Spontan und unkompliziert Evangelische Kirche in Bad Gögging segnet am 23. März auch LGBTQI-Paare
Bad Gögging.„Einfach heiraten“, ohne großes Brimborium oder Vorbereitung, ist das Motto einer Aktion der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Ziel ist, Menschen den Segen Gottes für ihre Partnerschaft zuzusprechen. Auch in Bad Gögging wollen davon Paare Gebrauch machen.
Es ist ein Experiment, das die Evangelisch-Lutherische Landeskirche wagt. Bisher hat es eine ähnliche Aktion nur einmal gegeben – am Valentinstag in einer Kirche in Oberbayern. Neun Paare waren da vor den Altar getreten und haben sich segnen lassen. Jetzt wagt sich auch die Landeskirche und lädt Paare unter dem Motto „Einfach heiraten“ ein.
Und: Dabei spielt es keine Rolle, ob man bereits standesamtlich verheiratet ist oder nicht, oder ob man sich den Segen Gottes anlässlich eines Ehejubiläums wünscht. „LGBTQI+ (lesbisch, gay/schwul, bisexuell, transgender, queer, intersexuell sowie weitere Identitäten und sexuelle Orientierungen)-Paare sind selbstverständlich willkommen“, heißt es auf der Homepage der Landeskirche. Auch eine Kirchenzugehörigkeit ist nicht erforderlich – der Segen Gottes ist an keine Vorbedingungen geknüpft. Teilnehmen können auch Paare, die schon lange verheiratet sind und vielleicht schon Silberne oder Goldene Hochzeit gefeiert haben.
Das Gespräch wird gesucht
Pfarrerin Anne-Katrin Streeck und Pfarrer Michael Murrmann-Kahl sind zuversichtlich, dass auch im Landkreis Kelheim Paare dem Aufruf folgen werden. Vier Paare hätten bereits bekundet, dass sie am 23. März zur Evangelischen Kurkirche Heilig Geist in Bad Gögging kommen wollen. Die Aktion ist etwas für Kurzentschlossene. Man kann sich an diesem Tag von 10 bis 13 Uhr anmelden oder auch spontan vorbeikommen. „Wir feiern Hochzeiten von 13 bis 20 Uhr“, sagen die beiden Geistlichen.
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„Wir machen die Aktion nicht, um Mitglieder zu werben“, stellt Pfarrerin Anne-Katrin Streeck klar. Und ihr Kollege erklärt: „Die Kirche versucht, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen. Wir öffnen gewissermaßen unser Wohnzimmer und die Leute, die etwas erwarten, können kommen.“ Für viele könne das auch ein erster Kontakt zur Kirche sein.
Es geht an diesem Tag um etwas, was man neudeutsch als „Markenkern“ bezeichnet. Die Kirche reduziert sich auf das Wichtige. Dazu gehört auch, dass auf alle Bürokratie verzichtet wird. Es gibt darum auch kein langes Vorbereitungsgespräch.
„Die Aktion soll die Menschen ansprechen, die den Kern – Gottes Segen – wollen“, sagt Anne-Katrin Streeck. Darauf solle sich denn auch die Feier und der Gottesdienst beschränken. Sie erläutert: „Für mich bedeutet das, dass ich meine Liebe und meine Beziehung in einem größeren Zusammenhang stellen will.“ Dazu gehöre auch der Appell an jeden einzelnen, dass man an seiner Beziehung arbeite, „komme, was da wolle“.
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Michael Murrmann-Kahl beschreibt es so: „Segen bedeutet, anderen einen guten Wunsch mitzugeben.“ Darin stecke der uralte Gedanke, „dass es Dinge im Leben gibt, die wir nicht selbst bewegen können“.
Die Aktion zielt auf unterschiedlichste Menschen. Manche haben vielleicht wegen der Corona-Pandemie nicht kirchlich geheiratet, wollen das aber jetzt nachholen. Anderen war schlicht die große Feier mit allen Verwandten zu viel. Auch Paare, die verschiedenen Konfessionen angehören, sind eingeladen.
Kaffee, Muffins und Sekt
Und so bescheiden und kurz die Feier auch sein wird, sie soll durchaus feierlich sein, versprechen die Geistlichen. „Es gibt auch Kaffee, einen Hochzeitsmuffin und ein Glas Sekt“, verspricht Anne-Katrin Streeck. Die Paare können sich auch selbst vor Ort eine Hochzeitskerze basteln. Außerdem ist für Musik gesorgt. Der Chor „Voice Print“ und die Solistin Carola Mohr stehen bereit.
Aus einer Liste von Liedern können sich die Paare aussuchen, welches Lied erklingen soll. Wer es an diesem Tag besonders romantisch gab, sagen die Geistlichen, könne noch das „Hochzeitsglück“-Arrangement beim Hotel Eisvogel buchen.
Und danach? „Was die Paare daraus machen, ist ihre Sache“, sagt Michael Murrmann-Kahl.
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