. Die diesmal nicht nur einen Mörder finden muss, sondern obendrein noch einen außer Rand und Band geratenen Dorfmob zu bändigen hat. Der „Preiß’“, der zugezogene: Er muss der Mörder sein, sagt Volkes Stimme. Mary hat da so ihre Zweifel…

Freud’ und Leid für Mary

Marion Stadler macht’s ihrer Kommissarin, die den Fall wieder in der „Ich“-Form schildert, schon nicht leicht beim zweiten Fall. Andererseits gönnt sie der verwitweten Mittvierzigerin im zweiten Buch ein zweites Eheglück, dem allerdings erst mal der Mord in die Quere kommt. Der aus Breitenbrunn stammenden Hobbyautorin liegen ihre Figuren irgendwie am Herzen; zumindest die Haupt-Protagonisten. Zu denen zählt auch „der Opa“, Marys Schwiegervater. Obwohl die männliche Ratschkathl der Kommissarin diesmal ordentlich ins Handwerk pfuscht, hat ihm seine Erfinderin eine Bestandsgarantie gegeben: „Den Opa sterben lassen? Nein, das wollt’ ich doch nicht“. Einer aber muss ins Gras beißen, das liegt in der Natur von Krimis.

In dem Fall ist es Betti Bögerl, eine alkoholkranke Frau, die erschlagen in ihrem heruntergekommenen Häuschen am Essinger Marktplatz gefunden wird. Gerade durch solch deutlich negativ gezeichnete Charaktere wird ein Heimatkrimi zur Gratwanderung für die Autorin: Das weiß Marion Stadler seit ihrem Erstlingswerk von 2018, der „Bayernhymne“.

Damals nahm sie den – echten – Fund einer Babyleiche bei Essing als Stoff für eine – erfundene – Aufklärung dieses tragischen Falls. „Einige haben schon kritisiert, dass ich damit die Geschichte wieder aufgewühlt hätte“ – freilich ohne den Krimi überhaupt gelesen zu haben, kritisiert sie ihrerseits. Ansonsten aber sei die Resonanz auf ihr erstes Buch sehr positiv ausgefallen, freut sich die Altessingerin: Viel Lob und Zuspruch habe sie erhalten; sei es im direkten Gespräch, sei es bei den drei Lesungen, zu denen ihr Erstlingswerk bis zu 50 Zuhörer anlockte. Etliche Leseratten zeigten sich überrascht über ihre literarische Ader, schildert Marion Stadler: „Ich bekomm’ immer noch zu hören: ,schreib weiter!’ Das hat mich natürlich angespornt“, erzählt die gelernte Hotelfachfrau. Na ja, mittlerweile hat sie sowieso eher Mühe mit dem Bremsen als mit dem Antrieb.

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Namensfindung per Lkw

So wie die Mimi abends ohne Krimi nicht ins Bett geht, so geht die Marion morgens ohne Krimischreiben (fast) nicht aus dem Haus: Ein, zwei Stunden am Laptop sitzen und an der Handlung – ja: mittlerweile schon für Teil drei! – feilen; „wenn ich das nicht hab’, geht mir regelrecht was ab“, gesteht sie. Das Abtauchen in eine Welt, die ihr örtlich nahe liegt, aber doch von anderen Personen bevölkert wird; das Hineinversetzen auch in zwielichtige Charaktere – das gefällt ihr so, dass sie sich spätestens nach zwei Stunden regelrecht wieder zurückbeamen muss ins friedliche Echt-Essing. Das ihr zwar zum Glück keine Mörder liefert, aber doch Ideen für die Handlung, die sie dann im Block notiert. Und sei’s nur, „dass ich auf der Straße einen Lkw mit einem ,guten’ Namen fahren seh’“.

Gut heißt: kein allzu banaler Name, und keiner, den es in Essing selbst gibt. Denn auch das ist eine Gratwanderung: Heimatflair vermitteln, aber Parallelen zu echten Personen tunlichst vermeiden.

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Zumindest am Ende von Fall zwei stellt sich die Verwechslungsgefahr mit echten Altmühltalern kein großes Problem mehr: Des mörderischen Rätsels Lösung führt nämlich die Kommissarin unvermutet (und unerlaubt) in die Ferne.

Daran kam prompt ein wenig Kritik von einem Testleser – Marion Stadlers Mann. Aber die hat die Autorin weggesteckt, mit Verweis auf künstlerische Freiheit. „Und weil’s so mehr Pep hat…“

Mediziner-Rat für die Leiche

Neben Gatte, Schwester und Freundin hat sie wieder auf Tipps von ihrem Lektor vertraut, der für den SüdOst-Verlag auch den Werdegang des zweiten Altmühltal-Krimis betreut hat. Außerdem hat sich Marion Stadler diesmal in der Verwandtschaft medizinischen Rat eingeholt und auch im Internet einiges zur Rechtsmedizin recherchiert, mit einer Mischung aus Grausen und Interesse. Wenn schon, dann sollte die Betti wenigstens möglichst authentisch sterben und verwesen…

Auch schreiberisch habe sie sich weiterentwickelt, „ich bin viel selbstkritischer geworden“, urteilt Marion Stadler – ohne ihre eigenen Grenzen zu verleugnen. Krimi-Meister wie Agatha Christie oder Dan Brown sind zwar ihre Vorbilder – aber mit deren hoch komplex und raffiniert angelegten Handlungen könne sie nicht mithalten, gesteht die Hobby-Autorin unumwunden ein. Sogar im Vorwort vom „Preißnmörder“; „das war mir sehr wichtig“. Mary und Marion sollen weiterhin bodenständig bleiben, und Essing und das Altmühltal trotz allem eine lebenswerte Heimat. Auch wenn in einem Altessinger Wohnzimmer am Laptop schon wieder das nächste Mordkomplott geschmiedet wird…