Am Wochenende trat Hans Söllner gleich zweimal im Weißen Brauhaus auf. Er gastierte am Freitag und Sonntag, damit das schon im vergangenen Jahr geplante Konzert wegen Corona nicht nochmal verschoben werden musste, und alle, die sich damals schon eine Karte gekauft hatten auch mit Mindestabstand-Bestuhlung kommen konnten. Der Saal war an beiden Abenden voll.
Man könnte Bände schreiben über den bairischen Liedermacher aus Bad Reichenhall. Seit 45 Jahren tut er seine Meinung kund, mittlerweile ist er 65. „Sie haben mir einen Rentenausweis geschickt und ich bekomme 66,40 Euro Rente im Monat.“, erzählte er. „Weil ich nichts eingezahlt hab, ich hab gedacht, die zahlen für mich ein.“ Er spielt aber wohl nicht nur wegen seiner überschaubaren Altersbezüge immer noch Konzerte, sondern weil er es liebt, herumzureisen, aufzutreten, live zu spielen. Und das ist jedes Mal anders. Die Besucher wissen nie, wie er drauf ist, was er sagt und spielt. Er ist auch nach so vielen Jahren noch für Überraschungen gut.
Hans Söllner ist sich treu geblieben, hat dazu gelernt und entwickelt sich immer noch weiter. So wild wie früher ist er nicht mehr, Anzeigen und Gerichtsverfahren haben ihm nach eigenen Angaben im Laufe der Zeit rund 300.000 Euro gekostet. Er hat seine Wut auf Politiker, Ämter, Gesetzeshüter, Nazis, Mächtige und Mitläufer etwas besser unter Kontrolle, sagt aber noch immer, was er fühlt und denkt.
So mag er den Ministerpräsidenten nicht mehr sehen, der „mir mit 65 Jahren vorschreibt, dass ich wegen Corona um 21 Uhr nicht mehr raus gehen darf.“ Weil vorschreiben habe er sich noch nie etwas lassen. Söllner hat immer gesagt und getan, was er wollte, weshalb er bis heute aneckt. Er provoziert und polarisiert - mit Wut, Biss und viel Humor. Man muss nicht immer seiner Meinung sein, kann sich aber immerhin zum Nachdenken anregen lassen. Weil er authentisch ist und ehrlich, wenn er von seinen Ängsten, Gefühlen und Hoffnungen singt – gegen Umweltzerstörung und Tierquälerei, für Toleranz und die Freiheit jedes einzelnen. (xku)