Erfolg Hilfe für die Ärmsten der Armen
Menschen in Russland sind auf Hilfe aus dem Westen angewiesen. Der Caritas-Arbeitskreis Bad Gögging hilft seit 20 Jahren.

Neustadt an der Donau.Es war ein Paukenschlag. 170 Kinder und ihre Betreuer aus Russland kamen vor 20 Jahren zu einer dreiwöchigen Kur nach Bad Gögging. Die Aktion war von mehreren Frauen eingefädelt worden, die einen unerschütterlichen Glauben hatten. Eine zieht Bilanz.
„Das Ziel unserer Aktion war, Kindern in Russland, speziell in St. Petersburg, zu helfen“, sagt Pauline Haunschild. Vorsitzende des Caritas-Arbeitskreises für russische Waisen- und Straßenkinder Bad Gögging, der aus der einst spontan geplanten Aktion entstanden ist und bis heute Hilfsorganisationen organisiert. Pauline Haunschild erklärt: „Nach dem großen Umbruch in den sozialistischen Ländern ging es dort wirtschaftlich bergab. Viele Menschen verfielen angesichts der hoffnungslosen Lage dem Alkohol. Wenn die häusliche Situation unzumutbar war, wurden die Kinder in Heime gebracht.“
Zur Kur nach Bad Gögging
Martin Ott, Lufthansa-Pilot aus Pfaffenhofen, „Papst-Flieger“ und Musiker, hatte Pauline Haunschild von den Verhältnissen erzählt. Die mehrfache Mutter ließ das Schicksal der Kinder und ihr oft schlechter gesundheitlicher Zustand nicht ruhen. Durch den Kontakt zu Maria Zinsmeister und ihrem Verein „Nadjeschda - Hoffnung für russische Kinder“ wurde die Idee geboren, Kinder zu einer Kur nach Bad Gögging einzuladen. Mitglieder des Pfarrgemeinderates der Pfarrei St. Andreas halfen.
Am 29. September 2000 nachmittags landete die erste Maschine mit Kindern und Betreuern in München. Pauline Haunschild erinnert sich: „Es war ein überwältigender Anblick, als aus allen Fenstern des Flugzeuges Kinderhände gewunken haben und die Kinder ausstiegen.“ Die Freude war nicht ungeteilt. In Bad Gögging gab es auch kritische Stimmen. Doch die, sagt die Vorsitzende des Caritas-Arbeitskreises, wich schon nach wenigen Tagen.

Als Wochen später der Abschied nahte, waren zahlreiche Kontakte geknüpft, beim Gegenbesuch der Helfer wurden erste weitere Projekte gestartet. „Das erste war unser Straßenkinderprojekt in Luga, gefolgt vom Mutter-Kind-Projekt, Hilfe für arme Familien, Einzelschicksale, Herberge für kranke und sterbende Obdachlose und jetzt in der Pandemie die Lebensmittelhilfe für arme Familien, da alle Behörden nur online zu erreichen waren“, zählt die mehrfache Mutter auf. „Das ist eine Katastrophe.“
Konzerte als Unterstützung
Die Projekte haben viel Geld gekostet. Ein großer Teil der erforderlichen Beträge wurde in all den Jahren mit Spenden bestritten, dazu kamen die Einnahmen aus den von Martin Ott organisierten Benefizkonzerten zum Jahresende in Bad Gögging und Ingolstadt. Weil die Konzerte aufgrund der Corona-Pandemie nicht stattfinden können, knüpfte der Caritas-Arbeitskreis in diesem Jahr an eine Aktion an, die ganz am Anfang stand: Zur Ankunft der Kinder vor zwanzig Jahren war auf dem Vorplatz der St. Andreas-Kirche in Bad Gögging eine Krippe aufgebaut worden. „Die Krippe war der tägliche Treffpunkt, von dem aus man zu den täglichen Adventsfenstern gehen wollte.“

So fand heuer im Advent jeden Tag eine Darbietung auf dem Kirchplatz statt. Passend zur vorweihnachtlichen Zeit wurden kleine Konzerte und unterhaltsame Geschichten vorgetragen. Der Arbeitskreis hoffte, auf diese Weise an Spenden zu gelangen, um bedürftige Menschen in St. Petersburg zu unterstützen.
„Immer sehr berührt“
Pauline Haunschild ist inzwischen 17 Mal in Russland gewesen. Sie hat schlimmstes Leid erlebt. Darum sagt sie: „Das Schicksal der Menschen hat mich immer sehr berührt.“ Die Bad Göggingerin ist froh, dass sich in den Jahren, die es den Arbeitskreis gibt, einiges verbessert hat. Anfangs hatten die Mitglieder des Arbeitskreises auch Kleidung nach Russland geschickt, doch „hat sich die Situation in St. Petersburg, was Kleider betrifft, verbessert.“
Dennoch gebe es noch lange keinen Grund, um die Hilfe einzustellen. Die Wohnungsnot sei groß, das schaffe neue Probleme. Zuletzt sei aufgrund der Pandemie auch die Obdachlosenküche geschlossen worden, die man unterstützt habe. „Eine Katastrophe.“
Vor 20 Jahren
-
Besuch:
Am 29. November 2000 trafen 149 Kinder und 21 Betreuer aus Russland in Bad Gögging ein. Den Flug hatte Lufthansa-Pilot Martin Ott organisiert. 120 Frauen und Männer aus dem Landkreis Kelheim kümmerten sich um die Gäste.
-
Programm:
Zum Programm gehörten drei Mahlzeiten täglich im Hotel zur Sonne, aber auch Bastelnachmittage und Ausflüge, zum Beispiel auch eine Schifffahrt auf der Donau von Regensburg nach Kelheim sowie der Besuch von Christkindlmärkten.
-
Untersuchungen:
Wichtig für die Kinder aus St. Petersburg waren aber auch die ärztlichen Untersuchungen und die zahnärztlichen Behandlungen, die von Medizinern aus Bad Gögging und Umgebung kostenlos vorgenommen wurden.
-
Brillen:
Auch für Durchblick wurde gesorgt: 60 Kinder erhielten neue Brillen. Auszubildende der Berufsschule des Friseurhandwerks in Kelheim schnitten den Kindern die Haare und verpassten ihnen neue Frisuren.
Weitere Artikel aus diesem Ressort finden Sie unter Kelheim.