Expertentipps
„Geiz ist nicht geil am Bau“

Thomas Georgi, Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht, rät zu genauen Verträgen, gesundem Misstrauen – und Erkundungstouren

12.07.2019 | Stand 16.09.2023, 5:38 Uhr

Bei fantastisch günstigen Baupreise sollte man misstrauisch werden, rät Thomas Georgi, Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht. Foto: Peter Heidel

In den allermeisten Fällen können Bauherrn und -firmen auf gegenseitiges Vertrauen bauen. Aber am Bau geht es um viel Geld, und das lockt auch schwarze Schafe an. Gerade für private Bauherrn ist es fatal, wenn sie mit ihrem sauer Ersparten an eine betrügerische Firma geraten. Wie man sich davor schützt, wollen wir von Thomas Georgi wissen. Er ist in Regensburg als Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht tätig.

Das Geld ist geflossen, aber gebaut ist nichts: Wie kann man sich als Bauherr vor diesem Szenario schützen?

Vor allem sollte man im Bauvertrag einen Zahlungsplan vereinbaren. Er sollte möglichst genau festlegen, nach welchem abgeschlossen Bau-Schritt jeweils welche Zahlung zu erfolgen hat. Muster dafür gibt es zum Beispiel bei der Handwerkskammer, in Fachbüchern, im Internet.

Also grundsätzlich keine Vorkasse für den Handwerker?

Bei kleinen Summen kann man das schon machen – aber nicht mit Riesenbeträgen. Ich kenne Fälle mit Überbezahlungen bis zu 70 000 Euro.

Wer lässt sich denn so viel im Voraus entlocken?!

Keineswegs nur leichtgläubige Menschen! Betrüger sind auf kriminelle Weise gut: Sie ziehen den Leuten unglaublich viel Geld aus der Tasche. Aber trotzdem sollte man auch auf sein ,Bauchgefühl’ hören.

Auch der Angeklagte, der sich unlängst vor dem Kelheimer Schöffengericht verantworten musste, schaffte es immer wieder, Kunden und Geschäftspartner um den Finger zu wickeln:

Wie vermeidet man ansonsten noch, an Betrüger zu geraten?

Ein Rat lautet, regionale Unternehmen zu suchen. Geiz ist am Bau nicht geil: Wenn die ausländische Baufirma mit Sitz in Berlin ein unschlagbar günstiges Angebot vorlegt, sollte man misstrauisch werden. Denn zur Zeit sind die Baupreise einfach hoch. Ein weiterer Tipp: Lassen Sie sich Referenzobjekte nennen und schauen Sie sich die dann auch an; fragen Sie nach, welche Erfahrungen die Bauherrn dort mit der Firma gemacht haben. Das ist Aufwand und nervt – aber es lohnt sich!

Es muss ja nicht immer der Betrüger sein, der gar nicht erst an die Baustelle kommt. Auch in der Bauphase können Rechtsstreitigkeiten drohen. Wie lassen sich die vermeiden?

Ratsam ist, einen guten Sachverständigen baubegleitend zu beauftragen. Es ist allerdings momentan nicht ganz einfach, einen zu finden – wegen des Baubooms haben sie viel zu tun. Das Geld, das man für so einen Experten ausgibt, spart man später mehr als ein, für den Baujuristen und den Rechtsstreit.

Aber wenn ich Recht habe, komme ich doch vor Gericht zu meinem Geld?

Gerichte tun sich zunehmend schwer, komplexe Bau-Sachverhalte zu entscheiden, weil sich auch Sachverständige fast nie definitiv festlegen. Deshalb laufen Prozesse meist auf einen Vergleich hinaus. Man muss also auf einen Teil der Leistung verzichten und hat auch noch die Verfahrenskosten.

Sollte man eine Rechtsschutz-Versicherung abschließen?

Für Neubauten gibt es so gut wie keine Anbieter.

Also lieber eine außergerichtliche Einigung anpeilen, wenn es Streit um Bauleistungen gibt?

Das ist eigentlich immer besser. Prozesse sind teurer, dauern länger und der Ausgang ist offen. Wenn man während des Baus merkt, dass eine Leistung nicht passt, kann man auch von seinem Zurückbehaltungsrecht Gebrauch machen und erst mal die doppelte Summe einbehalten, die nötig ist, um die Leistung fertigzustellen.

Was ist ratsamer: Firmen für jedes Gewerk selbst suchen oder einen Generalunternehmer beauftragen?

Dem Generalunternehmer zahlt man mehr als den Firmen bei Einzelvergabe. Aber alle Aufträge einzeln zu vergeben, das ist natürlich eine Riesen-Koordinationsaufgabe – vor allem, weil die Firmen im derzeitigen Bauboom wenig Zeit haben. Ich würd’s mir nicht zutrauen… Es gibt aber auch noch die Möglichkeit, einen Vertrag über eine Baubetreuung abzuschließen, als Alternative zu einem Generalunternehmer.