Kultur
Geschichten der Kreativität

Die Jahres-Ausstellung der Gruppe Kunst in Kelheim findet reichlich Anklang. 90 Kunstschaffende zeigen ihre Werke.

20.08.2021 | Stand 16.09.2023, 1:06 Uhr
„Diner für Ping und Pong“ heißt dieses Werk der Künstlerin Ursula Merker. −Foto: Josef Eder

Glas ist formbar. Glas ist zerbrechlich. Glas kann viele Geschichten erzählen. Das hat Ursula Merker als Gastausstellerin getan... Viele Besucher aus Politik und Gesellschaft kamen zur Eröffnung der Ausstellung der Gruppe Kunst ins Donaugymnasium. Sie dauert bis 29. August. Corona-konform war die Bestuhlung bei der Eröffnung im weitläufigen Innenhof der Bildungsstätte. Musikalisch begleitete die Veranstaltung Heinz Grobmeier auf Glas-Instrumenten.

Sehnsucht nach Kunst greifbar

Jürgen Frömberg, der Vorsitzende, betonte, dass die 47. Ausstellung liebevoll geplant wurde. Er zitierte bei seiner Rede Giovanni Boccaccio (1313 – 1375), der als italienischer Schriftsteller mit damals unbekanntem Realismus und Witz der facettenreichen Gesellschaft des 14. Jahrhundert die Augen geöffnet hatte. Die Pest, die zu der Zeit vorherrschte, hatte wie Corona pandemische Züge. Nur privilegierte Menschen konnten ihr ausweichen. Leider musste 2020 zum ersten Male in der Geschichte der Gruppe Kunst die Jahresschau Corona-bedingt ausfallen. Heuer ist sie auf mehr Räume verteilt. Die Sehnsucht nach Kunst ist überall greifbar – und Kunst lebt vom realen Betrachten, sagte Frömberg.

„Heuer sind ein Viertel der Kunstgegenstände, so viel wie noch, nie Skulpturen. Ein Neumitglied aus Herrnsaal beteiligt sich mit Holzskulpturen. Sie stehen omnipräsent im Eingangsbereich“, betont er im Vorgespräch. Seit 15 Jahren stellen Menschen mit Behinderung durch die Initiative des Ehrenvorsitzenden Horst Fochler mit aus. Nur durch die Zusammenarbeit vieler ist es seit so Jahren möglich, dass Kunstschaffende aus dem Landkreis Kelheim „in unserer Jahresausstellung“ eine Auswahl ihrer Werke der Öffentlichkeit zeigen können. Die Ausstellung findet ihm zufolge großes Interesse und ist ein bedeutendes Ereignis im kulturellen Leben des Landkreises.

Ausstellungsort:Öffnungszeiten; Sonntag 22. August: Sonntag: 29. August:
Donaugymnasium am Rennweg 81Montag bis Freitag, 14 bis 18 Uhr, Wochenende 10 bis 18 Uhr, der Eintritt ist frei.14 bis 17 Uhr Graffiti-Aktion im Freien14 bis 17 Uhr Musik: JAZZ-Gruppe „Contraphon; stündliche Lesung von Eva Hunold „Traurige Gespenster“ (lje)

Landrat Martin Neumeyer freute sich, dass die beliebte Ausstellung – zwar unter Auflagen – dennoch stattfinden kann. „Wir“, sagte der Landrat, „brauchen die Kunst und die Kunstschaffenden. Ohne sie wäre das leben eintönig und farblos.“ Vielfalt statt Einfalt gehört dem Landrat zufolge seit über vier Jahrzehnten zum festen Jahresablauf des Landkreises.

Diese Ausstellung zählt zu den Höhepunkten des örtlichen Kulturlebens. Sie ist eine entscheidende und geschätzte Bereicherung für alle einheimischen und auswärtigen Kunstfreunde gleichermaßen. Heuer zeigen 90 Kunstschaffende vielseitige Werke mit interessanten Techniken und Stilrichtungen. Die Vielfalt ist der Reiz und gewissermaßen das Markenzeichen.

Weiter ging er auf Ursula Merker ein, der er abschließend einen Blumenstrauß überreichte. Die Künstlerin erhielt dreimal den Bayerwaldglaspreis. Sie ist international anerkannt durch weltweite Ausstellungen und Lehrtätigkeiten. Mit ihr, der Bildhauerin unter den Glaskünstlern, wuchsen auch die Techniken und Bearbeitungsideen für Glas. Ihre Glasobjekte werden aufgebrochen zu Reliefs, die Skulpturen entstehen lassen.

Retrospektive Rundblicke

Merker beschreibt ihre Objekte als retrospektive Rundblicke auf bisheriges Leben. Die Objekte hat sie teilweise selbst in der Kunstglashütte von Glasmacher Theo Sellner in Lohberg am Osser geblasen. „Ich will Geschichten erzählen, durch Sandstrahlen die Tiefen aus dem zerbrechlichen Material hervorholen.“ Ein Blickfang sind die Glasdrucke, die sie, wie früher Buchdrucker, mit Handdruckmaschinen fertigt; Prägungen wie im Tiefdruckverfahren. Ein Blickfang ist das Werk „Magic for Kitsch“ oder „Diner für Ping und Pong“. Auf einer Tischtennisplatte, als Esstisch, stehen Speisen. Es gibt zwei mit Motiven versehene gläserne Stühle mit hohen Lehnen an den Enden. „Weitere Werke, wie „Genien sind müde“ und die „Modernisierung der Kommunikation“ präsentiert sie ebenso.