Riedenburger Realschule
„Jeden Tag gern in diese Schule gegangen“

20.07.2022 | Stand 15.09.2023, 4:21 Uhr
41 Jahre war Franz Kirschner an der Staatlichen Realschule in Riedenburg Lehrer für Deutsch und Religion. Am Ende des Schuljahres geht er in den Ruhestand. −Foto: Erl

Am Ende seiner Schulzeit nur leise „Tschüss“, seit der Rechtschreibreform 1996 auch mit drei „s“, zu sagen, ist nicht die Art von Franz Kirschner.

Immerhin war er 41 Jahre als Lehrer für Deutsch und Religion an der Johann-Simon-Mayr-Realschule tätig, von wo er sich nun am Ende dieses Schuljahres in die ganz großen Ferien verabschiedet.

Kaum ein anderer Lehrer hat so lange an der Staatlichen Realschule bei ganzen Generationen von Kindern die Liebe zu Sprache und Schrift und das Interesse für Religion und religiöse Themen zu wecken versucht wie er. Längst saßen über die Jahrzehnte auch die Kinder und bisweilen sogar die Enkel seiner ersten Schülergeneration vom September 1981 vor ihm in den Bänken.

1000 Abschlussprüfungen

Seither musste er wohl gut 1000 Abschlussprüfungen in Deutsch korrigieren. Doch auch wenn er über vier Jahrzehnte den Schulalltag immer wieder erlebte, verspürte er nie so etwas wie Langeweile. „Ich bin jeden Tag gern in diese Schule gegangen. Und wenn ich noch einmal jung wäre, ich würde alles wieder genau so machen. Ich würde wieder Lehrer werden und ich würde wieder die gleiche Frau heiraten“, sagt er mit einem strahlenden Lächeln.

Dass der gebürtige Regensburger in Riedenburg sesshaft geworden ist, hat er letztlich auch seiner Uschi zu verdanken. Er und die Studentin aus Saal lernten sich während des Studiums an der Uni Regensburg kennen und nachdem Franz Kirschner seine Staatsprüfung mit Platzziffer Eins für seine Fächer in ganz Bayern abgelegt hatte, fiel seine Wahl nach dem Referendariat in Bad Kissingen und an der Staatlichen Mädchenrealschule in Weiden, wo er auch seine erste Planstelle bekam, auf das heimatnahe Riedenburg als Schulstandort.

Seitdem hat er nie wieder ein Versetzungsgesuch geschrieben. Dass er nach dem Abitur trotz entsprechender Angebote kein Jurist oder Finanzbeamter geworden ist, zaubert heute noch ein Grinsen in sein Gesicht. Für das Studium als Religionslehrer musste er sogar das große Latinum in nur einem Jahr nachholen, aber Religion hat ihn damals schon brennend interessiert. „Ich will und wollte nie jemandem in seine Glaubenspraxis reinreden. Aber Religion in all ihren Facetten bewegt die Menschen und Religion spiegelt immer auch die zeitnahen Strömungen und Probleme“, ist seine Analyse.

Das gilt seit seinen Anfangsjahren als Lehrer immer noch, selbst wenn kein einziger Stein der damaligen Realschule mehr auf dem anderen steht und kein einziger der ehemaligen Kolleginnen und Kollegen mehr im Team mit dabei ist. „Aber das Flair der Schule und der hervorragende Teamgeist von damals sind geblieben“, unterstreicht Franz Kirschner und setzt sogar ein nonverbales Ausrufezeichen dahinter.

Am Lehrerberuf fasziniert ihn, dass man jede Stunde andere Menschen vor sich hat und man im Umgang mit jungen Leuten immer am Puls der Zeit ist. „Und es ist ein tolles Gefühl, wenn man Schüler hat, die ihre Chancen nutzen und deren Lebensweg nach der Schule steil nach oben geht“, legt er nach.

Auf die immer wieder gestellte Frage, ob Lehrer alles oder sogar alles viel besser wissen, winkt er gelassen ab. „Lehrer zu sein ist weit mehr, als nur Wissen zu vermitteln. Da geht es vor allem um Motivation und menschliches Verständnis. In seinen Fächern muss er natürlich einen Wissensvorsprung haben, aber man muss auch mal zugeben, dass man etwas nicht weiß“, ist seine Überzeugung.

Kirschners eigener Anspruch war, Wissen rüberzubringen und fair zu benoten. „Den Schülern Einser in Religion nachzuwerfen habe ich nie gemacht. Sie sollten immer nachvollziehen können, wie sich Noten – auch im Fach Deutsch – zusammensetzen“, erklärt er. Viele seiner Überzeugungen und Erfahrungen konnte er 15 Jahre lang als Betreuungslehrer für Referendare weitervermittelt.

Aufsicht im Staatsexamen

Zusätzlich zu seinem Lehramt war er auch als Aufsicht im Staatsexamen und Zweitprüfer für Religionsdidaktik an der Universität Passau tätig. Nun geht er im Rückblick mit einem guten Gefühl in den Ruhestand, eine Ausstandsfeier im Kreise der aktiven und der ehemaligen Kollegen hat er längst vorbereitet.

Franz Kirschner weiß jetzt schon, dass ihm der Schulalltag zumindest in der ersten Zeit fehlen wird. Aber als leidenschaftlicher Weltreisender und mit aktuell noch drei Enkelkindern wird dem Studienrat außer Dienst nach 45 Arbeitsjahren dann die Zeit sicherlich nicht lang werden.