Amazon-Planung
Freie Wähler: Logistikzentrum bei Rohr ist „großer Eingriff, aber auch Chance“

24.01.2023 | Stand 24.01.2023, 19:00 Uhr
Blick ins Amazon-Logistizentrum Pforzheim (Baden-Württemberg) – bei Stocka will sich der Internetversender niederlassen. Die zu erwartende Verkehrsbelastung ist ein heftig debattiertes Thema. −Foto: Uli Deck/dpa

Wenn sich der Logistikpark Stocka nahe der Autobahnanschlussstelle Rohr/Abensberg schon nicht verhindern lässt, so soll doch ein für alle Beteiligten vertretbarer Kompromiss gefunden werden. Das ist die Quintessenz eines politischen Frühschoppens der Freien Wähler im Landkreis Kelheim.

Bei dem Treffen ging es in erster Linie um Fragen der Verkehrsführung. Die Rohrer FW-Markträte seien sich einig, dass der Logistikpark „unbestritten ein großer Eingriff, aber auch eine Chance“ sei, heißt es dazu in einer von FW-Kreisvorsitzendem Christian Nerb verbreiteten Pressemitteilung. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten würden Arbeitsplätze geschaffen, die auch für Ungelernte eine echte Alternative seien.

Auch für Menschen mit Handicap böten sich Möglichkeiten einer Beschäftigung; zum Beispiel in einer Kooperation mit Behindertenwerkstätten. „Wir haben ein Cabriniheim und ein Berufsbildungswerk in nächster Nähe. Wenn nur einige Personen dieser Einrichtungen bei Amazon auch Arbeit finden würden, was mein großes Ziel wäre, würde ich mich freuen“, ist Rohrs Marktrat Karl Obermeier zitiert.

Verkehr darf nicht zunehmen

Laut Nerb ist ein Logistikpark entsprechend der Festlegungen im Landesentwicklungsplan durchaus genehmigungsfähig.

Zwar solle eine Zersiedelung der Landschaft vermieden werden, allerdings sehen die Ausnahmen ein Logistikunternehmen oder Verteilzentren vor, wenn diese an eine Autobahnanschlussstelle angebunden sei. Nerb sei zwar die Entwicklung von Gewerbegebieten für mittelständische Betriebe eindeutig lieber, für die aber im Bereich Stocka baurechtlich keine Genehmigung möglich sei. Von Saaler Seite aus sei eine Verhinderung des Bauleitverfahren „im Sinne einer guten nachbarschaftlichen Zusammenarbeit der Gemeinden untereinander“ nicht dienlich und auch nicht angestrebt, so FW-Kreisvorsitzender Nerb, der Bürgermeister der Rohrer Nachbargemeinde Saal ist.

Unabhängig davon wolle man aber keine zusätzlichen Belastungen, insbesondere ein höheres Verkehrsaufkommen in Schambach und Offenstetten, für die umliegende Bevölkerung akzeptieren.

Nerb sprach sich klar für eine Verkehrsentlastung für Offenstetten und Schambach aus. In diese Richtung argumentierte auch Dennis Diermeier, Kelheims zweiter Bürgermeister und FW-Direktkandidat für den Landtag. Diermeier sprach von „einer großen Chance“ für den Landkreis Kelheim: „Allerdings muss es eine vernünftige Lösung für den Verkehr geben und keine weiteren Beeinträchtigungen für umliegende Kommunen“.

Alternativen diskutiert

Laut Nerb könne dann die Staatsstraße 2230, die durch Schambach führt, zu einer Gemeindestraße abgewertet und für durchfahrende Lkw gesperrt werden.

Dieser Argumentation schloss sich laut der Pressemitteilung auch der Hausens Bürgermeister Johannes Brunner an. Hausener Bürger befürchteten Ausweichverkehr über Großmuß. Auch die Schaffung von gewerbegebietsnahen Wohnungen werde über kurz oder lang gefordert werden, da das Angebot an geeigneten Immobilien niedrig sei.

Was eine mögliche Ortsumfahrung von Offenstetten angeht, wies der Abensberger FW-Fraktionssprecher Harald Hillebrand darauf hin, dass eine ortsnahe Umgehung in den Wirkkreis des FFH-Gebietes „Binnendünen Siegenburg und Offenstetten“ eingreife und sich zudem im Wasserschutzgebiet und im landschaftlichen Vorbehaltsgebiet befinde.

Auch Anbindungsvorschläge direkt durch eine lang Waldstrecke nach Arnhofen verlagere die Probleme nur von Offenstetten nach Arnhofen. Laut den FW-Frühschoppen-Teilnehmern müsse eine Trasse zwischen Scheuern und Schambach Richtung B 16 mit Einmündung in diese zwischen Arnhofen und Oberteuerting gefunden werden.

Begleitend dazu müsse ein Abbiegespur beim „Sommerkeller“ sowie ein Kreisel im Osten von Offenstetten den Verkehr verlangsamen. Auch die Umwidmung der Staatsstraße 2144 im Ort Offenstetten sei grundsätzlich eine zu prüfende Option, die eher umsetzbar erscheine, als beispielsweise eine Tunnellösung durch Offenstetten.

Solange kein zufriedenstellendes Verkehrsgutachten vorliege, das zurzeit in Bearbeitung sei, werde man zudem keinen Aufstellungsbeschluss fassen, sind die FW-Markträte zitiert.